US-Footballteam in Missbrauchsskandal der Kirche verwickelt

Wait 5 sec.

Kurz vor dem Super-Bowl-Finale in New Orleans erschüttern geleakte E-Mails das NFL-Team der US-Metropole. Die “Saints” sollen dem Erzbischof auf fragwürdige Weise geholfen haben – in einer heiklen Angelegenheit.Die Erzdiözese New Orleans stand im Sommer 2018 vor dem Abgrund. Ein Missbrauchsskandal erschütterte die katholisch geprägte Stadt im Südstaat Louisiana. Inmitten dieser Krise kam Hilfe aus unerwarteter Richtung. Der Kommunikationschef des populären Profi-Footballteams New Orleans Saints, Greg Bensel, ein frommer Katholik, bot der Kirche seine Expertise in Krisenmanagement an. Das geht aus mehr als 300 internen E-Mails hervor, die an die “New York Times” gelangt sind.Anlass für die eigentümliche Kooperation waren offenbar Medienberichte über einen ehemaligen Diakon und Lehrer. Trotz zahlreicher Missbrauchsvorwürfe soll ihm das Erzbistum weiter den Dienst in einer Kirchengemeinde erlaubt haben. Die Situation war also besonders heikel. Unter dem seit 2009 amtierenden Erzbischof Gregory Aymond hatte die Kirche bereits Millionen Dollar Entschädigungen zahlen müssen. Zugleich hielten ihm Opfervertreter vor, dass er einschlägige Vorwürfe weder zeitnah öffentlich gemacht noch an die Strafverfolgungsbehörden weitergeleitet habe.Aymond stand unter Druck, eine Liste mit “glaubhaft beschuldigten” Klerikern herauszugeben – wie es andere Bistümer getan hatten. Die PR-Abteilung der Diözese war mit dem großen Medieninteresse überfordert und benötigte dringend professionelle Unterstützung. Da kam das Hilfsangebot von Bensel gerade recht. Wer die Pressearbeit eines Teams der National Football League koordiniert, verfügt schließlich über allerhand nützliches Know-how.Bensel hatte sich die Rückendeckung von Saints-Besitzerin Gayle Benson eingeholt. “Die Probleme, mit denen der Erzbischof zu kämpfen hat, waren nie seine eigenen”, heißt es in einer der durchgesteckten Mails. Die ebenfalls fromme Katholikin war allzu gern bereit, dem in Bedrängnis geratenen Kirchenführer zu helfen. Sie hatte seit 2007 nicht nur mehr als 80 Millionen Dollar an katholische Einrichtungen gespendet, sondern ist bis heute eng mit Aymond befreundet.Und so begann die Zusammenarbeit zwischen dem Erzbistum und dem – zumindest dem Namen nach – “heiligen” Team der Saints. Rasch entstand so eine intensive Kampagne zur Imagerettung der Kirche. Im Oktober 2018 wandte sich Bensel an die Chefs wichtiger Lokalzeitungen. Obwohl er betonte, als Privatperson und Katholik zu handeln, nutzte er gezielt seine einflussreiche Position im Profi-Sport.“Wir haben den richtigen Mann zur richtigen Zeit”, warb Bensel für Erzbischof Aymond. “Eine kritische Berichterstattung wäre weder förderlich noch richtig”, schrieb er unverhohlen. Er bot den Zeitungen ein Interview mit Aymond an, zu dem es später auch kam. Team-Besitzerin Benson war begeistert. “Großartiger Brief, Greg – genau richtig!”, lobte sie die Initiative ihres PR-Mannes.Als die Erzdiözese im November 2018 ihre Liste mit “glaubhaft beschuldigten” Klerikern veröffentlichte, war Bensels Team tief involviert. “Wir hatten gestern Abend ein Gespräch mit Leon Cannizzaro [damals Bezirksstaatsanwalt; d. Red.], das uns ermöglichte, bestimmte Personen von der Liste zu nehmen”, schrieb Bensel in einer Mail.Die Kirche bestreitet zwar jegliche Einflussnahme. Die Zahlen deuten indes darauf hin, dass tatsächlich mehrere Namen gestrichen wurden. Während das Erzbistum 79 beschuldigte Kleriker auflistet, dokumentierten Opferanwälte Angaben zu mehr als 300 mutmaßlichen Tätern. Die Diskrepanz wirft unangenehme Fragen auf. Der amtierende Bezirksstaatsanwalt von New Orleans, Jason Williams, sagte nun, die E-Mails offenbarten “ein beunruhigendes Muster von Vertuschung”.Als die Saints eine Vorladung erhielten, ihre Kommunikation mit der Kirche offenzulegen, reagierte Bensel unwillig. “Ich werde nicht genug dafür bezahlt”, schrieb er an ein Familienmitglied. “Die Saints haben ihre enorme Reputation in New Orleans missbraucht, um einen Missbrauchsskandal kleinzuhalten”, kritisiert dagegen Opferanwalt Richard Morton. Sein Vorwurf an das landesweit beliebte Team: “Statt den Opfern zu helfen, unterstützten sie ein System der Verschleierung.”Die Staatsanwaltschaft ermittelt unterdessen weiter. Durchsuchungen beim Bistum könnten zu neuen Erkenntnissen führen. Derweil bereitet sich New Orleans auf den Super Bowl vor, das Finale der US-Football-Profiliga. Das Mega-Event, das zu den größten Sportereignissen weltweit zählt, findet am Sonntag statt – ausgerechnet im Superdome der Saints.The post US-Footballteam in Missbrauchsskandal der Kirche verwickelt appeared first on Evangelische Zeitung.