Stellvertreterkrieg Israels gegen BRICS

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Dieser Krieg ist aufgrund der derzeitigen «Waffenruhe» keineswegs beendet – es ändern sich lediglich die eingesetzten Mittel. Nach wie vor geht es einerseits um die geographischen/geopolitischen Ziele. Andererseits geht es aber vor allem auch darum, den Niedergang bzw. die Beendigung des amerikanischen Finanz-Imperiums zu verhindern.Andreas Mylaeus (forumgeopolitica)EinleitungIm ersten Teil dieser Serie ging es um die geographisch/geopolitischen Zusammenhänge. In diesem zweiten Teil wird die Strategie des Finanz-Imperiums durch King Dollar untersucht, die durch BRICS & Co. in Gefahr gerät.Der hybride Krieg der USA mit Hilfe ihres Stellvertreters Israel dient neben der Verhinderung der geostrategischen Integration Eurasiens vor allem auch dem Ziel, den Niedergang des Finanz-Imperiums mit dem Dollar-Primat nach Möglichkeit aufzuhalten oder gar zurückzudrehen, das das eigentliche Fundament der Herrschaft der „einzigen Weltmacht“ darstellt. Der Iran steht dabei im Focus, weil allein seine Existenz als souveräner Staat, den die USA nicht kontrollieren kann, für die USA eine Bedrohung darstellt. Er ist nämlich auch wirtschaftlich ein Schlüssel zur Kontrolle des gesamten Nahen Ostens und des gesamten Handelsbilanzüberschusses, den das Öl aus dem Nahen Osten dem westlichen Finanzsystem einbringt.Die USA versuchen, den Nahen Osten zu einer Klientelwirtschaft zu machen, so wie sie dies bei den lateinamerikanischen Volkswirtschaften so viele Jahre lang gemacht haben. Dabei geht es nicht allein um die Kontrolle des Rohstoffs Öl. Noch wichtiger ist aber die Rolle, die die ölproduzierenden Länder Westasiens im dollarbasierten westlichen Finanzsystem spielen, auf dem das amerikanische Imperium gegründet ist.Vorbereitung der Dollardominanz nach dem Ersten WeltkriegDie Wurzeln für die Schaffung eines amerikanischen Finanz-Imperiums finden sich am Ende des Ersten Weltkriegs. Die USA hatten Grossbritannien und Frankreich für diesen Krieg umfangreiche Kredite eingeräumt. Noch nach den Napoleonischen Kriegen war es üblich gewesen, dass sich die Verbündeten gegenseitig ihre Schulden für die Versorgung der Armeen und die Bereitstellung der finanziellen Mittel dafür erlassen. Aber dieses Mal lehnten die Vereinigten Staaten dieses Ansinnen ab mit der Begründung, sie seien vor dem Eintritt in den Krieg ein neutraler Staat gewesen und diese Schulden müssten zurückgezahlt werden.Weil aber Grossbritannien und Frankreich bankrott waren, wurde Deutschland mit Hilfe der Reparationen zur Kasse gebeten. Wie im Versailler Vertrag vereinbart, wurde 1921 seitens der Alliierten Reparationskommission die Gesamtsumme der Reparationsschulden Deutschlands auf 132 Milliarden Goldmark festgesetzt. Diese Summe entsprach etwa dem zweifachen des damaligen deutschen Bruttoinlandsprodukts. Die letzten Zinszahlungen aus dem Ersten Weltkrieg leistete Deutschland noch am 3. Oktober 2010. All dieses Geld landete schliesslich über die sogenannte „transatlantische Schuldenkette“ im amerikanischen Finanzsystem.Im Zeitraum zwischen den beiden Weltkriegen wurde die USA trotz der Weltwirtschaftskrise mit einer damals noch vorhandenen robusten, technologisch und industriell gegründeten Realwirtschaft zur weltweit führenden Industrienation und zum weltweit dominanten Gläubiger. Der damals noch geltende Goldstandard verhalf den USA so zur Anhäufung enormer Goldvorräte. Laut Schätzungen des Tenth Annual Report of the Bank for International Settlements for the Year 