Am gestrigen Montagabend beschäftigte sich die ARD-Talkshow "Hart aber fair" mit dem Ausgang der Bundestagswahlen vom Sonntag.Dabei ging es immer wieder auch um die AfD und wie die etablierten Parteien mit ihr umgehen sollten, gerade auch angesichts der großen Erfolge der Partei in den östlichen Bundesländern.Die Berliner Zeitung (BLZ) hebt in diesem Zusammenhang den Auftritt der parteilosen Bürgermeisterin Liana Bach aus dem thüringischen Dillstädt in der Sendung hervor. Die Kommunalpolitikerin, die seit 1994 ehrenamtlich dem Ort mit nicht einmal 800 Einwohnern vorsteht, sprach sich auf Nachfrage seitens des Moderators Louis Klamroth für eine sachliche Zusammenarbeit mit der AfD aus. Dazu erklärte sie:"Die Ostdeutschen haben zwei Gesellschaftsformen erlebt, sie spüren was, diese ganzen Kleinigkeiten, man darf nichts mehr sagen".Bach benannte das Tabu: Schon wer sich sachlich über die AfD unterhalten wolle, würde sofort mit dem Etikett "rechts" oder "Nazi" gebrandmarkt. Eine solche Diffamierung der Bürger sei schlimm und kontraproduktiv. Realitätsschock bei »hart aber fair«: Drei Wahlverlierer von SPD, FDP und Grünen sowie eine Linksjournalistin diskutieren realitätsfremd über die AfD, bevor die parteilose Bürgermeisterin der Ex-CDU-Hochburg Dillstädt in Thüringen der Runde erklärt, dass bei ihr im Ort niemand… pic.twitter.com/Rms5fhBrgq— Jan A. Karon (@jannibal_) February 24, 2025 Ihr Rat an die Politik: Zusammenarbeit mit der AfD. Denn die Verweigerungshaltung führe zu nichts, ganz im Gegenteil:"Denn wenn man etwas ignoriert, wird es nur noch schlimmer."Der sichtlich erstaunte Moderator musste nachfragen, ob denn tatsächlich die Bürger aus ihrem Ort für eine Kooperation mit der AfD eintreten würden. Die Bürgermeisterin bejahte auch diese Frage wieder ausdrücklich und in aller Ruhe. Ihre Begründung: "Sie sind demokratisch gewählt, sie bekommen ihr Geld vom deutschen Steuerzahler und da möchte ich bitte auch, dass sie miteinbezogen werden", erklärte Bach die Lage.Einstufung durch den Verfassungsschutz verfängt nichtAuch dass die Thüringer AfD offiziell als "rechtsextrem" gelte, würde die Menschen vor Ort nicht abschrecken. Schließlich kenne man einander und es spiele keine Rolle, welche Parteimitglieder, zu denen man lokal keinerlei Bezug habe, von den Behörden derart eingestuft würden. Vielmehr könnten die Bürger mit solchen Zuschreibungen immer weniger anfangen:"Das kann man bei uns gar nicht mehr hören. Das mag wohl sein, dass es einige sind, aber der Großteil bei uns in der Region nicht."Tatsächlich konnte die AfD im Wahlkreis Suhl die Mehrheit der Zweitstimmen auf sich verbuchen (43,1 Prozent). Weit abgeschlagen folgten, wie die BLZ schreibt, die CDU (17,5 Prozent) und die Linke (12,6 Prozent).Unbelehrbarer MainstreamAls Hauptgäste aus der Politik waren der Chef des Bundeskanzleramtes, Wolfgang Schmidt (SPD), der CDU-Politiker Philipp Amthor sowie die FDP-Europaabgeordnete und Rüstungslobbyistin Marie-Agnes Strack-Zimmermann und der Grünen-Politiker Andreas Audretsch eingeladen.Der freie Journalist Henning Rosenbusch schrieb über die Haltung der Thüringer Bürgermeisterin:"Diese Bürgermeisterin einer ehemaligen CDU-Hochburg im Osten wäre vor der Wahl nicht befragt worden.Ich bin kein Ossi, ich kenne nur ein paar. Ich denke sie trifft den Punkt."Die Welt dagegen unterstreicht, dass Bach keine Zustimmung für ihren "Vorstoß" in der TV-Runde erhalten habe. So hatte der Grüne Audretsch dagegengehalten und abermals betont, dass es sich bei der AfD um rechtsextreme Partei handele, die "die Unfrieden stifte, gegen demokratische Spielregeln verstoße und die Narrative Wladimir Putins wiedergebe", wie das Springer-Blatt dessen Entgegnung zusammenfasst. Für Audretsch stand fest:"Eine konstruktive Zusammenarbeit – überhaupt irgendeine Art von Zusammenarbeit mit der AfD – ist nicht möglich."Strack-Zimmermann, selten um eine herabsetzende Formulierung verlegen, schien von dem Ratschlag der Thüringer Bürgermeisterin nichts wissen zu wollen und nannte die AfD "Hardcore-Opposition", die der wahrscheinlich neuen Koalition aus Union und SPD auf die Nerven gehen werde:"Das ist kein Rand mehr, das ist jetzt wirklich Hardcore."Einzig der SPD-Mann Wolfgang Schmidt zeigte Verständnis für die Wähler der AfD. So erziele die Partei unter Arbeitern mittlerweile eine Zustimmungsrate von 38 Prozent. Die "große Wut bei vielen Leuten" habe jedoch "auch Gründe", wie er einräumte. Denn allein 2022 seien die höchsten Reallohnverluste seit dem Zweiten Weltkrieg zu verzeichnen gewesen. Allerdings ließ dann auch der Kanzleramtsminister keine Bereitschaft erkennen, auf die AfD zuzugehen: "Es gibt eben nicht den einen Zauberstab, mit dem man das alles ungeschehen machen kann", auch wenn die Weidel-Partei so täte. Ginge es um konkrete Lösungen für Rente oder Miete, könnte die AfD nichts als "heiße Luft" anbieten, behauptete Schmidt.Mehr zum Thema - Das Ergebnis der Bundestagswahl: Mit Volldampf gegen den Eisberg