Ein Hoch auf mich – Auch Alleinlebende dürfen sich feiern

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Der Valentinstag am 14. Februar gilt als Fest der Liebenden. Was aber machen Menschen, die alleine leben? Für sie gibt es nur einen Tag später den Ehrentag der Singles. Warum auch sie Grund zum Feiern haben.Ein Fünftel aller Menschen in Deutschland lebt allein. Wenn am Valentinstag wieder die Liebenden in den Fokus rücken, fühlen sie sich manche von ihnen außen vor. Doch bei allen Belastungen und möglichen Einsamkeitsgefühlen – wer unverpartnert durchs Leben geht, muss deshalb nicht unglücklich sein.Marie Luise Ritter etwa kann dem Alleinleben viel abgewinnen. Gerade bei Reisen habe es ihr geholfen, neue Menschen kennenzulernen, so die Autorin des Buches “Vom Glück, allein zu sein”. Ihre Erfahrung: “Ich bin allein, aber doch viel weniger allein, weil ich so viel offener für neue Menschen bin” als in Begleitung einer mitreisenden Freundin oder eines Partners. Zudem habe sie gelernt, auch mit sich selbst Spaß zu haben.Einsamkeitsgefühle kennt Ritter auch: etwa als sie bei einer Corona-Erkrankung isoliert auf sich selbst zurückgeworfen war. Dennoch hält die Autorin das Alleinseinlernen für eine der wichtigsten Lektionen im Leben; sie möchte das Alleinsein mit neuen, positiven Erfahrungen besetzen. Ritter schreibt, dass sie erst nach einer Trennung die Liebe zu sich selbst entdeckt hat.Ihre Beobachtung: In einer Partnerschaft passen sich Menschen oft an, um vom anderen geliebt zu werden. Vor allem harmoniebedürftige Personen spürten sich deshalb oft selbst nicht im Kontakt mit anderen und gäben sich selbst ein Stück auf. Sie sieht es als Herausforderung, Menschen zu finden, bei denen man in Verbindung mit sich selbst bleiben kann.Die Autorin hat nach eigenen Worten “zweieinhalb Male” mit einem Partner zusammengewohnt und auch die Schattenseiten – Kritik am Einrichtungsstil, Diskussionen über das “richtige” Einräumen der Spülmaschine, “Absprachen, achtgeben, Rücksichtnehmen” – kennengelernt. Heute bemüht sie sich, “in einer gesunden Partnerschaft mit mir selbst” zu leben – im Bewusstsein, “auch allein vollständig zu sein”, ob mit Partner oder ohne.Auch Tina Tschage vertritt die Haltung, dass man selbstbewusst zum Alleinleben stehen könne. Sie hat sich schon vor einigen Jahren mit dem Thema befasst und das ermutigende Buch “Einzelstück” veröffentlicht, in dem sie dafür wirbt, sich nicht nur als Mängelwesen zu definieren, dem die vermeintlich “bessere Hälfte” fehlt. Singles fühlten sich zuweilen als übrig gebliebene Restposten. Tschage sieht in ihnen stattdessen “wunderbare Einzelstücke. Unikate aus der Hand Gottes. Liebevoll gemacht bis ins Detail”. Ihr ist es ein Anliegen, “dass jeder Single das Solo seines Lebens genießt”.Zugleich warnt die Coachin Alleinstehende davor, allzu viel Zeit mit dem Warten auf Mr. oder Mrs. Right zu verbringen. “Menschen, die warten, vergessen, ihr Leben zu leben”, warnt Tschage. Sie ermuntert dazu, das Hier und Jetzt zu genießen, nichts auf später zu verschieben und sich selbst Wünsche und Träume zu erfüllen. Ob man mit dem Dasein als “Einzelstück” zufrieden ist, hält sie für eine Einstellungssache – “Leben ist, was Du daraus machst”.Ähnlich sieht es Walter Lutz, Sprecher des Netzwerks “Solo&Co”, dem sind rund 2.000 Alleinlebende aus dem deutschsprachigen Raum verbunden fühlen. Wer das Leben liebe und es aktiv, gemeinsam mit anderen gestalte, erlebe Freude und gegenseitige Unterstützung, ist Lutz überzeugt. Belastend werde das Alleinleben dagegen, “wenn man alles alleine mit sich ausmacht, alleine alles organisieren, alleine stemmen muss”. Andererseits habe das Alleinleben auch klare Vorteile: Ein Single habe meist mehr Freiräume und müsse sich beispielsweise nicht mit seiner Familie abstimmen.Braucht es einen Tag wie den 15. Februar, um das Single-Leben zu feiern? Durchaus, findet Lutz. Obwohl die Zahl der Alleinlebenden und Single-Haushalten stetig wachse, sei das “Singlesein oft noch stigmatisiert”. Solch ein Gedenktag könne das Thema in die Öffentlichkeit bringen, ein Bewusstsein schaffen und wach halten. “Solo&Co” möchte Singles laut Lutz auch inspirieren, sich bei dieer Gelegenheit mit anderen Alleinlebenden zu vernetzen. “Gemeinsam lässt es sich besser feiern als alleine.”Für den 15. Februar lädt die Initiative deshalb bundesweit zu einem “Dinner for One&Co”, erklärtes Ziel: “gemeinsam das Leben feiern, einander Wertschätzung, Zugehörigkeit und Gemeinschaft schenken”. Jede alleinlebende Person – ob Dauersingle, geschieden, verwitwet oder verlassen – solle so in ihrer Lebenssituation inspiriert werden, erklärt Lutz.Gerade bei Alleinlebenden ist aus der Sicht von Lutz die Selbstfürsorge wichtig. Sie liefen sonst Gefahr, “nach dem AES-Syndrom zu leben: arbeiten – essen – schlafen”. Würden sie nicht eigeninitiativ, komme schnell Vereinsamung auf. Deshalb sollte man sich aktiv Gemeinschaft suchen, etwa ein Hobby mit anderen teilen, sich für andere interessieren – auch für Verheiratete und Familien, sagt der Sprecher des Single-Netzwerks.Weil sich Singles damit mitunter schwer tun, bietet “Solo&Co” über regionale Gruppen bundesweit Vernetzungsmöglichkeiten an. Zudem hat das Netzwerk Themenwochenenden und Urlaube im Programm sowie spezielle Veranstaltungen etwa für junge Singles, Leute über 60 Jahren oder Menschen mit Handicap.The post Ein Hoch auf mich – Auch Alleinlebende dürfen sich feiern appeared first on Evangelische Zeitung.