An der neuen vatikanischen Poststation scheiden sich die Geister

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Lange Jahre beherbergte ein Bauwagen die Poststation auf dem Petersplatz. Das wenig schmucke Objekt ist vor Kurzem gewichen, doch der moderne Neubau stößt nicht bei allen auf Begeisterung.Ein Ufo auf dem Petersplatz? Oder vielleicht ein Kaffeefilter wie er in Italiens Hauptstadt wohl eher seltener zum Einsatz kommt? Es steht auf jeden Fall da, dieses Gebäude links im hinteren Teil des Petersplatzes mit großen Fensterfronten, in denen sich die Kuppel des Doms spiegelt, und in tiefem Schwarz. Dieses Gebäude – es ist die neue Station der Vatikanischen Post, ein Geschenk des italienischen Pendants pünktlich zum Heiligen Jahr.Seit Mitte Dezember ersetzt es den weißen Bauwagen, der 14 Jahre lang an gleicher Stelle die vatikanische Poststation beherbergte. Von diesem beengten Zustand ist im neuen lichtdurchfluteten Rundbau – genau genommen handelt es sich um ein 16-seitiges Polygon – nichts mehr zu spüren. An drei Arbeitsplätzen bedienen Angestellte die Kunden, verkaufen Postkarten und Briefmarken. An mehreren Tischen können die Postkarten dann direkt beschriftet und mit den vatikanischen Briefmarken frankiert werden.Eine Sonderbriefmarke zum Heiligen Jahr gibt es bisher nur von der Italienischen Post. Sie ziert ein Gemälde von Giacomo Grimaldi aus dem Jahr 1590 mit dem Titel “Papst Bonifatius VIII. ruft im Jahr 1300 das erste Heilige Jahr aus”. Zwar war die vatikanische Weihnachtsbriefmarke im vergangenen Jahr bereits mit dem Motto und Logo des Heiligen Jahres versehen, eine Sonderbriefmarke der Vatikanischen Post gibt es bislang jedoch nicht. Ende Februar soll ein entsprechendes Postwertzeichen in Umlauf gebracht werden. Der Poststempel bleibt indes unverändert, ein “Giubileo”-Stempel existiert nicht.Die Pilgerströme in der Ewigen Stadt sind zu Beginn des Heiligen Jahres überschaubar und so ist auch die Station am Rande des Petersplatzes wenig frequentiert. Ein paar Pilger und Touristen gehen aber doch hinein – und wissen nicht genau, was sie von dem Neubau halten sollen. Als “ein wenig spärlich” empfindet eine Touristin das Gebäude, um nachzuschieben, der Platz wäre ohne es schöner.Einer anderen fällt besonders das tiefe Schwarz in den Blick. Vielleicht habe man das dunkle Design gewählt, damit die Rotunde nicht mit den weißen Kolonnaden aus Travertin konkurriert, ist ihre Vermutung. Ihr abschließendes Urteil ist eindeutig: “Nicht schön”.Ein älterer Herr ist hingegen ganz angetan von dem modernen, nachhaltigen Bau aus Holz und Glas. Der sei sehr angenehm und hübsch, sagt er. Damit ist er einer Meinung mit dem Generaldirektor der Italienischen Post, Giuseppe Lasco. Der hatte das neue Postamt bei der Eröffnung sogar als “ein Juwel der Kunst und ein universales Symbol des Christentums” bezeichnet.Dass die Wahl auf den Baustoff Holz fiel, hat mehrere Gründe. So lässt sich das Gebäude, wenn nötig, schnell abbauen. Gleichzeitig verbessert Holz die Umweltbilanz, denn sowohl bei der Herstellung und Montage, als auch bei einer späteren Entsorgung fällt die Emissionsbelastung geringer aus als bei alternativen Baustoffen. Einen weiteren großen Pluspunkt hat der Bau im Vergleich zum Vorgänger: Über eine Rampe ist das Gebäude barrierefrei zu erreichen.Der Innenraum erinnert in seiner Schlichtheit an den Stil eines großen schwedischen Möbelhauses. Die drei Tische stehen an einem halbtransparenten Raumteiler aus senkrechten Holzleisten. An der Wand grüßt ein lächelnder Papst nebst gerahmtem Kruzifix auf blauem Samt.Ein deutscher Pilger und Briefmarkenliebhaber ist nicht besonders angetan, von dem was sich ihm im Innenraum bietet. Nicht nur, dass dieser “sehr kühl, sehr steril” sei. Ihm fehlen auch Informationen zu Münzen und Briefmarken, die vom Vatikan herausgegeben werden. In mehreren Vitrinen werden neben diesen auch Accessoires und Mitbringsel im Stil von Schweizergarde und Vatikanpolizei angeboten. Das Angebot soll in den kommenden Wochen weiter ausgebaut werden.Angenehm minimalistisch oder spärlich und kühl – die Urteile der Besucherinnen und Besucher auf dem Petersplatz könnten unterschiedlicher nicht sein. Fest steht aber: Wer Urlaubsgrüße verschicken möchte, bekommt hier, was er braucht. Und dank zweier gelber Briefkästen an der Außenseite der Station heißt es dann: Ab die Post.The post An der neuen vatikanischen Poststation scheiden sich die Geister appeared first on Evangelische Zeitung.