1 April 1939 – 31 March 1940 hielten die USA zu Beginn des Zweiten Weltkriegs etwa 70 % der weltweiten Goldreserven (weltweiter Goldbestand (monetär): rund 30.000 Tonnen, US-Goldreserven: ca. 19.500–20.000 Tonnen).Dollardominanz nach dem Zweiten WeltkriegNach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sicherte sich die USA durch diese riesigen Goldbestände und eine damals nach wie vor vorhandene hohe Industrieproduktion eine beispiellose finanzielle Vormachtstellung. Diese „Golddominanz“ war die Grundlage der Dollarhegemonie. Zudem hatten während des Krieges viele Länder Gold in die USA transferiert, um es vor den Kriegswirren zu schützen oder ihren Handel zu finanzieren. Länder, die Dollar anhäuften, konnten diese bei der US-Notenbank gegen Gold eintauschen.Das System Bretton WoodsIm Juli 1944 zitierten die USA die Delegierten aus 44 Ländern ins Hotel Mount Washington in Bretton Woods, New Hampshire, USA. Dort „einigte“ man sich auf feste, aber anpassbare Wechselkurse (keine willkürlichen Abwertungen mehr) und den US-Dollar als Leitwährung, direkt an Gold gebunden (35 Dollar pro Feinunze Gold). Alle anderen Währungen waren somit über feste Wechselkurse an den Dollar gekoppelt.Der Gegenvorschlag von John Maynard Keynes wurde damals in Bretton Woods zwar diskutiert, aber abgelehnt. Hier flammt heute etwas wieder auf, was jetzt im Zentrum des hybriden Krieges der USA gegen die Dedollarisierung von BRICS und der Globalen Mehrheit steht. Daher sei dies kurz dargestellt:John Maynard Keynes erkannte schon in den 1930er-Jahren, dass ein Goldstandard allein nicht genügt, um eine stabile Weltwirtschaft zu sichern. Sein Vorschlag war eine internationale Verrechnungseinheit als supranationale Währung. Der Bancor sollte nicht als Bargeld zirkulieren, sondern als Buchwährung für den Handel zwischen Staaten dienen. Alle Länder hätten ihre Ex- und Importe über ein internationales Clearinghaus abgerechnet, die International Clearing Union (ICU). Exportüberschüsse und -defizite wären in Bancor verbucht worden. Kein Land hätte riesige Devisenreserven in Gold oder Dollar horten müssen.Keynes’ Modell sollte sicherstellen, dass nicht nur Defizitländer (mit Handelsdefiziten) unter Druck geraten. Auch Überschussländer (mit riesigen Exportgewinnen, z. B. damals die USA) hätten Ausgleichsmaßnahmen treffen müssen, etwa in Form von einer Aufwertung ihrer Währung oder von mehr Importen. Das Ziel wäre ein automatischer Mechanismus gewesen, der globale Ungleichgewichte abbaut.Die USA waren 1944 aber die mit Abstand größte Gläubigermacht und Exportnation. Ein System, das sie dazu gezwungen hätte, ihre Handelsbilanzüberschüsse abzubauen, lag nicht in ihrem Interesse, sondern sie verfolgten den Plan, andere Länder dazu zu zwingen, den Dollar als Reservewährung zu halten.So setzte sich angesichts dieser Machtverhältnisse Harry Dexter White mit dem Dollar-Gold-System durch – Keynes’ Bancor blieb nur eine Vision. Allerdings taucht dieses „Gespenst“ immer wieder einmal auf. Wie Marx und Engels im Kommunistischen Manifest von 1848 davon sprachen, „Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Kommunismus“, hätte die Umsetzung von Keynes’ damaliger Vision für das heutige Finanz-Imperium eine ähnliche das System sprengende Wirkung.Der IWF hatte mit den Sonderziehungsrechten (SDRs) eine Art Mini-Bancor eingeführt – aber nicht in der Rolle, die Keynes ursprünglich wollte. Auch in der Eurokrise wurde darüber diskutiert. Letzthin hat Donald Trump allerdings China und jedem anderen Land der Welt mit ernsten Konsequenzen