»Den Deutschen geht es besser denn je« — Das behauptet ZDF-Autorin Sina Mainitz. Wie kommt sie darauf? Sieht sie nicht, dass viele Deutsche Probleme haben, an den Lebensstandard ihrer Eltern anzuknüpfen? Sieht sie nicht, dass Eigenheime, Häuser und Wohnungen, immer teurer, ja fast unbezahlbar werden? Sieht sie nicht, dass die Mieten und Energiekosten in den Himmel schießen? Sieht sie nicht die vielen Rentner, die Flaschen sammeln müssen? Und was ist mit dem Elend in den Pflege- und Altenheimen? Sieht sie nicht die Gewalt auf der Straße? Weiß sie nichts von den Sorgen und Nöten der Menschen in diesem Lande? Was ist mit der Inflation? Weiß sie, wie viel ein Pfund Butter kostet?»Objektiv gesehen, hat es nie eine bessere Zeit zu leben gegeben« — Wirklich?»Überall Gemecker - übers Wetter, Inflation, Krisen. Doch objektiv gesehen hat es nie eine bessere Zeit zu leben gegeben« — Das wird im Artikel behauptet. Um das zu unterstreichen, wird der Verhaltensökonom Dominik Enste vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) herangezogen. Der sieht das ähnlich. Weiterhin heißt es im ZDF Artikel lapidar: »Wir zahlen weniger Geld für Handytarife als noch vor vielen Jahren, fliegen verhältnismäßig günstig in den Urlaub, haben ein Riesen-Angebot an Musik oder Filmen, die wir kostengünstig streamen können.« — Wirklich? Handytarife? Internet-Streaming? Sind das für die ZDF-Autorin aussagekräftige Argumente? Würde das im Umkehrschluss heißen, dass die Menschen früher ohne Handy und Internet unglücklicher waren? Hat die Autorin ihren eigenen Text durchgelesen? Gab es einen Lektor, dem dieser Stuss hätte auffallen müssen?Sind die Erinnerungen der Bürger etwa alles Illusionen?Der Autor dieser Zeilen in der »Freien Welt« kann sich an eine Kindheit erinnern, in der eine Kugel Eis 30 Pfennig, de Eintritt ins gepflegte Schwimmbad 50 Pfennig und der Eintritt in den Zoo 5 Mark gekostet hat. Wohnungen waren kein Luxus, Autos auch nicht, Urlaubsreisen auch nicht, auch wenn es eher nach Österreich oder Spanien ging statt nach Thailand. Es gab kein Internet, aber die Krankenversicherung war günstiger und hat fast alle Behandlungskosten übernommen. Die Rentner hatten ein gutes Leben und die Schule war kein sozialer Brennpunkt. Viele Menschen erinnern sich mit Sehnsucht an frühere Jahrzehnte, vor allen Dingen an die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts zurück. Damals ging es bergauf. Die Generation der Kinder hatte die Generation der Eltern hinsichtlich des Lebensstandards weit überflügelt. Das Wirtschaftswunder war eine Zeit des Aufstiegs. Sogar in der DDR ging es bergauf statt bergab.Wir leben in einer Zeit des NiedergangsWas Herr Enste und Frau Mainitz vielleicht ignorieren wollen, ist die Tatsache, dass wir in einer Zeit des Niederganges leben. Für die meisten Menschen im Lande geht es bergab. Die Industrie verlagert ihre Produktion ins Ausland, die Energiepreise steigen, es gibt mehr Zensur und Verbote, mehr Reglementierungen und viel mehr Verwaltungsaufwand. Die Menschen im Lande sind weder bling noch taub. Sie spüren, dass etwas zerfällt. Sie erinnern sich, dass viele mal besser war.ZDF schiebt die Schuld für das negative Denken der AfD in die SchuheDoch für die ZDF-Autorin scheinen die subjektiven Empfindungen von Millionen Menschen und die objektiven Zahlen der bitteren Statistiken nicht so eine große Rolle zu spielen, wenn es um die Deutung der schlechten Laune im Lande geht. Nein, sie schiebt der AfD die Schuld in die Schuhe. Sie zitiert Enste, der sagt: »Die AfD lebt von den negativen Botschaften, sie spricht von der Spaltung der Gesellschaft und von Krisensymptomen«.Es kommt ihnen nicht in den Sinn, dass aus der Geschichte erst ein Schuh wird, wenn man die Kausalkette in die richtige Ordnung bringt: Die Menschen spüren und sehen, dass es in vielen Bereichen bergabgeht. Und die AfD artikuliert diese Sorgen und Nöte der Menschen anstatt sie abzutun, wie es ARD & ZDF, CDU/CSU, Grüne und SPD tun.