Manganknollen sind seit dem 19. Jahrhundert bekannt. Die metallischen Aggregate, die in der Tiefsee vorkommen, produzieren neben Elektrizität auch Sauerstoff. Das größte Vorkommen befindet sich in der Clarion-Clipper-Zone im Zentralpazifik mit 21 Milliarden Tonnen.Damit könnten rund 20 Megawatt Strom erzeugt werden. In den 1960er und 1970er Jahren wurden Manganknollen als mögliche Rohstoffquelle entdeckt. Was bedeutet das für die Zukunft und welche Folgen hätte der Abbau des Gesteins für die Meereswelt? Von Frank SchwedeDie durchschnittliche Tiefe unserer Weltmeere liegt bei rund viertausend Metern. Die tiefsten Punkte sogar bei fast elftausend Meter. Über die Lebensbedingungen dort unten wissen wir bis heute so gut wie nichts. Der Weltraum ist umfangreicher und besser erforscht als die Weltmeere.Was wir jedoch wissen, ist, dass am Meeresboden dunkle und kalte Bedingungen herrschen. Dorthin gelangt kein Sonnenlicht. Dort wachsen folglich auch keine Pflanzen. Daher nahmen Forscher lange Zeit an, dass es in der Tiefsee keinen Sauerstoff gibt, weil es ohne Licht keine Photosynthese gibt – der wichtigste Prozess zur Sauerstoffproduktion.Eine neue Studie liefert nun Hinweise, dass auch in der Tiefsee Sauerstoff produziert werden kann. Mithilfe von Sensoren könnte ein internationales Forschungsteam in der Clarion-Clipperton-Zone im Zentralpazifik Sauerstoffgehalt am Meeresboden nachweisen.Doch der Sauerstoff wurde nicht von Pflanzen oder Meeresbewohner erzeugt. Er kam von Manganknollen, ein Millionenjahre altes metallisches Gestein, das Elektrizität erzeugt. Manganknollen sind dazu in der Lage, genügend Strom zu erzeugen, um Wassermoleküle in Wasserstoff und Sauerstoff aufzuspalten. Die Ergebnisse dieser Studie aus dem Jahr 2024 zeigen, dass der Sauerstoffgehalt in einem Zeitraum von zwei Tagen anstieg. Die sensationelle Entdeckung warf zunächst die Frage auf, wie die Sauerstoffproduktion ohne Photosynthese überhaupt möglich ist.Da in die Tiefe der Meere kein Licht vordringt, wird der nachgewiesene Sauerstoff auch als „dunkler Sauerstoff“ bezeichnet. Eine potentielle Ursache für die Produktion von Sauerstoff sind nach Meinung der Forscher die Manganknolle.Zwischen den metallreichen Knollen entstehen elektrische Spannungen, sodass wie bei einer Batterie Strom fließen kann. Diese elektrische Spannung sorgen dafür, dass Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten wird. Ein Vorgang, den Forscher als Wasserelektrolyse bezeichnen.Um diese Vermutung bestätigen zu können, sind laut den Forschenden allerdings noch weitere Untersuchungen notwendig. Klar ist aber, dass die Sauerstoffproduktion viele Fragen mit sich bringt. Gleichzeitig zeigt sie auch, wie wenig wir über die Tiefsee wissen.Lange Zeit ein KuriosumGeplant ist, Manganknollen vor allem in der Clarion-Clipperton-Zone abzubauen, da sie beispielsweise für Windräder, Solaranlagen oder Batterien für Elektroautos verwendet werden können. Die Existenz dieser Knollen ist bereits seit der britischen Challenger-Expedition von 1872 bis 1876 bekannt. Lange Zeit galten sie als Kuriosum. Erst in den 1960er und 1970er Jahren gerieten sie konkret in den Fokus der Industrienationen, die sie als mögliche Rohstoffquelle erkannten.Die Begeisterung ging sogar so weit, dass angebliche Abbauversuche sogar als Tarnung für die verdeckte CIA Operation „Azorian Projekt“ im Zentralpazifik herhalten musste. 