gedroht, wenn sie diese Idee der Dedollarisierung weiterverfolgen oder gar umsetzen würden.Eine Randbemerkung: Bei der vorgenannten Richtungsentscheidung in Bretton Woods über das zukünftige Finanzsystem war John Maynard Keynes machtpolitisch eine Randfigur. Er war ein brillianter Theoretiker, aber „nur“ ein reiner Akademiker ohne politische oder wirtschaftliche Machtbasis. Deshalb hat er dieses gedankliche Ringen, bei dem er unterlegen ist, lebend überstanden. Andere, die ähnliche Gedanken und Pläne hatten und die für deren Umsetzung auf eine relevante Machtbasis hätten zurückgreifen können, hatten da weniger Glück – man denke etwa an John F. Kennedy, den 35. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, oder an Alfred Herrhausen, Vorstandssprecher der Deutschen Bank und damit Chef der „Deutschland AG“ und wirtschafts- und geopolitischer Berater von Helmut Kohl.1944 war die Machtstellung der USA noch so überwältigend, dass Keynes’ Modell noch ohne Kriegshandlungen, handgreifliche geheimdienstliche Aktivitäten oder Androhung von Wirtschaftssanktionen abgelehnt werden konnte.Somit war forthin der Dollar so gut wie Gold, was die Vormachtstellung der USA zementierte. Diese wurde weiter durch die Installierung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank unterfüttert.Die eigentliche Geburt der amerikanischen Finanz-WeltordnungDies verschaffte der USA zwar eine weltweite Vorrangstellung, aber es machte Amerika noch nicht zu einem wirklichen Finanz-Imperium, denn in den 1960er Jahren geriet das System unter Druck und drohte zu kollabieren.Die Krise begann 1950/51 mit dem Koreakrieg. Die Kosten dieses Krieges führten erstmals für die USA zu einem nachhaltigen Zahlungsbilanzdefizit. Die Lieferanten und Kreditgeber der USA erhielten als Gegenleistung Dollars, die sie anschliessend in Gold eintauschten.Diese Krise setzte sich in den 1950er und 1960er Jahren im Krieg in Vietnam, Kambodscha und Laos fort. Bereits 1963 warnten daher Stimmen, dass die massiv steigenden Ausgaben die Golddeckung des Dollars gefährden würden (Seymour Melman, A Strategy for American Security, Saturday Review, 1963). Hier ein Zitat daraus:Die Kriegsbefürworter hatten das Problem, dass man sich das Gold als das „friedliche Metall“ vorstellen muss. Denn wenn Länder ihre Zahlungsbilanzdefizite in Gold bezahlen müssen, wird jedes Land, das hohe Militärausgaben tätigt und einen Krieg führt, immer mit hohen Defiziten konfrontiert sein. Es wird irgendwann kein Gold mehr haben und in einem auf Gold basierenden System seine Macht verlieren. Genau dies passierte der USA 1971 als sie vom weltweit grössten Gläubiger zum weltweit grössten Schuldner wurde. Es regten sich begründete Zweifel, ob die USA weiterhin fundamentale ökonomische Entscheidungen für die restliche Welt würde diktieren können.Vor dem Hintergrund, dass die USA aber keinesfalls auf das Kriegführen verzichten wollte, kündigte Präsident Nixon am 15. August 1971 in einer landesweit ausgestrahlten Fernsehansprache an, dass die USA „vorübergehend“ (de facto: dauerhaft) die Einlösung von US-Dollar in Gold für ausländische Zentralbanken aussetzt. Er schloss, wie man sagt, „das Goldfenster“. Das US-Finanzministerium und die Federal Reserve tauschten keine Dollar mehr in Gold.Die Tresore in Fort Knox und anderswo blieben verschlossen und die physischen Goldtransfers ins Ausland wurden eingestellt.Dieser Schritt wurde weithin als eine Niederlage des amerikanischen Finanzsystems angesehen, weil es so aussah, als erkläre sich die USA quasi als zahlungsunfähig, zumindest