Eichstätt. (pde) – Neun Schulen im Gebiet des Bistums Eichstätt – darunter drei in diözesaner Trägerschaft – beteiligen sich an der Bildungsinitiative „Judentum live erleben“. Das Projekt einer Nachfahrin von Holocaustüberlebenden verfolgt ein ehrgeiziges Ziel: Es will ein neues Bewusstsein für die gemeinsamen Wurzeln von Christentum und Judentum schaffen und durch mehr Verständnis und Dialog Frieden stiften.„Falls es Raketenalarm gibt, muss ich für zehn Minuten in einen Schutzraum – wenn alles gutgeht, setzen wir die Veranstaltung anschließend fort.“ Mit diesen eindringlichen Worten begann Arie Rosen vor wenigen Tagen eine Fortbildung für Lehrkräfte im Bistum Eichstätt. Zugeschaltet aus Jerusalem, wo es an diesem Tag ruhig blieb, konnte er das Projekt „Judentum live erleben“ wie geplant vorstellen. Rosen, ein jüdischer Staatsbürger Israels, wurde 1971 in Frankfurt am Main geboren. Mit 15 Jahren wanderte er gemeinsam mit seiner Mutter nach Jerusalem aus. Heute ist er Geschäftsführer der Lea-Fleischmann-Bildungsprojekte, einer Einrichtung, die jüdisches Leben in deutsche Klassenzimmer bringt.„Bildung ist der Schlüssel zu einer toleranteren und besseren Gesellschaft“, sagt die Gründerin Lea Fleischmann. In einer 90-minütigen Live-Schaltung aus Jerusalem, die im Rahmen des Religions- oder Ethikunterrichts stattfinden kann, erhalten Schülerinnen und Schüler einen grundlegenden Einblick in das Judentum sowie in seine Gemeinsamkeiten mit dem Christentum und dem Islam. Im Mittelpunkt steht der Schabbat, der jüdische Ruhetag und zugleich Höhepunkt der Woche. Darüber hinaus erfahren die Teilnehmenden mehr über jüdische Feiertage, religiöse Schriften wie Tora und Talmud, kultische Gegenstände sowie rituelle Handlungen und deren Bedeutung. Ziel ist es, die Schülerinnen und Schüler dazu anzuregen, über ihren eigenen Ruhetag, den Sonntag, nachzudenken und neue Perspektiven zu gewinnen. Im Anschluss an den Vortrag besteht die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Mehrere Klassen können gleichzeitig an einer Live-Schaltung teilnehmen.Seit 2012 hat Lea Fleischmann mit ihrem Projekt bereits 950 deutsche Schulen betreut und rund 65.000 Schülerinnen und Schüler erreicht. Neu hinzugekommen sind nun zwei Mittelschulen, drei Gymnasien und vier Realschulen im Gebiet des Bistums Eichstätt. Ermöglicht wurde diese Ausweitung durch eine Kooperation mit der Abteilung Schulen und Bildung der Diözese. Carolin Braun, Fachreferentin für den Religionsunterricht an Real- und Wirtschaftsschulen, hat das Projekt initiiert und organisiert. Die Willibald-Stiftung des Bistums unterstützt das Vorhaben finanziell.