Zwecklose Verhandlungen? Russland widerlegte in Istanbul Vorwürfe der Kindesentführung

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Von David NarmanijaDieses Thema beschäftigt insbesondere den aktivsten Teil der russischen Gesellschaft – und damit auch jeden unter denjenigen, die die verschiedensten Ereignisse aufmerksam verfolgen. Nach den traurigen Sonntagsnachrichten gewann die Frage in ihren Augen noch mehr an Relevanz.Und am Montag führte Wladimir Medinski selbst den hartnäckigsten Skeptikern überzeugend vor, wofür dies nun genau notwendig ist. Es geht nicht einmal nur um das russische Memorandum, in dem der Ukraine schmerzhafte, aber zum jetzigen Zeitpunkt einzig mögliche Bedingungen für eine Einigung angeboten werden (denn für Kiew wird es keine besseren geben) – obwohl dieses Memorandum an sich genommen schon ein nahezu zwingender Grund ist. Es geht dabei auch um etwas anderes. Medinski rief beim Presseauftritt in Istanbul in Erinnerung:"Was haben wir in letzter Zeit auf Ebene der UNO, der OSZE und dergleichen gehört? Zuerst hieß es, da wurden anderthalb Millionen Kinder entführt, dann hieß es, es seien zweihunderttausend ukrainische Kinder, und jetzt liegt die offizielle Zahl bei 20.000 Kindern."Moskau habe wiederholt die Vor- und Nachnamen der angeblich Entführten angefragt, um zu verstehen, von wem da überhaupt die Rede ist. Kiew aber zögerte und zögerte mit der Antwort. Die Austauschvorgänge – indes eine um ein Vielfaches kleinere Zahl von Personen umfassend als die von der ukrainischen Seite genannten Zahlen – erfolgten über Menschenrechtsvertreter. So sind beispielsweise 101 Kinder kürzlich in die ehemalige Ukrainische SSR zurückgekehrt, und 22 fanden sich bei ihren Verwandten in Russland wieder. Familien, die infolge der Kämpfe getrennt worden waren, wurden also wiedervereint. Die ukrainische Seite konnte jedoch keine Daten über diejenigen vorlegen, die den Leuten auf der Bankowaja-Straße in Kiew als "entführt" galten.Doch zur zweiten Verhandlungsrunde brachte die ukrainische Delegation endlich eine entsprechende Liste mit. Diese enthielt natürlich keine anderthalb Millionen Namen. Auch 200.000 waren nicht dabei. Und auch keine 20.000. Es waren nicht einmal eintausend.Es stehen 339 Kinder auf der Liste. Natürlich ist das Schicksal jedes einzelnen Kindes wichtig, das von seinen Verwandten getrennt wurde. Doch diese Schicksale sind viel weniger, als Kiew behauptete, als es daraus eine "Show für mitfühlende Europäer" machte. Besonders wichtig ist jedoch Medinskis ausdrücklicher Hinweis, dass die ukrainische Seite versucht, Russland und seine Verteidiger zu verleumden – denn:"Es gibt kein einziges 'entführtes' Kind. Es gibt Kinder, die unsere Soldaten unter Einsatz, teils auch um den Preis des eigenen Lebens, gerettet und unter Gefahr aus dem Kampfgebiet gezerrt haben. Und wir suchen ihre Eltern. Und wir bringen sie zurück."Man könnte einwenden, dass es dazu keine Verhandlungen brauche, es reiche aus, darüber in den Medien zu schreiben oder einfach eine entsprechende Erklärung abzugeben.Allein, leider werden russische Medien im Westen nicht gelesen – und isoliert von den Verhandlungen könnten diese Worte einfach ignoriert werden. Deshalb ist es notwendig, die Dämonisierung Russlands auch auf dieser Ebene zu bekämpfen – wenn doch schon die Aufmerksamkeit der ganzen Welt auf die Ereignisse bei diesem Treffen gerichtet ist, auf dessen Feldern die russische Erklärung abgegeben wird und es somit unmöglich ist, sie zu ignorieren, wenn die Möglichkeit besteht, die ukrainische Seite ihrer Lügen so überzeugend zu überführen. Denn: Hat die ukrainische Delegation irgendetwas gegen diese Argumente einzuwenden? Nein, denn da ist ja ihre eigene umfassende Liste.Allein schon eine öffentliche Aufdeckung der ukrainischen Lügen wie die oben beschriebene wäre ein mehr als gewichtiges Argument für eine Teilnahme Russlands an den Verhandlungen. Und dabei beschränken sich die Ergebnisse dieser Verhandlungen in Istanbul nicht einmal auf diesen wohlverdienten und gerechten Sieg im medialen Raum. Zu den Ergebnissen gehören nämlich auch Fortschritte in anderen humanitären Fragen, allen voran beim Gefangenenaustausch – mehr als tausend Söhne Russlands werden endlich nach Hause zurückkehren. Jeder von ihnen ist schon für sich genommen ein solches Istanbul-Treffen wert – und es sind mehr als tausend. Denn für diejenigen, die die Frage "Warum Verhandlungen?" stellen, war es ein nur weiterer Montag von vielen. Und für diese Männer – ja, für sie war es ein langer Tag in Gefangenschaft.Das sind, mit Verlaub, zwei schon sehr unterschiedliche Zeiträume.Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen bei RIA Nowosti am 3. Juni 2025.David Narmanija ist ein russischer Kolumnist, politischer Beobachter und Kommentator sowie Blogger. Er schreibt Kommentare unter anderem für die Nachrichtenagenturen RIA Nowosti und Sputnik.Mehr zum Thema – Das beste Angebot: Russlands Memorandum wird die Ukraine retten