stecke sie in einer echten Währungskrise. Das Versprechen der USA im Bretton-Woods-System war ja gewesen: Stabilität durch feste Wechselkurse, garantiert durch den „gold-backed Dollar“. Mit der Schließung des Goldfensters hat die USA dieses zentrale Versprechen einseitig gebrochen. Das Vertrauen in die USA als Hüter der Währungsstabilität erlitt einen gewaltigen Schock. Viele Länder fühlten sich betrogen, weil sie Dollar-Reserven hielten, die plötzlich nicht mehr in Gold eingelöst werden konnten. Der Dollarkurs sackte ab.Im Ergebnis entpuppte sich dieser „Befreiungsschlag“ dann aber als die Geburtsstunde des eigentlichen Finanz-Imperiums der USA. Der Dollar blieb nämlich auch ohne Golddeckung dominant, weil er 1971 noch durch die wirtschaftliche, militärische und geopolitische Macht der USA gedeckt war. Die Zentralbanken der restlichen Welt waren jetzt gezwungen, anstelle des Goldes, das sie von den USA nicht mehr bekommen konnten, ihre Exportüberschüsse und Währungsreserven in kurz- und langfristigen US-Staatsanleihen (US-Treasuries) anzulegen. Diese Wertpapiere (IOUs – Schuldverschreibungen) wurden zum neuen „Sicherheitsanker“ des Weltfinanzsystems.Zum einen konnten die USA damit fortan theoretisch unbegrenzt Dollars drucken (Fiat Money), um Haushaltsdefizite zu finanzieren.Zum anderen schafften die USA damit das, was Michael Hudson den „Treasury-Bill-Standard der internationalen Finanzwelt“ nennt (vgl. Michael Hudson, Finanzimperialismus. Die USA und ihre Strategie des globalen Kapitalismus, Klett-Cotta, 2018).So lieferte das amerikanische Zahlungsbilanzdefizit im Ergebnis mit Hilfe der weltweiten Zentralbanken die Dollar, mit denen die Haushaltsdefizite der USA und deren Kreditschöpfung finanziert wurden.Damit wurden die USA zum Finanz-Imperium, denn die anderen Länder wurden zwangsweise – mangels Alternative – in dieses gesamte Finanzsystem und damit auch in sein Steuersystem, sein Fiskalsystem und seine Geldschöpfung integriert, das im Wesentlichen vom US-Finanzministerium gelenkt wird. Damit wurden und werden die Kosten finanziert, die Amerika für die Bedürfnisse seines Imperiums beansprucht, nämlich etwa die Schaffung von über 800 Militärstützpunkten auf der ganzen Welt und die Kriege, die es seit den 1970er Jahren führt.Die Zentralbanken der Welt sind damit die Kreditbank des Finanz-Imperiums USA.Wie weiland schon John Maynard Keynes gesagt haben soll:Wenn Du der Bank 1.000 Dollar schuldest, hast Du ein Problem;wenn Du der Bank 1 Milliarde Dollar schuldest, hat die Bank ein Problem.Mit anderen Worten: Die Zentralbanken der Welt haben ein Problem – nicht der Schuldner USA, weil der Schuldner USA die Zentralbanken der Welt mit seiner eigenen Zahlungsunfähigkeit erpressen kann. Wenn nämlich die USA tatsächlich ihre Schulden als „nicht existent“ erklären würde, könnten die weltweiten Zentralbanken und alle anderen Halter von US-Treasuries diese getrost verbrennen. Dies würde umgehend zum Zusammenbruch des weltweiten Finanzsystems führen und eine Weltwirtschaftskrise auslösen. Um dies zu verhindern, tun die Zentralbanken der Welt alles in ihrer Macht Stehende, diesen Staatskonkurs der USA abzuwenden, indem sie die Kreditline des Erpressers unendlich in seiner Höhe und Laufzeit anpassen.Heute, mit dem Haushalt, den Präsident Trump und die Republikaner dem US-Kongress vorgelegt haben, ist die amerikanische Verschuldung so hoch, dass die ausländischen Zentralbanken und die ausländischen Investoren, darunter private quasi-staatliche Fonds wie Saudi-Arabien und Norwegen, erkannt haben, dass die