Von WOLFGANG HÜBNER | Die westlichen Massendemokratien werden mehr von Stimmungen als von sozialen Unterschieden bestimmt. Das kann sich allerdings bei anhaltendem wirtschaftlichen Niedergang wie in Deutschland dramatisch ändern. Noch aber ist es hierzulande nicht soweit. Noch führt Verdrossenheit und Ernüchterung im Volk zu den schlechten Umfrageergebnissen der etablierten Parteien der sogenannten „Mitte“ und zu guten Ergebnissen für AfD und Linkspartei. Welche realpolitischen Konsequenzen das hat, ist allerdings nur bei Wahlen feststellbar.Trotzdem sind Umfragen nicht nur Zeitaufnahmen aktueller Stimmungen, sondern beeinflussen diese mit. Wenn die AfD derzeit als stärkste Kraft in den Umfragen gilt, dann ist das eine Ermutigung für Bürger, die noch ängstlich oder unsicher sind, Parteinahme für die ausgegrenzte Alternative zu bekennen. Außerdem verbessert das in erheblichem Maße die von vielen Seiten bekämpfte Normalisierung der AfD im politischen Angebotsspektrum. Denn es wird immer unglaubwürdiger, eine Partei zu dämonisieren, die in Umfragen ein Viertel der Wähler hinter sich hat.Diese zweifellosen Erfolge der AfD sollten jedoch besser nicht darüber hinwegtäuschen, dass ihre Mobilisierungsmöglichkeiten zumindest im westlichen Bundesgebiet und der Hauptstadt Berlin weiterhin schwach sind. Von der Partei organisierte Demonstrationen und Kundgebungen würden nicht die notwendige Massenunterstützung finden. Denn es ist ein großer Unterschied, am Telefon den Demoskopen die Sympathie für die AfD mitzuteilen, auf den Straßen und Plätzen aber auch mit dem Gesicht für sie einzustehen. Dazu kommt noch die Furcht vor dem Antifa-Terror.Diese Probleme hat die Linkspartei überhaupt nicht. Und bei Union und SPD scheitert das öffentliche Bekenntnis zu diesen Parteien nicht an Ängsten ihrer Anhänger vor möglichen individuellen Nachteilen, sondern einerseits an Überalterung ihrer Stammwähler, andererseits daran, wie schlecht das derzeitige politische Angebot von Schwarz und Rot ist. Wer will schon für Friedrich Merz oder Lars Klingbeil an die frische Luft gehen? Niemand, der noch bei Sinnen ist.Bei aller Freude der politischen Rechte über die Umfrageerfolge der AfD ist folglich vor Überschwang und Illusionen zu warnen. Die machthabenden Kräfte in Deutschland haben unverändert die Apparate für die Massenpropaganda ebenso fest in der Hand wie ausnahmslos alle Entscheidungspositionen im gesellschaftlichen Leben. So lange diese Dominanz nicht erschüttert wird oder gar zerbricht, mögen Umfragesiege Labsal und Verheißung sein – Garantien für reale Veränderungen sind sie nicht.Wolfgang Hübner.PI-NEWS-Autor Wolfgang Hübner schreibt seit vielen Jahren für diesen Blog, vornehmlich zu den Themen Geopolitik, Linksfaschismus, Islamisierung Deutschlands und Meinungsfreiheit. Der langjährige Stadtverordnete und Fraktionsvorsitzende der „Bürger für Frankfurt“ (BFF) legte zum Ende des Oktobers 2016 sein Mandat im Frankfurter Römer nieder. Der leidenschaftliche Radfahrer ist über seine Facebook-Seite und seinen Telegram-Kanal erreichbar.The post Was bedeuten Umfrageerfolge real? appeared first on PI-NEWS.