Groß Glienicke – ein Dorf steht Kopf

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Groß Glienicke ist ein nettes Dorf. Es ist direkt an der Stadtgrenze zwischen Berlin, Bezirk Spandau und Potsdam (Nord) gelegen. In seiner Mitte liegt der Glienicker See, welcher zu Mauerzeiten geteilt war und die Stadtgrenze zu Berlin und zu Mauerzeiten auch die Zonengrenze bildete. Klein Glienicke gab es früher auch einmal, es wurde aber zu Beginn des 20 Jahrhunderts eingeebnet. Falls sich jemand wundert, warum es so viele Glienickes um Berlin gibt, Glien ist sorbisch und heißt Ton, es leitet sich vom slawischen „glina“ ab. In den Glienickes wurde Ton abgebaut und dann zu Ziegeln gebrannt und die dienten dann dem Aufbau Berlins von 1870 bis ca. 1920.Von Michael LimburgDer brandenburgische Teil von Groß Glienicke hatte nach der Mauerzeit ca. 1.200 Einwohner, durch Umschichtung und Zuwachs von außen ist es jetzt auf 5000 Einwohner gewachsen. Zusätzlich wurde vor ca. 10 Jahren die Waldsiedlung erschlossen, wo zuvor große Behördenbauten vom 3. Reich standen, die nach und nach von den Brandenburger Landesbehörden übernommen wurde, und hinzu kamen dann 220 großzügig geschnittene Grundstücke, die aktuell mit 72 modernen sehr aufwendigen Einfamilienhäusern bebaut wurden. Und davon – jedenfalls zum große Teil – soll dieser Bericht handeln.Groß Glienicke kam zu Potsdam2004 wurde Groß Glienicke in Potsdam eingemeindet, aus dem selbstständigen Dorfbürgermeister mit Gemeinderat, wurde der Ortsbeirat mit der Vorsitzenden Malik, welche die Geschicke des Ortes nun lenkten. Und bisher ging das eigentlich auch ganz gut, wenn man davon absieht, dass viele (neue) Besitzer von Seegrundstücken sich nicht an die bisherige Bauplanung hielten, welcher einen Uferweg (anstelle des früheren Mauerweges) vorsah, und diesen einfach sperrten, indem sie ihre Grundstücke bis zum See ausdehnten. Das nahmen ihnen viele Groß Glienicker übel, und seit 15 Jahren wird vor Gericht gestritten. Bis auf 2 bis 3 Grundstücke wurde der Uferweg wieder freigemacht, aber durchkommen kommt man wegen dieser 2 bis 3 Grundstücke auch nicht.Die Rechnung der Stadt PotsdamSo weit, so gut. Könnte man meinen. Doch die Groß Glienicker hatten Ihre Rechnung ohne die Stadt Potsdam gemacht. Potsdam ist nämlich chronisch pleite, obwohl gleichzeitig Landeshauptstadt mit Regierung und Landesparlament, wie auch Stadt mit Stadtverordnetenversammlung, Stadtverwaltung dem ein Oberbürgermeister vorsteht, und die normale Verwaltung, behaupten, alles würde besser. Es würde jetzt zu weit führen die Gründe für dieses Pleite sein zu nennen, nur eines kann gesagt werden, Potsdam war und ist seit der Wiedervereinigung rot. Und ein guter Teil der Ausgaben fließt in die nicht enden wollende Migrantenbetreung.Und weil das so ist, hatte man in Potsdam eine Idee. Die Idee nämlich, die Energie und Wasser Potsdam (EWP), welche zu 65 % Potsdam gehört, zu „überreden“ sich die sicher und reichlich fließenden Einkünfte aus Wind – und Solaranlagen zu sichern. was das anbelangt, ist nun ist Brandenburg, mit der Hauptstadt Potsdam kein unbeschriebenes Blatt. Hier stehen ca. 4.100 Windkraftanlagen mit ca. 9.000 MW Leistung also 14.3 % in Deutschland und jede Menge ausgedehnte Solarfelder, mit ca. 2.000 MW (ca. 2,4 % der deutschen PVA-Leistung).Und das, obwohl Brandenburg nur 2,2 Millionen Einwohner hat, also nur 2,5 % und die insgesamt 30.000 km^2 Fläche besiedeln, also nur 8,24 % der Fläche von Deutschland.Das Erneuern der Kraftwämekopplung Potsdam Süd war die IdeeUnd die Idee war, dass die EWP – ganz gemeinnützig und völlig im Einklang mit den Bewohnern und Natur- dieses reiche Feld anzapfen möge. Weil, so der offizielle Grund, das bisherige Heizkraftwerk, was gleichzeitig Strom liefert, im Jahre 