Auslandsverschuldung, die eigentlich so gut wie Gold und die sicherste Anlage sein sollte, nicht zurückgezahlt werden kann. Es gibt keine Möglichkeit, dass die Vereinigten Staaten die Geldbeträge, die andere Länder als Kredite an die Vereinigten Staaten halten – hauptsächlich US-Treasuries, aber auch Anlagen von US-Behörden wie etwa Fannie Mae (Federal National Mortgage Association) – irgendwie zurückgezahlt werden; es besteht auch überhaupt keine Absicht, dies zu tun.Fällige Rück- und Zinszahlungen auf die Schulden werden nicht geleistet, sondern einfach im Wege der Umschuldung als zusätzliche Schulden dem bestehenden Berg an Schulden hinzugefügt.Es ist unmöglich, dass Amerika diese Schulden durch Exporte begleichen könnte, da es deindustrialisiert ist und keine Exportüberschüsse mehr erzielt. Auch ein Verkauf seiner Industrie an ausländische Käufer ist ausgeschlossen.Bildlich gesprochen ist das so, als ob Sie in den Supermarkt gehen und mit einem Schuldschein bezahlen wollen und der Supermarkt sagt: „Nun, Sie haben in der letzten Woche eine ziemliche Rechnung angehäuft, Sie müssen jetzt bezahlen.“ Und der Kunde sagt: „Ich kann und will nicht bezahlen. Aber Sie können doch meinen Schuldschein anderweitig verwenden. Geben Sie ihn an den Bauern weiter, der Ihnen die Eier, die Milchprodukte oder das Gemüse liefert, die Sie im Supermarkt verkaufen.“ Wenn dieser Schuldschein, der an sich eine Forderung gegenüber dem Kunden darstellt, irgendwie in Umlauf gebracht werden kann, dann wären das nur noch „technisch gesehen“ Schulden. Praktisch wären diese Schulden wie Geld (Fiat Money). (Das Beispiel ist von Michael Hudson.)Ein Großteil des weltweiten Finanzsystems basiert heute auf dieser Art von Schulden, die nicht zurückgezahlt werden können, und das ist der Schlüssel zum amerikanischen Imperium geworden, denn es ist der Schlüssel zu Amerikas Fähigkeit, im Ausland Geld auszugeben und als erste Nation in der Geschichte keine Kriegsschulden oder andere Schulden gegenüber anderen Ländern zu haben, die zurückgezahlt werden müssen.Der ehemalige französische Finanzminister Valéry Giscard d’Estaing sprach schon von diesem „exorbitanten Privileg“ der USA.Das ist die Doppelmoral, die Amerika erreichen konnte, um sich als die „unverzichtbare Nation“ zu etablieren: Während alle anderen Länder ihre Staatshaushalte kürzen, um die Tribute an die USA begleichen zu können (Beispiel Rüstungsausgaben Europas nach dem jüngsten NATO-Gipfel am 24./25. Juni 2025), weigern sich die USA ihre Schulden zu zahlen.Andere Länder versuchen, diesem System zu entkommen, indem sie Gold kaufen, was zum Anstieg des Goldpreises führt, und sie suchen fieberhaft nach einer Möglichkeit, eine alternative Weltwährung zu schaffen.Die weltweite Suche nach AlternativenDer Treasury-Bill-Standard funktioniert bisher, weil die ganze Welt nach wie vor – vor allem mangels echter Alternativen – US-Staatsanleihen kauft, wenn auch in immer geringeren Mengen.Reuters: „Während die Debatte um die ‚Entdollarisierung‘ und die weltweite Nachfrage nach auf US-Dollar lautenden Vermögenswerten tobt, scheint eine wichtige Gruppe ausländischer Investoren still und leise aus US-Wertpapieren auszusteigen: die Zentralbanken.Zu diesem Schluss kommen die jüngsten „Custody“-Daten der New Yorker Fed, die einen stetigen Rückgang des Wertes von US-Staatsanleihen und anderen US-Wertpapieren zeigen, die im Auftrag ausländischer Zentralbanken gehalten werden.