Deutschland: Neue Statistik belegt Höchststand an arbeitenden Rentnern

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Die Zahl der arbeitenden Rentner in Deutschland hat ein Rekordniveau erreicht. Das Boulevardmagazin Stern berichtet über die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamts zu diesem Thema. Der Veröffentlichung war eine Anfrage des BSW vorangegangen. Nach Auswertung der Zahlen zeigt sich ein trauriges Bild. Demnach müssen in Deutschland immer mehr Rentner im Alter von über 67 Jahren arbeiten. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts waren dies im vergangenen Jahr mehr als 1,1 Millionen Menschen. Bereits Ende Mai sorgte CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann für mediale Aufmerksamkeit, als er in einer ARD-Sendung auf die Frage, wer in Deutschland zu wenig arbeitet, antwortete: "zum Beispiel Rentner" (RT DE berichtete). Der Stern-Artikel widerlegte diese Behauptung nun mit folgenden Fakten:"Die Zahl der noch arbeitenden Rentner und Rentnerinnen in Deutschland hat ein Rekordniveau erreicht. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts waren im vergangenen Jahr mehr als 1,1 Millionen Menschen im Alter von 67 oder älter noch erwerbstätig, so viele wie nie zuvor. 2023 waren es noch 51.000 weniger gewesen."Die neuesten Daten zeigen eine gesellschaftliche Dynamik, in der sich die Zahl der Betroffenen im Vergleich zum Jahr 2004 vervierfacht hat. Dazu heißt es:"Damals [2004] waren 288.000 Menschen ab 67 noch erwerbstätig. Die Zahl der Rentner und Rentnerinnen hat sich im selben Zeitraum hingegen nur geringfügig erhöht: 2004 lag sie bei 19,6 Millionen, im vergangenen Jahr bei 21,4 Millionen."Eine Pressemitteilung des Bundesamts vom Oktober des Vorjahres bestätigte bereits diese Entwicklung:"Viele Menschen in Deutschland arbeiten, obwohl sie bereits eine Altersrente beziehen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach Ergebnissen einer Zusatzerhebung der EU-Arbeitskräfteerhebung 2023 mitteilt, waren 13 Prozent der Rentnerinnen und Rentner im Alter von 65 bis 74 Jahren hierzulande erwerbstätig."Zu den Gründen wurde angegeben, dass rund ein Drittel (33 Prozent) der Rentner, "die einer Erwerbstätigkeit nachgingen, dies aus finanzieller Notwendigkeit taten". 16 Prozent aus dieser Gruppe hätten sogar "eine Arbeitswoche mit mehr als 40 Stunden". Weiter hieß es:"Ein Viertel (25 Prozent) arbeitete 10 bis unter 20 Wochenarbeitsstunden. 12 Prozent der Rentenbeziehenden mit einer Arbeit übte diese 20 bis unter 30 Stunden in der Woche aus. Bei 8 Prozent waren es 30 bis unter 40 Stunden."Als weiterer Grund wurde "die Freude an der Arbeit als Hauptgrund für ihre Erwerbstätigkeit angegeben" (29 Prozent). Der für seine Aussage kritisierte CDU-Politiker erhielt am 4. Juni die Chance für einen Gastkommentar im Handelsblatt, in dem er seine Argumentationslinie erneut präsentierte. Darin heißt es:"Für mehr Wohlstand braucht Deutschland mehr aktive Rentner. CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann will Anreize für mehr Arbeit schaffen und Arbeitsverweigerern Unterstützung streichen. Auch Rentner sollten mehr arbeiten."Weiter erklärte Linnemann in seinem Kommentar:"Ich möchte dafür sensibilisieren, wie groß der Beitrag der älteren Menschen ist, die über das Renteneintrittsalter hinaus freiwillig weiterarbeiten wollen. Ich sage klar und deutlich: Wir brauchen auch aktive Rentnerinnen und Rentner, um Deutschland wieder nach vorne zu bringen! Die Idee der 'Aktivrente' ist ein wichtiger Baustein, um die Menschen im Rentenalter zu motivieren, die freiwillig länger arbeiten wollen. Sie ist komplett neu, auch international gibt es keine Blaupause."Der CDU-Generalsekretär zieht das Resümee:"Am Ende gewinnen alle: Die Rentnerinnen und Rentner, weil sie mehr Kaufkraft haben, ihr Wissen teilen und stärker an der Gesellschaft teilhaben können; die Arbeitgeber, weil die Fachkräftelücke nicht zu groß wird und Erfahrungswissen nicht verloren geht; der Staat, weil er zusätzliche Einnahmen generiert."BSW-Chefin Sahra Wagenknecht kritisierte Linnemann mit dem Vorwurf, durch die angestoßene Debatte "die Rentner zu verhöhnen". Der Stern-Redaktion gegenüber sagte sie:"Heute arbeiten so viele Rentner wie noch nie. … Die Vervierfachung der Zahlen zeigt aber, dass hunderttausende Senioren schlicht gezwungen sind, ihre schmalen Bezüge aufzubessern."Noch höhere Zahlen an arbeitenden Rentnern finden sich laut der Statistik unter anderem in Polen, in den Niederlanden und Schweden. Am häufigsten müssen demnach die Menschen in den baltischen Ländern im hohen Alter einer Erwerbsarbeit nachgehen.Mehr zum Thema - Altersarmut steigt rasant: Geld für Aufrüstung statt Renten