Elektronische Patientenaktie: Weniger Sicherheit für mehr Nutzer?

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Die elektronische Patientenakte ePA wird unsicherer. So müsste eigentlich die Überschrift zu diesem Artikel lauten, denn die mehrheitlich vom Bundesgesundheitsministerium finanzierte Gematik GmbH hat das Videoident-Verfahren für die Identifikation in den Apps von Krankenkassen wieder zugelassen. Die Gematik selbst war es, die dieses Verfahren vor drei Jahren aus Sicherheitsgründen untersagt hatte.Während für die Identifizierung bislang beispielsweise ein Online-Ausweis oder eine Gesundheitskarte mit PIN erforderlich waren, genügt für die Aktivierung der elektronischen Patientenakte künftig eine Anmeldung per Videotelefonat. Die Gematik hat hierfür nun das Verfahren „Nect Ident mit ePass“ zugelassen.Die Änderung macht den Zugriff auf die elektronische Patientenakte zwar für Nutzer einfacher, wird jedoch auch als überraschende Aufweichung der Sicherheitsbestimmungen in diesem Bereich kritisiert. Das Magazin Netzpolitik merkt an, dass die Gematik ihr Verbot von Videoident-Verfahren vor drei Jahren damit begründet hatte, dass dieser Schritt aufgrund einer sicherheitstechnischen Schwachstelle in diesem Verfahren unumgänglich sei. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hatte damals die mit dem Videoident-Verfahren verbundenen Risiken bestätigt und mitgeteilt, dass videobasierte Lösungen grundsätzlich der Gefahr von Manipulationen unterliegen und nicht dasselbe Sicherheitsniveau erreichen können wie beispielsweise die Online-Ausweisfunktion des Personalausweises. Die Sicherheitsforscherin Bianca Kastl hat gegenüber Netzpolitik auf die auch nach der Rückkehr zum Videoident-Verfahren verbundenen Risiken hingewiesen.Gematik kommt Forderungen der Krankenkassen nachDie Entscheidung für das Videoident-Verfahren hat möglicherweise damit zu tun, dass die Anzahl der Nutzer der elektronischen Patientenakte deutlich hinter den Erwartungen zurückbleibt.Netzpolitik hat die für die Verantwortlichen ernüchternden Zahlen zusammengetragen. So habe im vergangenen Monat der Bundesvorsitzende des Hausärzteverbandes aufgrund der geringen Nutzerzahlen vor einer Bruchlandung der elektronischen Patientenakte gewarnt. Von den Krankenkassen veröffentlichte Zahlen bestätigen diesen Eindruck. So hätten Techniker Krankenkasse, AOK und Barmer zusammen mehr als 44 Millionen elektronische Patientenakten eingerichtet, von denen jedoch nur 1,2 Millionen aktiv genutzt werden.Nur wenige Tage vor der Rückkehr zum Videoident-Verfahren habe der Vorstandschef der Techniker Krankenkasse genau dies gefordert, weil die Versicherten den Registrierungsprozess für die ePA zu kompliziert finden.Der Beitrag Elektronische Patientenaktie: Weniger Sicherheit für mehr Nutzer? erschien zuerst auf iphone-ticker.de.