Während die Mehrheit der Deutschen ihren Tag nicht ohne eine Tasse des schwarzen Elixiers beginnen kann, sorgt eine neue EU-Verordnung für erhebliche Unruhe in der Kaffee-Nation. Die Europäische Union hat in einem Regulierungsdokument Koffein als “gesundheitsschädlich” eingestuft – eine Bewertung, die das Potenzial hat, die europäische Kaffeekultur in ihren Grundfesten zu erschüttern.Die Brüsseler Bürokraten, die sich sonst gerne damit beschäftigen, die Krümmung von Bananen zu vermessen, haben nun also das Herzstück der europäischen Morgendämmerung ins Visier genommen. In einem Bericht zur Verwendung von Koffein als Pestizid attestieren sie dem Wirkstoff “schädliche Auswirkungen auf den Menschen beim Verschlucken” – eine Formulierung, die bei Millionen von Kaffeetrinkern die Alarmglocken schrillen lässt.Anders Vistisen, ein dänischer EU-Parlamentarier, bringt es gegenüber dem britischen “Telegraph” auf den Punkt: “Das ist eine weitere unnötige Einmischung der Brüsseler Bürokraten! Wollen sie uns ernsthaft irgendwann zum Konsum von entkoffeiniertem Kaffee zwingen?” Seine Befürchtungen sind nicht aus der Luft gegriffen, wenn man die Geschichte der EU-Regulierungswut betrachtet.Dabei sprechen aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse eine ganz andere Sprache. Eine Meta-Analyse der Harvard School of Public Health zeigt, dass moderater Kaffeekonsum das Risiko für Typ-2-Diabetes um bis zu 30 Prozent senken kann. Die American Heart Association bestätigt in mehreren Studien die positiven Effekte auf die Herzgesundheit. Drei bis fünf Tassen Kaffee täglich können das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich reduzieren. Dr. Frank Hu, Professor für Ernährung und Epidemiologie an der Harvard University, fasst zusammen: “Die wissenschaftliche Evidenz zeigt eindeutig, dass Kaffee Teil einer gesunden Ernährung sein kann und sogar verschiedene gesundheitliche Vorteile bietet.”Die EU-Kommission begründet ihre Einschätzung mit möglichen negativen Auswirkungen auf Herzrhythmus, Körpertemperatur und Hydration sowie potenziellen Angstzuständen und Schlafproblemen. Interessanterweise fehlen in dem Bericht jegliche Differenzierungen hinsichtlich Dosierung und Konsumgewohnheiten – ein wissenschaftlicher Fauxpas erster Güte.Der eigentliche Anlass für die Bewertung war das Verbot von Koffein als Schneckenbekämpfungsmittel in Kartoffel- und Kohlfeldern. Doch die gewählte Formulierung öffnet Tür und Tor für weitergehende Regulierungen. Die European Coffee Federation (ECF) warnt bereits vor den möglichen Konsequenzen dieser Einstufung für die europäische Kaffeeindustrie, die jährlich über 40 Milliarden Euro erwirtschaftet.Die wissenschaftliche Datenlage spricht dabei eine klare Sprache zugunsten des Kaffees: Studien der World Health Organization (WHO) bestätigen, dass regelmäßiger Kaffeekonsum das Risiko für bestimmte Krebsarten reduzieren kann. Japanische Forscher haben nachgewiesen, dass Kaffeetrinker ein geringeres Risiko für Schlaganfälle aufweisen.Auch wenn ein übermäßiger Koffeingenuss der Gesundheit sicherlich nicht zuträglich ist, könnten die Brüsseler Eurokraten in ihrem überbordenden Regulierungswahn das Leben der Menschen in Europa noch weiter verschlechtern. Was wäre Europa ohne seine Kaffeekultur?