Washington, Teheran, Jerusalem, Berlin

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von Egon W. KreutzerEs gibt erstaunlich wenig populärwissenschaftliche Literatur über das Verhalten von Festkörpern bei der Einwirkung von gewaltigem, punktuellem Druck. Von daher weiß ich nach wie vor nicht, wie weit die GBU 57 Bomben tatsächlich in felsigen Untergrund eindringen können. Dass die Amis ein paar Löcher ins Gebirge gestanzt haben, sollen Satellitenbilder beweisen. Dass das keine Krater geworden sind, erklärt sich aus der Funktionsweise der Bomben. Die Explosion des Sprengstoffes soll ja erst erfolgen, wenn sie bis ins Ziel, also in die Kavernen mit den unterirdischen Anlagen zur Urananreicherung eingedrungen sind. Ich könnte mir vorstellen, dass dabei versucht wird, jenen Effekt zu nutzen, der von Hohlladungsgranaten bekannt ist, dass sich nämlich die Kristallgitter der Panzerung durch die Wucht des auftreffenden Metallstrahls auflösen, so dass sich der Panzerstahl faktisch wie eine Flüssigkeit verhält. Die theoretischen Grundlagen sollen sich noch nicht vollständig in mathematische Modelle übertragen lassen, aber die praktischen Beweise bestätigen, dass das praktisch unbeschädigte Durchdringen von mehrere Meter dickem Beton möglich ist.https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/0/0b/BLU-122_penetration.png/500px-BLU-122_penetration.pngWährend Donald Trump und seine Generäle überzeugt sind, die  Atomanlagen des Iran vollständig zerstört zu haben, erklärt der Iran das Gegenteil. Es gäbe zwar Schäden, aber die ließen sich in einigen Monaten wieder beheben. Man werde sich  nicht an der Fortsetzung der friedlichen Nutzung der Kernenergie hindern lassen, und, man werde die Unterschrift unter den Atomwaffensperrvertrag zurückziehen. Gleichzeitig erklärt Medwedew in Moskau, es gäbe mehrere Staaten, die dem Iran Atomwaffen zu Verfügung stellen würden.Der Kriegseintritt der USA hat also nach aktuellem Stand die Weichen für eine Eskalation des Konflikts gestellt. Da muss noch nicht einmal daran erinnert weren, dass das iranische Parlament sich bereits für eine Sperrung der Straße von Hormus ausgesprochen hat (20 + x Prozent des weltweiten Rohöl- und Erdgasbedarfs) und die Ankündigung im Raum steht, die US-Basen in Reichweite iranischer Raketen (~ 40.000 US-Soldaten) anzugreifen.Bisher hat der Iran argumentiert, der Einsatz von Atomwaffen käme aus religiösen Gründen nicht in Frage. Man darf gespannt sein, ob demnächst eine Fatwa verkündet wird, in welcher die Ausnahmen benannt werden. Religion ist schließlich immer eine Sache der Interpretation, auch hierzulande.Die Raketenangriffe auf Israel werden indessen fortgesetzt, und wenn man unbestätigten Meldungen glauben darf, ist der Anteil der abgefangenen Raketen in zwischen von 85 auf 65 Prozent zurückgegangen. Ob dies auf den vorgeblichen Munitionsmangel zurückzuführen ist oder auf die neuerdings eingesetzten Raketentypen, mit der Fähigkeit, Abwehrraketen auszuweichen, soll hier offen bleiben. Ein Blick auf die von der israelischen Zensur freigegeben Bilder der Beschädigungen von zivilen Objekten haben jedoch eines gemeinsam: Es ist nirgends der Ort eines direkten Einschlags zu sehen. Was zu sehen ist, sind Folgen enormer Druckwellen, denen zwar die statische Struktur standgehalten hat, während leichtere/schwächere Fassadenelemente aus Beton nachgegeben haben. Oft sind auch intakte, vollständig abgedeckte Dachstühle zu sehen. Dass Fenster und Türen weitgehend fehlen, verwundert daher nicht. Bei dieser Wirkung auf umliegende Gebäude im Abstand von vielleicht 100 Metern dürfte die Zerstörung der getroffenen Ziele verheerende Ausmaße haben.Halten wir fest:Die USA sind am Wochenende zum Teilhaber des israelisch-iranischen Krieges geworden und damit legitimes Ziel für militärische Attacken des Iran. Jedenfalls dann, wenn das Völkerrecht noch einen Rest von Bedeutung haben sollte.Dieser Krieg ist noch lange nicht am Ende. Es sieht eher so aus, als habe er gerade erst begonnen.Im Umfeld der kläglichen diplomatischen Bemühungen der „Europäer“ in Genf ist ein neuer Begriff aufgetaucht: „Die E3“. Das ist wohl in Anlehnung an G7 und G20 entstanden und soll offenbar die Führungs-„Mächte“ Europas bezeichnen, in persona die Herren Macron, Starmer und Merz, die sich von Trump übergangen fühlen und mit ihrem