Eine neue Künstliche Intelligenz namens Centaur sorgt für Aufsehen: Sie kann menschliches Verhalten mit einer bislang unerreichten Präzision vorhersagen. Wie gefährlich ist diese Technologie? Immerhin besteht ein großes Missbrauchspotenzial in Richtung des “gläsernen Menschen”.Deutsche und amerikanische Wissenschaftler haben ein KI-System namens Centaur geschaffen. Dieses Programm ist Berichten zufolge in der Lage, menschliche Entscheidungen in psychologischen Experimenten besser vorherzusagen als alle bisher bekannten Modelle. Möglich wurde dies durch die Fütterung der Künstlichen Intelligenz mit Daten von über 60.000 Menschen und mehr als 10 Millionen Entscheidungen, die diese trafen.Anhand dieser Fülle an Daten kann Centaur, welches auf dem Sprachmodell Llama 3.1 von Meta basiert, Muster erkennen. Das heißt, sie kann “sehen”, wie wir denken, lernen und wählen. Und das nicht nur in ihr bekannten, sondern auch in komplett neuen Situationen, wie die Wissenschaftler es in ihrer Arbeit bei “Nature” veröffentlicht haben. Dabei hat das KI-System nicht nur gelernt, Risikospiele zu analysieren, sondern auch moralische Dilemmata und logisches Denken. Sogar bei einer Veränderung der Aufgabenstellung konnte die Künstliche Intelligenz treffsicher vorhersagen, wie sich die Menschen entscheiden würden.Allerdings ist dies noch lange nicht alles. So entdeckten die Wissenschaftler, dass sich die internen Abläufe der KI zusehends jener der Aktivitäten des menschlichen Gehirns ähnelten. Ohne explizite Vorgaben entwickelte Centaur neuronale Muster, die mit Hirnscans von Menschen übereinstimmen. Man könnte also sagen, dass die KI nicht nur gelernt hat, wie sich Menschen entscheiden, sondern sich sogar entsprechend selbst angepasst.Die Gefahr des MachtmissbrauchsDie Möglichkeiten, die sich aus dieser Entwicklung ergeben, sind enorm. Marketing, Bildung, Medizin – überall könnten solche Systeme eingesetzt werden, um menschliches Verhalten zu analysieren und zu beeinflussen. Doch genau hier liegt die Gefahr: Wer Zugriff auf solche Werkzeuge hat, kann Menschen gezielt steuern, manipulieren und überwachen.Zwar betonen die Wissenschaftler ihre ethische Verantwortung und die Offenheit ihrer Arbeit, allerdings zeigt die Geschichte, dass viele technologische Errungenschaften nicht nur guten Zwecken dienen. Regierungen und Konzerne könnten Centaur und ähnliche Systeme missbrauchen, um Bürger zu überwachen, Konsumverhalten zu steuern oder politische Meinungen zu beeinflussen.Die Forscher sehen darin eine Chance, die Grundlagen des Denkens besser zu verstehen und neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen. Doch die Risiken sind offensichtlich: Je besser Maschinen uns verstehen, desto leichter werden wir berechenbar – und damit auch manipulierbar. Ist das eine Welt, in der wir leben möchten?