Das Deutsche Jugendinstitut (DJI) wird gemeinsam mit dem Stadtjugendamt München Gewalt- und Unrechtserfahrungen von Menschen wissenschaftlich untersuchen, die im Zeitraum von 1945 bis 1990 vom Jugendamt in Heimen, Pflege- und Adoptivfamilien untergebracht wurden. Anhand der Ergebnisse soll außerdem ein Konzept zur Vorbeugung von Gewalt erarbeitet werden, teilten das DJI und die Stadt am Dienstag nach der Vorstellung des Projektes in München mit. Mit der systematischen Aufarbeitung nehme die Stadt München eine deutschlandweite Vorreiterrolle ein, sagte Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD). „Es geht darum, die Mauern der Scham und des Schweigens zu durchbrechen“, sagte DJI-Direktorin Sabine Walper.Die DJI-Forschenden wollen der Frage nachgehen, welche Formen physischer, psychischer und sexualisierter Gewalt Betroffene erlebt haben. Das DJI werde sich schwerpunktmäßig der Zeit von 1945 bis 1990 widmen, das Stadtjugendamt München übernimmt die Aufarbeitung der Zeit nach 1990, seit das Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) gilt, hieß es in der Mitteilung. Dazu führen die Wissenschaftler Interviews mit Menschen, die in ihrer Kindheit und Jugend in Heimen oder bei Pflege- oder Adoptivfamilien lebten, und analysieren Akten aus städtischen Heimen sowie zugehörige Vormundschaftsakten.Es gehe auch darum, die Organisationen zu untersuchen, die Missstände erst ermöglicht hätten und eventuelle Netzwerke unter Tätern zu identifizieren, hieß es weiter. Auch politische, legislative und gesellschaftliche Strukturen und Entwicklungen sollen analysiert werden. „Wir wollen herausfinden, welche Gewalttaten in der Vergangenheit geschehen sind und was diese Taten ermöglicht hat“, sagte DJI-Direktorin Walper. „Je genauer wir die Risiken für sexualisierte Gewalt und Missbrauch verstehen, umso besser können wir diese Risiken für Kinder und Jugendliche in Zukunft verringern.“Anhand der Ergebnisse der Aufarbeitung soll ein Präventionskonzept erarbeitet werden, das die bestehenden Konzepte erweitert und zusätzliche Maßnahmen mit aufnimmt, um Kinder und Jugendliche besser zu schützen und ihre Rechte zu etablieren. Eine unabhängige Expertenkommission, die im Jahr 2021 von der Landeshauptstadt München zur Aufarbeitung von Missständen in Heimen, Pflege- und Adoptionsfamilien eingesetzt worden ist, begleitet das Projekt bis Dezember 2026. (00/0391/04.02.2025)The post Unrechtserfahrungen in Münchner Heimen sollen aufgearbeitet werden appeared first on Evangelische Zeitung.