1974 versuchte die die CIA das gesunkene sowjetische U-Boot K-129 mit Atomraketen an Bord getarnt mithilfe eines Tiefseebergbauschiffs vom Grund der See zu bergen.Manganknollen kommen weltweit an den Meeresböden in Tiefen von 3000 bis 6000 Metern vor. Sie bestehen aus Metallen wie Mangan, Eisen, Nickel, Kupfer und Cobalt, die durch Erosionen ins Meer eingetragen werden oder aus Hydrothermalquellen in vulkanisch aktiven Bereichen der Meere stammen.Die Knollen wachsen sehr langsam, über Millionen von Jahren, indem sich Metallionen aus dem Meerwasser im Kern ablagern. Mit jeder Million Jahre nimmt ihre Dicke nur millimeterweise zu. Einige dieser Knollen sind älter als die ältesten Wälder der Erde. Sogar älter als die Dinosaurier. Sie liegen also seit Millionen von Jahren auf dem Meeresboden und erzeugen still und leise Strom.Jede Knolle erzeugt etwa ein Volt. Das ist allein nicht viel – doch sie bilden riesige Felder. Das sind Milliarden von Knollen, die dicht an dicht liegen und durch das Meerwasser wie in eine Reihe geschaltete Batterien miteinander verbunden sind.Die Clarion-Clipperton-Zone verfügt über etwa 21 Milliarden Tonnen dieser Knollen. Damit könnten etwa 20 Megawatt Strom erzeugt werden. Genug, um eine Kleinstadt mit Energie zu versorgen.Doch das ist nicht das einzige, wozu die Knollen in der Lage sind. Als der Meeresbiologe Andrew Sweetman das Ökosystem am Meeresboden untersuchte, stießen er auf Sauerstoff, wo eigentlich keiner sein sollte.Experimente haben gezeigt, dass der Sauerstoffgehalt in Gebieten mit Manganknollen innerhalb eines Zeitraums von zwei Tagen um mehr als das Dreifache der Hintergrundkonzentration anstieg, da auf deren Oberfläche Spannungspotentiale bis zu 0,95 Volt gemessen wurden. Forscher vermuten, dass es dadurch zu einer Elektrolyse des Meerwassers kommt, die zur Sauerstoffproduktion beiträgt. Die CIA hielt das Wissen über Manganknollen geheimDie CIA hielt ihre Forschungsergebnisse über Manganknollen jahrzehntelang geheim. Der Grund waren die elektromagentische Eigenschaften des Gesteins, die für Waffensysteme, zur Stromerzeugung und möglicherweise sogar zur Manipulation der Schwerkraft nützlich sein könnten.Sauerstoff, Wasser und Elektrizität sind bekanntlich die Grundlagen des Lebens. Das heißt, Manganknollen könnten die ursprüngliche Sauerstoffquelle der Erde sein – quasi der erste Funke des Lebens.Und wenn es Manganknollen auf der Erde gibt, könnte es sie möglicherweise auch auf anderen Planeten unseres Sonnensystems und sogar darüber hinaus geben.Im Rahmen ihrer nächsten Mission auf Jupiter-Mond Europa wird die NASA nicht nur nach Mikroben suchen, sondern auch nach elektrischen Gesteinen und dunklem Sauerstoff.Europa, der sechste Mond des Jupiters, ist komplett mit Eis bedeckt. Seine Entfernung zur Erde beträgt rund 390 Millionen Meilen. Ein idealer Ort, um nach außerirdischem Leben zu suchen.Unter dem Eise befindet sich riesiger, dunkler Ozean. Er existiert dort seit Milliarden von Jahren. Er ist hundert Meilen tief, zehnmal tiefer als jeder Ozean