Ein verurteilter Steuerrebell meldet sich zurück: Werner Rydl, der sich selbst als „Souverän“ sieht, erklärt, Österreich nicht nur um Milliarden erleichtert zu haben, sondern diese inzwischen legal zu besitzen. Er ist davon überzeugt, durch einen Auftrag an einen gewissen Anwalt das Ibiza-Video finanziert zu haben. Es gäbe noch deutlich mehr solcher Videos. Ein langes Gespräch mit einer schillernden Persönlichkeit im Report24-Studio über das Geld- und Steuersystem, Korruption – die Vergangenheit und eine momentan nicht besonders vielversprechende Zukunft.Werner Rydl spricht ruhig und unaufgeregt, fast stoisch, als wäre es das Normalste der Welt: Er habe das österreichische Finanzsystem über Jahre ausgetrickst, sich Milliardenbeträge aus der Mehrwertsteuerkonstruktion „herausgenommen“ und schließlich auf seine Weise protestiert – gegen ein System, das er als korrupt, verlogen und zutiefst undemokratisch empfindet. Werner Rydl, früher Geschäftsmann, dann Staatsfeind, heute Auslandsösterreicher mit einem angeblichen Milliardenvermögen in Gold, erzählt im Interview mit Report24, wie er nach eigener Darstellung fünf Milliarden Euro „aus dem System“ holte – und sich damit auch das Ibiza-Video leistete, das 2019 die türkis-blaue Regierung sprengte.In der Sprache Rydls war sein Handeln niemals kriminell, sondern moralisch motiviert. Sein sogenanntes „Steuer-Embargo“ wäre eine legitime Maßnahme eines Souveräns gegen eine illegitime Ordnung gewesen. Inzwischen wurde Rydl in Österreich wegen Steuerhinterziehung verurteilt, verbrachte mehrere Jahre in Haft und lebt heute wieder in Brasilien, wo er nach eigenen Angaben einen Großteil seines Vermögens in Gold deponiert hat – fernab westlicher Finanzaufsicht. Reichtum, so führt er aus, sei nie das Ziel gewesen. Vielmehr sei es ihm darum gegangen, das Unrecht sichtbar zu machen. Er spricht von der Entkopplung des Bürgers vom Staat, von verfassungswidrigen Steuerpraktiken und Justizwillkür.Seine Angaben zum Umfang der „herausgenommenen“ Summen – er spricht von bis zu 5 Milliarden Euro über 20 Jahre – sind faszinierend. Wie viel davon wirklich in seinen Besitz gelangte, wie viel davon nach Brasilien wanderte – lässt sich weder überprüfen noch widerlegen. Seine Erzählung ist zugleich minutiös und nebulös. Manches klingt wie ein Lehrbuchfall für systemisches Versagen, anderes eher wie ein Mythos, den er selbst kultiviert. Gegen pure Fiktion spricht, dass es immer wieder Berichte über Goldbarren gibt – über die Rydl verfügen dürfte – die er aber nicht ins internationale Geldsystem einbringen kann. Siehe April 2023: Barren konfisziert – Kriminalfall um Gold von Ex-Staatsfeind Nr. 1. In unserem Gespräch spricht er auch über seinen “Ausschluss” aus dem Finanzsystem.Auf die Frage, ob er das Ibiza-Video finanziert habe, antwortet er nicht mit einem klaren Ja, sondern mit: „Ich gehe davon aus, dass ich es finanziert habe.“ Er beschreibt, wie er über Jahre hinweg ein Team “eines gewissen Anwalts” dafür bezahlte, heimlich belastende Clips von Politikern anzufertigen. Als „Jolly Joker“, wie er sagt, um sie später als Druckmittel verwenden zu können. Laut eigener Aussage habe er für das Ibiza-Material und andere Videos 264.000 Euro gezahlt – nicht aus politischem Kalkül, sondern um sich gegen mögliche Angriffe zu wappnen. Dann geriet die Sache außer Kontrolle. Das “Geständnis” ist nicht neu, ab 2019 gab es Medienberichte zu diesem der Staatsanwaltschaft bekannten Sachverhalt. Konsequenzen hatte es aber nie.In den Worten von Werner Rydl liegt ein Muster: Er ist kein klassischer Whistleblower, kein Weltverbesserer, kein Reformer. Vielmehr inszeniert er sich als Einzelkämpfer gegen das Establishment, als jemand, der das System mit seinen eigenen Mitteln überlistet hat. Er ist ein Mann, der sich der Norm verweigert und darin seine Legitimation findet. Seine Kritik an Österreich ist fundamental. Er spricht von einem „Niedergang der Hochkultur“, sieht in der wachsenden Staatsquote, dem faktischen Bildungsmonopol und vielen anderen Kritikpunkten Symptome eines übergriffigen Systems. Die Demokratie, so Rydl, existiere nur noch formal. Die reale Macht liege bei Beamten, Lobbyisten und Brüssel. Eine Patentlösung dafür, wie es besser ginge, kann auch er nicht anbieten. Mit politischen Parteien hat er keine große Freude, auch FPÖ-Chef Kickl kritisiert er wegen dessen Wunsch, zurück zu einer Normalität zu finden. Ein Zurück gäbe es in einer Welt, die sich ständig ändert, ohnehin nicht.Ohne Frage ist das oben verlinkte Studiogespräch zwischen Werner Rydl und Report24 Chef Florian Machl eines der ungewöhnlichsten Interviews in der Geschichte des Online-Magazins, das abendfüllende Unterhaltung verspricht.