2035 ausgedient hätte, und nun wolle man Netto-Null, d.h. „Klimaschutz“ bis 2045 anstreben und damit die Vorgaben des Bundes übererfüllen. Und – wenn genehmigt – dann eine „intelligente“ Sektor Kopplung einführen, indem aus dem „Überschussstrom“ Wasserstoff hergestellt würde, der dann zu Wasser verbrannt, wieder Strom und Wärme liefert.Wie das sich mit Treibhausgas Wasserdampf verträgt wurde nicht erwähnt, wen es interessiert, kann es hier nachlesen.Info Wasserdampf und H2 ErzeugungWasserdampf und H2 Erzeugung Also gesagt getan. Sehr kurzfristig wurde eine Bürgerinformationsveranstaltung einberufen, bei der die Pläne vorgestellt wurden. Und von da an gab es kräftigen Gegenwind. Besonders die Bewohner der sog. Waldsiedlung (s.o.) fürchten um Ihre Gesundheit, den Wert Ihrer Häuser, von denen viele noch nicht bezahlt wurden, die Natur, die Infraschall, der sie belästigen würde bis hin zu Schlaflosigkeit, Erbrechen und vieles andere mehr. Sie wollten und konnten nicht beschwichtigt werden, egal wie angestrengt die Planer der EWP und die Leute der Stadtverwaltung darum rangen.Der Ortsbeirat tagtDann kam der 24.6.25 – also unmittelbar darauf-, dass sich der Ortsbeirat in seiner Sitzung damit beschäftigte und den Bebauungsplan für diese Anlagen verwarf, der städtische Arbeitskreis dafür, hatte dem Ortsbeirat vorab mitgeteilt, wenn der den Plan verwerfen würde, dann würde er ihn auch nicht dem Stadtparlament zur Entscheidung vorlegen, oder genehmigen würde, worauf dann wenige Tage später die Stadtverordnetenversammlung zusammentreten und verwerfen oder genehmigen würde.Um es kurz zu sagen, der Besprechungsaal, wo normalerweise kaum jemand die Sitzung des Ortsbeirates verfolgte, war brechend voll. Er krachte aus allen Nähten, viele mussten tlw. draußen bleiben oder sich mit dem Fußboden begnügen. Und es ging ca. 3 1/2 Stunden sehr hoch her. Wenige Argument für den Windpark aber jede Menge dagegen. Eine Frau meinte bspw. dass sie alle ihre Häuser in der Waldsiedlung schon von Angang auf „grün“ gebaut hätten, hoch isoliert, Null-Energiehäuser, die mit Wärmepumpen versorgt würden. PV-Anlagen auf den Dächern, und, und, und. Zu allem Überfluss war der vorige Sonntag (22.6.25) mit Sonnenschein im Überfluss gewesen (ein typischer Fall von Klimawandel, wenn man mir diesen schlechten Scherz erlauben will), was wiederum dank der überreichen Versorgung mit Solarfeldern leider, leider, leider zu Überspannung geführt hätte und bei dieser Frau Schäden in der Höhe von 5000 € geführt hätten. Und die verantwortliche EWP – genau jene die noch viel mehr davon hätte – hätte sich nicht mal bei diesen Leuten gemeldet.Und als sei das noch nicht genug, dieser Teil von Potsdam grenzt an Berlin (Spandau) wo das Landschaftsschutzgebiet der ehemaligen Rieselfelder (seit 1920 nicht mehr) und auch auf diesen will der Berliner Senat div. Windkraftanlagen bauen. Vorgeschobener Grund, der Bund verlange dies, und wenn der Grunewald dafür nicht mehr in Frage käme, dann müsste das eben woanders sein. Es hatte wohl dem Berliner Senat niemand gesagt, wenn sie schon diesen vorgeschobenen Grund anführen, dass dann auch das riesige Tempelhofer Feld dafür geeignet wäre, aber dort wohnen ja auch viele Grüne und der Volksentscheid dort nicht zu bauen, ist wohl heilig. Und auch diese Einwohner, sind stinksauer. Und zu Recht, wie man meinen mag.Und dann, nach ca. 3 ½ stunden erregten Wortwechsels später traf der Ortsbeirat, völlig unbeeindruckt von der Stimmung im Saal und im Ort, seine Entscheidung. Sie wurde mit 5 (Forum, Grüne, SPD) gegen 2 Stimmen (CDU) angenommen.Die Menge war sprachlos und versprach, der Kampf beginnt jetzt erst. Der Beitrag Groß Glienicke – ein Dorf steht Kopf erschien zuerst auf EIKE - Europäisches Institut für Klima & Energie.