»Wir Juden«, im Jahr 1934 im nationalistischen Deutschland erstmals veröffentlicht, ist sowohl die erfolgreichste als auch kontroverseste Schrift des deutschen Rabbiners Dr. Joachim Prinz (1902–1988). Der Verlag Wörner Medien hat nun dieses seinerseits vielbeachtete Werk in einer erweiterten Neuausgabe veröffentlicht. Zur Zeit der Publikation 1934 hatte Prinz die Absicht, die in Deutschland verfolgten Juden moralisch zu stärken, innerlich zu vereinen und zur Emigration nach Palästina aufzurufen mit dem Ziel der Gründung eines Judenstaates. Entschieden sprach er sich gegen jede Form der Assimilierung aus, die für das westeuropäische Judentum nur Substanzverlust bedeutet hat. Die Lösung sah er nur in einer Nationswerdung des Judentums, was die Rückkehr in die alte Heimat bedeutet und der Kern einer neuen Judenheit bedeuten würde.»Die Schaffung einer öffentlich-rechtlich gesicherten Heimstätte in Palästina, dieses auf dem Basler Kongress im Jahre 1897 aufgestellte Programm des Zionismus, ist heute die einzige Lösung, die sich als konstruktiv und weitblickend anbietet. Die Qual der Assimilation ist zu Ende.« Alle entwürdigten Ausgrenzungen, Verfolgungen und andere Feindschaften über Jahrhunderte waren für die Juden ein Trauma. Dieses Trauma fand schon zu Beginn des Nationalsozialismus einen vorläufigen Höhepunkt. Genau deshalb erschien das Buch zu einem richtigen Zeitpunkt. Prinz schildert die Entstehung der Judenfrage, das weltweite Erstarken des Nationalismus im Völkerbund. Für Prinz war der Völkerbund ein Konstrukt zur Förderung des weltweiten Nationalismus, ein Zusammenschluss von Nationalstaaten, die sich primär national verstanden. Der Assimilierung in die europäischen Gesellschaften stellte er die »Förderung der Reinheit des Blutes in einem romantisierenden Judenstaat« entgegen. Für Prinz gehörte dazu Mut zur Menschlichkeit, die »wir nur im eignen Land finden werden. Wir wissen, dass von diesem Land und seinem Leben ganz starke Ströme auch für diejenigen von uns ausgehen werden, die mitten unter den Völkern leben.« Er war sich sicher, dass seine Ideen weltweites Verständnis und Unterstützung finden werden.1937 konnte Joachim Prinz, der mittlerweile mehrfach von der Gestapo festgenommen worden war, die Erlaubnis erhalten, in die USA einzureisen. Er war dort als Rabbiner der Reformsynagoge Temple B’nai Abraham tätig. Vom Zionismus hatte er sich 1948 gelöst, da er mit der Gründung des Staates Israel sein Ziel erreicht hatte. Auch setzte er sich mit Martin Luther King für die Bürgerrechtsbewegung ein. Am Tag des »Marsches auf Washington« hielt er im Anschluss an King seine Rede.