Die alte „Anstaltsgemeinde“ im Stephansstift Hannover geht ungewöhnliche Wege. Sie will zu einer Personalgemeinde werden, die sich nicht nur an die Bewohner und Mitarbeiter der diakonischen Einrichtung wendet, sondern auch an Interessierte außerhalb – Christen wie Nichtchristen.“Wir laden alle ein, die sich mit den diakonischen Zielen identifizieren, eine vielfältige Gesellschaft bejahen und mit Menschen mit Handicap zusammenarbeiten wollen“, beschreibt Pastor Sven Quittkat, wie er sich die neue Personalgemeinde im Stephansstift Hannover vorstellt. Doch welche konkrete Angebote sie machen wird, das weiß der Theologe selbst noch nicht. „Das wird von den Menschen abhängen, die sich hier hoffentlich bald einbringen.“Den Wandel der Gesellschaft ernstnehmenDoch eins ist für Quittkat schon jetzt klar: „Wir wollen weg vom Bild der Anstaltsgemeinde aus dem 19. Jahrhundert, die Bibelstunden anbietet.“ Es seien zeitgemäße Formen gefragt, die alle Menschen in den Blick nehmen. Die Ansprüche der Klienten hätten sich gewandelt, und bei den Bewohnern handele es nicht mehr ausschließlich um Christen.Erste Schritte hin zu mehr Offenheit hat die Gemeinde mit ihren rund 250 Mitgliedern schon länger unternommen. Denn schon jetzt laden die Mitarbeitenden des Stephansstifts die Klienten und Bewohner zu Gottesdiensten in den Häusern ein, egal welcher Konfession oder Glaubensrichtung sie angehören, oder besuchen sie auf den Zimmern. Daneben gibt es vielfältige musikalische Angebote, und die Kirche von 1895, die mitten auf dem Stiftsgelände im Osten Hannovers liegt, kann für Trauungen oder CD-Aufnahmen gebucht werden.Nichtchristen sollen “Gästestatus” erhaltenJetzt steht die alte „Anstaltsgemeinde“ allerdings vor einem zukunftsweisenden Einschnitt. Am 11. Mai soll sie mit der Wahl eines Kirchenvorstands auch offiziell zur Personalgemeinde werden.Ungewöhnlich bei diesem Vorhaben ist, dass sie sich nicht nur an Christen wendet, sondern bewusst auch an Nichtchristen. „Wir bieten allen Interessierten die Möglichkeit zur Gastmitgliedschaft“, erklärt Quittkat. So sehe es die Satzung des Stephansstifts vor, und so sei es von der Landeskirche Hannovers genehmigt worden. Die Gastmitglieder hätten in Versammlungen Rederecht, düften jedoch nicht abstimmen, sagt Quittkat.Durch die neue Form seien viele Möglichkeiten zur Ausgestaltung der Gemeindearbeit denkbar, führt Quittkat weiter aus. „Vielleicht sind es Gottessdienste mit besonderer Musik oder gemeinsame Feiern in anderer Form oder kreative Mittagspausen.“ Bisher hätten rund 30 Menschen ihr Interesse zur Mitarbeit bekundet. „Sie suchen eine neue Form von geistlicher Gemeinschaft und finden unseren überkonfessionellen Ansatz reizvoll“, erzählt Quittkat. Außerdem gehe es vielen um das diakonische Engagement. „Sie wollen nicht nur reden, sondern tun.“The post In Hannover ensteht die erste Gemeinde für Nichtchristen appeared first on Evangelische Zeitung.