Die Strandszene im DDR-Wandbild von Gerhard Richter in Dresden ist wieder zu sehen. Als einziger Teil des fast 70 Jahre alten Werks „Lebensfreude“ im Deutschen Hygiene-Museum ist sie freigelegt worden. Die Szene sei eine zentrale Partie in dem Frühwerk des heute 93-jährigen Künstlers und repräsentativ für das gesamte Wandbild, sagte Museumsdirektorin Iris Edenheiser am Montag in Dresden. Sie zeige die in der DDR angestrebte erzieherische Funktion im öffentlichen Raum sehr deutlich.Dargestellt wurden von dem damals 24-jährigen Richter im Stil des sozialistischen Realismus Kinder und Erwachsene nach dem Baden und beim Spielen. Die Farbigkeit ist matt und zurückhaltend. Ein Restaurator und eine Restauratorin befreiten den etwa 19 Quadratmeter großen Ausschnitt des 63-Quadratmeter-Wandbildes systematisch von etwa zehn Farbschichten. Die Arbeiten dauerten etwas mehr als ein Jahr.Richter hatte das Wandbild in einem der Treppenhäuser des Museums 1956 zum Abschluss seines Studiums in Dresden geschaffen. Über die Jahre war es mehrfach überstrichen worden, erstmals 1979 mit Zustimmung des Instituts für Denkmalpflege. Dieser studentischen Arbeit sei „keine künstlerische Bedeutung beizumessen“, hieß es damals. Das Vorgehen hatte aber wohl vor allem politische Gründe: So wurde im Zusammenhang mit der Übermalung auch Richters „Republikflucht“ erwähnt. Der Künstler war 1961, wenige Monate vor dem Bau der Berliner Mauer, nach Westdeutschland ausgereist.Laut Restaurator Albrecht Körber ist der Ausschnitt in einem guten Zustand, obwohl das Bild zunächst mehr als 20 Jahre lang frei zugänglich und ungeschützt gewesen sei. Bis auf wenige Fehlstellen und partielle Risse ist der Teil nahezu unbeschädigt.An einigen Stellen seien Farbreste auf der Malschicht verblieben, um mögliche Schäden am Werk zu vermeiden, sagte Körber. Retuschen seien bewusst nicht vorgenommen worden. Das Bild soll in einem authentischen Zustand und mit den historischen Spuren gezeigt werden. Es war lange Zeit weitgehend in Vergessenheit geraten.Die Freilegung des Bildes erlaube, „die komplexe Geschichte des kulturellen Erbes der DDR-Geschichte zu reflektieren“, sagte Edenheiser. Sie sei vor allem für das Hygiene-Museum ein Stück Aufarbeitung.Laut dem Leiter des Dresdner Gerhard Richters Archivs, Dietmar Elger, gibt es kein vergleichbares Originalwerk von Richter. Die Art der Malerei sei höchst professionell, so seien etwa die Farben vertikal mit kurzen Pinselstrichen aufgetragen worden.Die Freilegung kostete laut Museum rund 220.000 Euro. Sie war ein Projekt des Hygiene-Museums und der Wüstenrot Stiftung in Kooperation mit der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Unterstützt wurde das Vorhaben von der Ernst von Siemens Kunststiftung. Das Museum holte zuvor von Richter das Einverständnis für eine partielle Freilegung ein.Eine erste Anfrage im Jahr 1994 diesbezüglich hatte der Künstler noch abgelehnt. Er befürchtete unter anderem, dass ein solcher Rückblick auf sein Schaffen in der DDR sein Werk stören würde. Der gebürtige Dresdner ist einer der einflussreichsten Künstler der Gegenwart.The post Wandbild von Gerhard Richter aus Zeit der DDR teilweise freigelegt appeared first on Evangelische Zeitung.