Die Caritas-Erziehungs- und Familienberatung Nürnberg-Langwasser hat heute ihr 50-jähriges Bestehen gefeiert. Über 50 Gäste aus den Bereichen Caritas, Kirche, Politik, Schulen und Kindertageseinrichtungen nahmen an der Feier im Garten der Beratungsstelle teil. Inhaltlich stand die Veranstaltung unter dem Caritas-Motto „Ohne Liebe ist alles nichts“.Ein Ort, an dem Menschen mit Sorgen nicht allein bleiben„Diese Einrichtung steht seit 50 Jahren verlässlich an der Seite von Kindern, Jugendlichen und Familien in schwierigen Lebenssituationen. Sie ist ein Ort, an dem Menschen mit Sorgen nicht allein gelassen werden, sondern Gehör finden, ernst genommen und gestärkt werden“, sagte Alfred Frank, Direktor des Caritasverbandes für die Diözese Eichstätt, zu dem die Erziehungsberatung in Langwasser gehört. „Die hier geleistete Arbeit geht weit über das hinaus, was sich in Zahlen oder Statistiken abbilden lässt. Es geht um Vertrauen, Entwicklung und darum, Orientierung und Hoffnung wiederzufinden – gerade in Zeiten, in denen Familien stark gefordert sind“, ergänzte Frank.Ob bei Erziehungsfragen, Schulproblemen, psychischen Krisen, familiären Konflikten oder der Suche nach dem eigenen Weg in einer zunehmend komplexen Welt – die Beratungsstelle sei für viele ein sicherer Hafen geworden. „Besonders beeindruckt mich, wie offen und niedrigschwellig die Angebote gestaltet sind – unabhängig von Herkunft, Sprache, Religion oder Lebensform. Diese Haltung der Offenheit und des Respekts ist zutiefst caritativ“, so Frank weiter.Ein besonders berührendes Beispiel sei die Arbeit mit geflüchteten Menschen aus der Ukraine: Eine russisch- und ukrainischsprachige Psychologin stehe diesen Familien mit großer Empathie und kulturellem Verständnis zur Seite – ein gelebtes Zeichen von Menschlichkeit. „Es zeigt, wie wichtig es ist, nicht nur über Menschen zu sprechen, sondern sie wirklich zu hören – in ihrer Sprache, mit ihrer Geschichte.“Auch der Einsatz für Kinder mit Verhaltensproblemen, die Unterstützung von Eltern in schwierigen Erziehungsfragen, Schulungen für Fachkräfte sowie das Engagement im Kinderschutz zeigten laut Frank: „Diese Beratungsstelle denkt in Netzwerken, in Lebensrealitäten, in Lösungen.“ Er dankte allen, die in den vergangenen 50 Jahren diese wertvolle Arbeit möglich gemacht haben – insbesondere den engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, „die mit Fachkompetenz, Herz und Ausdauer den Alltag vieler Menschen ein Stück sonniger gemacht haben.“Ein Erfolgsmodell mit wachsendem BedarfEinrichtungsleiter Michael Seger bezeichnete die Erziehungsberatung als Erfolgsmodell. Das zeigten nicht zuletzt die stetig steigenden Anmeldezahlen. „Wären diese ein Aktienkurs, wäre es eine hoch rentable Anlage“, sagte Seger augenzwinkernd. Einerseits sei das erfreulich, da es zeige, dass das Angebot viele Menschen erreiche – unabhängig von Alter, Herkunft, gesellschaftlicher Schicht oder Bildungsstand. Andererseits verdeutliche es aber auch, „dass immer mehr Familien verunsichert sind, Probleme wahrnehmen oder haben und sich zunehmend überfordert fühlen, ihre Kinder angesichts zahlreicher belastender Umstände angemessen zu unterstützen.“Die Wirksamkeit der Erziehungsberatungsstellen in Bayern sei durch eine aktuelle Evaluation im Auftrag der Bayerischen Staatsregierung belegt worden: „Über 80 Prozent der Beratungen erzielten positive Ergebnisse. Jede zweite Beratung erreichte sogar die höchste Effektstärkenstufe“, informierte Seger. Gerade aufgrund der wachsenden Herausforderungen – durch eine heterogene Klientel, zunehmende Komplexität und vielfältige Arbeitsbereiche – werde der Erziehungsberatung künftig eine noch größere Bedeutung beigemessen. Zudem sei sie eine vergleichsweise kostengünstige Hilfe, die dem Jugendhilfesystem, dem Schulwesen und dem Gesundheitswesen oft erhebliche Folgekosten erspare.Seger dankte dem Caritasverband Eichstätt sowie der Stadt Nürnberg – Letzterer insbesondere für die Zuschüsse zum Ausbau der muttersprachlichen Beratung für Geflüchtete nach Beginn des Ukraine-Kriegs. „Zu unserem Jubiläum wünschen wir uns, dass der vorsichtige Ausbau unserer Personalstellen in eine dauerhafte Förderung übergeht – damit wir nicht jedes Jahr erneut in Unsicherheit darüber sind, wie viele Stunden uns zur Verfügung stehen.“Trotz Belastungen voller ZuversichtSeger sprach auch seinen Dank an Schulen und Kitas für die gute Zusammenarbeit aus sowie an seine Mitarbeiterinnen für deren außergewöhnlichen Einsatz: „Dieser geht oft weit über das normale Maß hinaus. Da wir es stets mit Menschen und ihren Schicksalen zu tun haben, ist ein ,Dienst nach Vorschrift‘ selten möglich.“ Alle Mitarbeitenden verstünden sich als Vermittler von Zuversicht. Eine Kollegin habe es einmal treffend formuliert: „Wir werden für Hoffnung bezahlt.“Abschließend sagte Seger: „Dass es seit 50 Jahren eine niederschwellige und kostenfreie Beratungsmöglichkeit für Eltern, Kinder und Jugendliche gibt, ist ein Segen. Und trotz vieler Belastungen und Unsicherheiten blicken wir dankbar, zuversichtlich und hoffnungsvoll in die Zukunft.“Stimmen aus Politik und KircheElisabeth Ries, Referentin für Jugend, Familie und Soziales der Stadt Nürnberg, betonte in ihrem Grußwort die hohe Wertschätzung, die die Caritas-Erziehungsberatung in Langwasser genieße. Sie sei in diesem Stadtteil des Ankommens und des Wandels „ein besonders wertvoller Ankerpunkt“. Besonders die frühe Prävention sei das, was viele Familien und ihre Kinder bräuchten.Der frühere Caritasdirektor und -Präses Franz Mattes segnete die Einrichtung und sagte in seinem Impuls, der Mensch sei zur Gemeinschaft geschaffen – und dazu, „zum Segen und Heil des anderen zu werden“. Dies gelte in besonderer Weise für Menschen in sozialen Berufen.Quelle: Caritasverband für die Diözese Eichstätt