“Zwar kaufen praktisch alle Zentralbanken soviel Gold, wie sie bekommen können. Dies ist aber keine echte Alternative, weil die weltweite Geldmenge dafür schlicht nicht ausreicht. Die weltweiten Goldreserven wachsen nur sehr langsam (2–3 % pro Jahr). Die Weltwirtschaft und der globaler Handel wachsen aber exponentiell.Die meisten aktuellen Diskussionen über die Veränderung der internationalen Wirtschaft konzentrieren sich daher verständlicherweise und zu Recht auf die Versuche der BRICS-Staaten und anderer Länder, sich durch die Entdollarisierung ihres Handels und ihrer Investitionen der Kontrolle der USA zu entziehen.Bisher sind zwar alternative Zahlungssysteme in Erprobung, wie etwa das Projekt mBridge (Multiple CBDC Bridge). Es wurde 2021 vom BIS Innovation Hub Hong Kong initiiert, zusammen mit den Zentralbanken von China (PBC Digital Currency Institute), Hong Kong MA, Thailand und den VAE. Im Juni 2024 trat Saudi-Arabien als vollwertiges Mitglied bei. Über 26 weitere Zentralbanken und Institutionen beteiligen sich als Beobachter (z. B. Fed New York, IMF, EZB). Die bekanntesten Mitglieder von mBridge sind die Bank von Israel, die Bank von Namibia, die Bank von Frankreich, die Zentralbank von Bahrain, die Zentralbank von Ägypten, die Zentralbank von Jordanien, die Europäische Zentralbank, der Internationale Währungsfonds, die Federal Reserve Bank of New York, die Reserve Bank of Australia und die Weltbank.Es handelt sich um ein Projekt, das eine von mehreren Zentralbanken und Geschäftsbanken gemeinsam genutzte Plattform für digitale Währungen (CBDC – Central Bank Digital Currency – auf Deutsch: digitale Zentralbankwährung) untersucht. Sie basiert auf der Distributed-Ledger-Technologie (DLT), um sofortige grenzüberschreitende Zahlungsabwicklungen und Devisentransaktionen zu ermöglichen. Die Verwendung von mBridge CBDC für Ölzahlungen könnte mehrere Vorteile für Saudi-Arabien und andere OPEC Staaten bieten wie z.B. schnellere Transaktionszeiten, geringere Kosten und mehr Transparenz. Der wohl grösste Vorteil liegt aber in der Umgehung des Swift-Systems und entgeht damit amerikanischen und europäischen Sanktionsmöglichkeiten.Im Jahr 2022 wurde ein Pilotprojekt mit Echtgeldtransaktionen durchgeführt. Seitdem hat das mBridge-Projektteam untersucht, ob die Prototyp-Plattform zu einem Minimum Viable Product (MVP) weiterentwickelt werden könnte – ein Stadium, das nun erreicht ist.China das eigene System CIPS (Cross-Border Interbank Payment System) entwickelt. Es wurde 2015 eingeführt und dient dem Zweck der internationalen Zahlungsabwicklung in Renminbi (RMB, Yuan) als Alternative oder Ergänzung zu SWIFT. Damit wird die Internationalisierung des Yuan gefördert. CIPS arbeitet mit ca. 1.400 (2024) ausländischen Banken zusammen. Damit werden die westlichen Sanktionen wirksam umgangen.Auch Russland hat als Antwort auf den SWIFT Boykott und die westlichen Sanktionen ein eigenes System entwickelt. SPFS steht für System for Transfer of Financial Messages (Система передачи финансовых сообщений). Es überträgt Finanznachrichten zwischen Banken – also Zahlungsanweisungen, Kontoinformationen usw. – genau wie SWIFT und es wird vorrangig für den Inlandsverkehr, aber zunehmend auch für grenzüberschreitende Zahlungen mit befreundeten Ländern genutzt. Teilnehmer sind über 400 russische Banken, dazu auch Banken in Belarus, Kasachstan, Armenien, Kirgisistan und anderen EAWU-Staaten. Im Inland deckt es heute fast 100 % des SWIFT-Bedarfs Russlands ab.Russland und China haben SPFS und CIPS teilweise verbunden, damit Banken Nachrichten austauschen können, ohne SWIFT zu nutzen. So können russische und chinesische Banken Zahlungen abwickeln – typischerweise in Rubel oder Yuan, was besonders für Energieexporte wichtig ist. Russland liefert Gas und Öl an China, bezahlt wird zunehmend in Rubel und Yuan.Für den Ausgleich der Zahlungsbilanzüberschüsse gibt es verschiedene Überlegungen.Aber wirklich tragfähige rohstoffbasierte Währungen oder Ähnliches nach der oben erwähnten Vision von John Maynard Keynes aus den 1930er-Jahren (eine internationale Verrechnungseinheit als supranationale Währung wie der Bancor) ist dabei noch nicht in Sicht.Der Krieg gegen den Iran dient auch dem Ziel, ein alternatives Finanzsystem zu verhindernMit einem zerschlagenen Iran und seinen Teilstaaten, die zu einer Reihe von Oligarchien geworden wären, hätte die USA das gesamte Öl und die daraus erwachsenden Finanzströme des Nahen Ostens kontrollieren können. Die Kontrolle über das Öl ist seit einem Jahrhundert ein Eckpfeiler der internationalen Wirtschaftsmacht der USA. Die international tätigen US-Ölkonzerne (die nicht nur als inländische Öl- und Gasproduzenten tätig sind) und die Überweisung der aus dem Ausland erzielten wirtschaftlichen Erlöse leisten einen wesentlichen Beitrag zur Zahlungsbilanz der USA. Diese Kontrolle im Nahen Osten ermöglicht auch die Dollar-Diplomatie, in deren Rahmen Saudi-Arabien und andere OPEC-Länder ihre Öleinnahmen in die US-Wirtschaft investieren, indem sie riesige Bestände an US-Staatsanleihen und Investitionen im privaten Sektor anhäufen.Die Vereinigten Staaten halten die OPEC-Länder durch diese Investitionen in die US-Wirtschaft (und in andere westliche Volkswirtschaften) in Geiselhaft, die ebenso enteignet werden können, wie die Vereinigten Staaten 2022 Russlands Geldreserven in Höhe von 300 Milliarden Dollar im Westen beschlagnahmt haben. Dies erklärt weitgehend, warum sich diese Länder nach wie vor scheuen, in den aktuellen Konflikten für die Palästinenser oder den Iran einzutreten.Für die USA macht all dies den Iran zu einem zentralen Dreh- und Angelpunkt, auf dem die nationalen Interessen der USA beruhen, nämlich die Schaffung eines Zwangsimperiums aus Vasallenstaaten, die sich durch die Einhaltung des dollarbasierten internationalen Finanzsystems der Dollar-Hegemonie unterwerfen.Die Ironie der GeschichteDie Ironie dabei ist natürlich, dass die Versuche der USA, ihr schwindendes Finanz- und Wirtschaftsimperium aufrechtzuerhalten, selbstzerstörerisch sind. Das Ziel ist es, andere Nationen durch die Androhung von wirtschaftlichem Chaos zu kontrollieren. Aber gerade diese Drohung der USA treibt andere Nationen dazu, nach Alternativen zu suchen. Und ein Ziel ist keine Strategie, wie Michael Hudson zu Recht feststellt.Der Plan, Netanjahu in Israel als Pendant zu Selensky in der Ukraine einzusetzen und mit seiner Bereitschaft, „bis zum letzten Israeli“ zu kämpfen, ähnlich wie die USA/NATO „bis zum letzten Ukrainer“ kämpfen, ist eine Taktik, die ganz offensichtlich auf Kosten der eigenen Strategie geht.Dies ist eine Warnung an die ganze Welt, einen Ausweg zu finden. Wie die Handels- und Finanzsanktionen der USA, die andere Länder von den US-Märkten und einem dollarbasierten internationalen Finanzsystem abhängig halten sollen, ist auch der Versuch, ein militärisches Imperium von Mitteleuropa bis zum Nahen Osten zu errichten, militärisch, wirtschaftlich und politisch selbstzerstörerisch. Er macht die bereits bestehende Spaltung zwischen der US-zentrierten neoliberalen Ordnung und der globalen Mehrheit sowohl aus moralischen Gründen als auch aus Gründen der einfachen Selbsterhaltung und des wirtschaftlichen Eigeninteresses unumkehrbar.