der Erde. Die Frage, die sich Forscher nun stellen, lautet: Gibt es auch auf dem Meeresboden von Jupiter Mond Europa Manganknollen? Möglicherweise könnte diese Frage sogar mit einem Ja beantwortet werden. Bis vor Kurzem hielten es Wissenschaftler noch für unwahrscheinlich, auf Europa Leben zu finden, weil sie aufgrund des fehlenden Sonnenlichts Sauerstoffvorkommen für unmöglich hielten. Doch die Entdeckung des dunklen Sauerstoffs verändert alles.Forscher vermuten, dass es in der Milchstraße bis zu sechs Milliarden erdähnliche Planeten gibt, auf denen Photosynthese möglich ist. Wenn wir nun noch Welten mit dunklem Sauerstoff einbeziehen, könnte es Billionen Planeten sein.Die NASA hat bereits Geräte entwickelt, um Elektrizität auf fernen Welten aufzuspüren. Das James Webb-Weltraumteleskop kann diese Dinge nicht direkt erkennen, aber es kann Atmosphären analysieren und chemische Ungleichgewichte erkennen, die auf die Wirkung von dunklem Sauerstoff hindeuten könnten.Das heißt, wenn dunkler Sauerstoff im gesamten Universum existiert, könnte es theoretisch überall Leben geben. Noch im 19. Jahrhundert glaubten Forscher, dass unterhalb von tausend Metern kein Leben möglich sei.Als Biologen 1977 Leben rund um hydrothermale Quellen in der Tiefsee entdeckten, mussten sie ihre Lehrbücher umschreiben. An diesem Ort gab es Lebewesen, die ohne Sonnenlicht auskommen können. Röhrenwürmer ohne Mund und Verdauungssystem.Blinde Garnelen, geisterhafte weiße Krabben – ein ganzes Ökosystem, das von Wärme und Chemikalien angetrieben wird, nicht von Licht. Doch das Leben rund um die Manganknollen ist noch seltsamer.Ein vielfältig faszinierendes Ökosystem Im Jahr 2023 schlossen Wissenschaftler die umfassendste Untersuchung der Clarion-Clipperton-Zone ab. Sie fanden über 5000 verschiedene Arten, die in diesem Gebiet leben.90 Prozent dieser Arten waren völlige Neuentdeckungen. Auf dem kargen Meeresboden, in stockfinsterer Nacht, drei Kilometer unter der Meeresoberfläche, befindet sich ein Ökosystem, das so vielfältig ist wie an der Oberfläche.Viele Mikrobenarten leben direkt auf den Knollen, angezogen von Sauerstoff und Elektrizität. Im Gegensatz zu den meisten Bakterien ernähren sie sich nicht von organischen Stoffen.Es gibt sogar Bakterien, die fähig sind, Elektronen zu fressen, also als Energiequelle zu nutzen. Diese Bakterien werden als elektrogene oder elektrochemisch aktive Bakterien bezeichnet. Wissenschaftler haben sie auf Schiffswracks in der Nähe von Unterseekabeln und rund um die Knollen gefunden. Die Ozeane bedecken 65 Prozent der Erdoberfläche. Es ist die größte bewohnbare Zone auf dem Planeten. Einige Wissenschaftler glauben, dass die Knollen am Meeresgrund nicht zufällig existieren.Sie bilden ein Netzwerk, einen globalen Kreislauf, der einem riesigen Computernetzwerk ähnelt, das sich über den gesamten Meeresboden erstreckt. Auf diese Weise erzeugen die Knollen elektromagnetische Felder.Sie erzeugen ein Netz elektrischer Verbindungen, ähnliche wie Neutronen im Gehirn. Wissenschaftler sprechen von einem neuronalen Netzwerk des Meeresbodens. Sogar auf Satellitenaufnahme ist es zu erkennen.Die Aufnahmen zeigen subtile elektromagnetische Muster, die aus der Tiefsee kommen. Muster, die