Wo ist der Kompromiss? Das fragt sich der Oberbürgermeister der Stadt, in der vor zwei Wochen eine Bluttat für einen Aufschrei sorgte: Aschaffenburg. Was sich aus Sicht des Politikers ändern muss.Der Oberbürgermeister von Aschaffenburg, Jürgen Herzing (SPD), findet es nach eigenem Bekunden “grundfalsch”, dass die Union in der Migrationsdebatte im Bundestag die Zustimmung der AfD in Kauf genommen hat. “Ich bin Kommunalpolitiker, da muss man immer Kompromisse finden. Und ich bin überzeugt, dass sich alle aus der demokratischen Mitte daran orientieren sollten: am Kompromiss. Diese Abstimmung hätte so nicht passieren dürfen, das kreide ich Herrn Merz an”, sagte Herzing zwei Wochen nach der tödlichen Bluttat in seiner Stadt im Interview der “Süddeutschen Zeitung” (Donnerstag).Bei der Messerattacke starben zwei Menschen, darunter ein Kita-Kind, mehrere weitere Personen wurden schwer verletzt. Der Tatverdächtige ist ein Asylbewerber, der mehrfach in psychiatrischer Behandlung war. Unter anderem an der Tat von Aschaffenburg hatte sich eine weitere Kontroverse über Migration in Deutschland entzündet.Es sei nicht bekannt, warum der Tatverdächtige in Aschaffenburg gewesen sei, sagte Herzing. “Er war nie in der Stadt gemeldet oder untergebracht, wir wussten nichts über diesen Menschen, haben auch keine Aktenlage.” Was Land und Bund betreffe, sei der Mann verloren gegangen: “Schuld hat dieses System, das es zulässt, dass wir so jemanden aus den Augen verlieren und keiner mehr hinreichend nach ihm schaut. Wenn Bund und Land das nicht hinbekommen – dann wird man das in eine Hand legen müssen. Da sehe ich dringenden Handlungsbedarf.”Herzing sagte, er verstehe grundsätzlich, wenn man Personalmangel ins Feld führe, damit sei Aschaffenburg als Kommune auch täglich konfrontiert. “Aber an so einer wichtigen Stelle? Da muss es einfach passen. Wenn sich da nichts ändert, dann werden wir die jetzige Diskussion noch oft führen müssen, fürchte ich.”The post “Grundfalsch” – Aschaffenburgs Oberbürgermeister kritisiert Merz appeared first on Evangelische Zeitung.