Gefühl dabei ziemlich richtig liegen. Das alte Europa hat keine Aktien in diesem Krieg und ist wohl auch nicht gerade dafür prädestiniert, in Verhandlungen als Vermittler aufzutreten, gerade weil sie null Einfluss auf USA und Israel haben.Dass diese E3 und alle übrigen NATO-Mitglieder (bis auf Spanien) nun beschlossen haben, sich Trumps Diktat zu beugen und ihre Militärausgaben auf fünf Prozent ihres BIP anzuheben, wird daran nichts ändern. Eher im Gegenteil. Es ist ein ausgesprochen außergewöhliches Vorgehen, um es höflich zu umschreiben. Es gibt keinerlei strategische Bedarfsplanung. Es ist unklar, wofür das Geld ausgegeben werden soll und was mit den beschafften Waffen in welchem Krisenszenario erreicht werden soll. Aber es wird schon einmal verpflichtend festgeschrieben, wie viel ausgegeben werden muss.Dass fünf Prozent nach nicht viel klingt, ist dabei eine grandiose Täuschung. Kein Staat hat sein Brutto-Inlands-Produkt in der Staatskasse. In Deutschland bewegt sich der Bundeshaushalt grob gesprochen in der Größenordnung von 10 Prozent des BIP. Wenn fünf Prozent des BIP für Rüstung ausgegeben werden müssen, dann entspricht das dem halben Bundeshaushalt. Diese Aufstockung des Wehretats ist nur über (gigantische) Neuverschuldung zu realisieren. Es sieht so aus, als wollten die Europäer kräftig dabei mithelfen, das westliche Währungssystem in den Abgrund zu reißen. Ein Prozess, gegen den übrigens auch kein digitaler Euro etwas ausrichten können wird.Die gelegentlich geäußerte Vermutung, mit fortschreitender Deindustrialisierung und rapide sinkendem BIP fiele es Deutschland leichter die fünf Prozent Forderung zu erfüllen, ist dabei nur ein schlechter Witz, den noch nicht einmal Robert Habeck in seiner Zeit als Minister in die Welt zu setzen wagte.Den anderen schlechten Witz, nämlich die Verstaatlichung der Wohnungsbaukonzerne, hat Berlin – das Bundesland – nun beschlossen in die Tat umzusetzen. Dabei aber auch gleich wieder noch eine Nummer größer gedacht.Mit dem „Vergesellschaftungsrahmengesetz“ sollen Unternehmen, diegesetzliche Regeln dauerhaft mißachten oderüber längere Zeit zu wenig investieren, die Eigentümer aber zugleich Gewinne aus dem Unternehmen abziehen, oderzu wenig tun, um die Klimaziele von EU, Bund und Land zu erreichen,verstaatlicht werden können.Es müsse nicht zwangsläufig zu Vergesellschaftungen kommen, heißt es, die Politik habe sich jedoch einen „ganzen Instrumentenkasten“ geschaffen, um in wirtschaftliche Prozesse, die aus ihrer Sicht schief laufen, eingreifen zu können, z.B. auch durch Preisregulierung.Was ein Zuviel an linksgrün-woker sozialistischer Planwirtschaft bewirkt, ließe sich, so man denn einen Blick aus der eigenen Blase wagen würde, ganz gut an Kalifornien beobachten. Viele Unternehmen, die dort einst gut wirtschaften konnten, haben den Bundesstaat schon verlassen, andere bereiten die Flucht vor. Viele davon zieht es nach Texas.Nun hat Berlin nicht mehr viel Industrie. 84 Prozent der Berliner Wirtschaft besteht aus Dienstleistungsunternehmen. Wo noch Produktion und primäre Wertschöpfung stattfindet, handelt es sich größtenteils nicht um Unternehmen mit Sitz in Berlin, sondern lediglich um Dependancen größerer in- und ausländischer Unternehmen. Wenn es also um Verstaatlichung geht, bleibt außer den Berliner Verkehrsbetrieben (lach!) und den großen Gesundheitsdienstleistern (Charitee und Vivantes), sowie eben den Wohnungsbauunternehmen nicht mehr viel übrig, was aus natürlichen Gründen nicht die Flucht ergreifen kann.Vielleicht ist es aber das Kalkül des Regierenden Bürgermeisters und seiner Senatscrew, die Abwanderung der Wertschöpfung aus Berlin durch höhere Quoten im Länderfinanzausgleich wieder kompensieren zu können. Die Unternehmen sind dann ja nicht aus der Welt, sonder größtenteils in Bayern, und da müssen ungerechtfertigte bayerische Steuergewinne eben abgeschöpft werden.Manchmal frage ich mich durchaus, ob es nun der Krieg in der Ukraine sein wird, der Krieg gegen den Iran oder der suizidale Krieg gegen Deutschland, dessen Folgen sich in zehn Jahren als das katastrophalste Ereignis erwiesen haben werden.Alleine das Abholzen des Grunewalds, der grünen Lunge Berlins, für die Installation von Flatterstromerzeugern, und ebenso des Reinhardswaldes, lassen den Vorsprung von Kiew und Teheran schnell dahinschmelzen.