sich verschieben und pulsieren und sogar auf Veränderungen im Erdmagnetfeld reagieren.Manche Forscher bringen die Knollen sogar mit Mysterien wie dem Bermuda Dreieck in Verbindung. Ein Gebiet, in dem Schiffe und Flugzeuge seit Hunderten von Jahren auf mysteriöse Weise verschwinden.Interessant ist, dass es in dieser Region eine ungewöhnlich hohe Konzentration von Manganknollen in Verbindung mit einer starken elektromagnetischen Anomalie gibt. Die Mainstreamwissenschaft tut sich noch immer schwer das zu akzeptieren, doch die US Marine hat Ausfälle von Navigationsgeräten in jener besagten Regionen dokumentiert.Kompasse drehen sich auffällig, elektronische Geräte funktionieren nicht richtig. Genau die Effekte, die man von starken elektromagnetischen Feldern erwartet.In den vergangenen Jahren reaktivierten steigende Rohstoffpreise und die wachsende Nachfrage die Pläne zum Abbau der Manganknollen vom Tiefseeboden. Die Frage nach den großräumigen Auswirkungen für die Tiefsee-Unterwelt ist noch nicht abschließend beantwortet.Das Ökosystem aus dem Gleichgewicht bringenIn den Tiefseezonen des Pazifiks vermuten Experten rund hundert Millionen Tonnen Manganknollen, die einen Wert von bis zu vierhundert Euro pro Tonne haben. Zwar ist es technisch schwierig, in Tiefen bis zu fünftausend Metern vorzudringen, aber es gab bereits Versuche mit einem Rohr, um die schätzungsweise zwölf Millionen Tonnen vom Meeresboden hochzuholen.Beispielsweise könnte ein Land wie Japan seinen Bedarf an Rohstoffen für Elektrofahrzeuge und Windkraftanlagen für Jahrzehnte decken und sogar noch andere Staaten beliefern.Bergbautiefseeunternehmen bauen bereits Millionen Tonnen dieser Knollen ab. Sie zerstören innerhalb weniger Tage, was Millionen von Jahre brauchte, um zu entstehen.Weil die Knollen Sauerstoff produzieren, könnte eine plötzliche Veränderung ihrer Aktivität die Chemie der Ozeane so verändern, dass ein ökologischer Kollaps die Folge wäre.Viele Wissenschaftler sind der Überzeugung, dass dunkler Sauerstoff in der frühen Erdatmosphäre eine entscheidende Rolle gespielt hat. Möglicherweise schon vor der Entwicklung der Photosynthese.Sie verweisen auf geologische Belege, die darauf schließen lassen, dass Sauerstoff in Schüben auftritt. Unabhängig davon, welche Pflanzenarten es damals gab, wenn überhaupt.Wissenschaftler haben die Abbaustätten aus den 1970er Jahren dokumentiert und die Schäden sind auch nach 50 Jahren noch vorhanden. Auf der Erde gab es fünf Aussterbeereignisse.Sie alle haben eins gemeinsam: die ökologische Veränderung der Ozeane. Zwei davon wurden durch Sauerstoffmangel im Ozean verursacht. Das heißt, wir spielen gerade mit einem Ökosystem, das wir bis heute kaum verstanden haben.Erfahren Sie mehr über den „C14-Crash: Warum die Zeitrechnung der menschlichen Geschichte komplett falsch ist“ und die „Irrtümer der Erdgeschichte: Widersprüche der geologischen Evolutionstheorie“ in dem Buch „Die vergessene Welt der Riesenbäume: Warum die Zeitrechnung der Menschheit komplett falsch ist„.Video:Quellen: PublicDomain/Frank Schwede für PRAVDA TV am 01.06.2025Der Beitrag Dunkler Sauerstoff: Tiefseegeheimnis könnte das nächste Massenaussterben auslösen (Video) erschien zuerst auf .