Die Psychotherapeutin Eva van Keuk weist darauf hin, dass die Debatte um Migration psychische Störungen bei Geflüchteten verschlimmert. Diese Menschen hätten nun vielfach Angst, ob es hier für sie überhaupt noch eine Zukunft geben könne, sagte die Vorständin des Psychosozialen Zentrums für Geflüchtete Düsseldorf dem Evangelischen Pressedienst (epd): „Die Debatten, die wir gerade führen, sind wirklich Gift.“Seit den Anschlägen von Magdeburg und Aschaffenburg wird scharf über Migration und insbesondere über Zuwanderungsbegrenzung diskutiert. Sie halte die Diskussion für „eine in hohem Maße unethische Inszenierung“ eines Dramas, sagte van Keuk. Die Debatte gebe „auf wichtige Fragen völlig falsche Antworten“.Eine radikale Begrenzung der Einwanderung verringere das Risiko von Gewalttaten nicht, erläuterte die Psychotherapeutin: „Je schwieriger die Fluchtwege gestaltet werden, je höher die Mauern gezogen werden, desto schwerer werden die psychischen Belastungen derjenigen, die es überhaupt noch schaffen anzukommen.“ Zudem werde das Risiko von fremdgefährdendem Verhalten durch Geflüchtete grotesk überschätzt, wohl auch durch die zurückliegenden Gewalttaten beziehungsweise die anschließenden Debatten.Das Problem der psychischen Belastungen bei Flüchtlingen könne man prinzipiell in den Griff bekommen, erklärte van Keuk. Bereits eine Verbesserung der Aufnahmebedingungen und der oft schlechten Unterkunftssituation würde ihr zufolge die psychische Verwundbarkeit verringern und damit den Therapiebedarf. Selbst wenn es Bedarf gebe, sei das kontrollierbar: „Es ist gar nicht schwer, Menschen mit hohen Belastungen frühzeitig zu erkennen. Die Verfahren dazu sind längst entwickelt und bundesweit erprobt.“Entscheidend dabei sei der Zugang zu medizinischer und psychosozialer Versorgung, sagte van Keuk. Hier sei in der Vergangenheit allerdings aus Abschreckungsgründen das Gegenteil dessen geschehen, was zur Prävention nötig sei. Sie nannte als Beispiel die Verlängerung der Zeit, in der Asylsuchende keinen Zugang zur Regelgesundheitsversorgung haben, von 18 auf 36 Monate.Helfen würde aus van Keuks Sicht auch eine langfristigere Finanzierung der Psychosozialen Zentren. „Wir hier in Düsseldorf haben mehr als 24 Geldgeber“, erläuterte sie. Für diese müssten Anträge und Berichte erstellt werden. „Mit einer langfristigen Regelfinanzierung beziehungsweise einer institutionellen Förderung könnten wir mehr Ressourcen in die Versorgung stecken.“ Hilfreich wäre ihren Worten zufolge auch eine flächendeckende Sprachübersetzung.The post Psychologin zu Migrationsdebatte: Wichtige Fragen, falsche Antworten appeared first on Evangelische Zeitung.