Corona-U-Ausschüsse in Deutschland: “So viel Unwissenheit ist erschreckend”

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Derzeit laufen in Thüringen und Sachsen öffentliche Corona-Untersuchungsausschüsse. Neben dem Datenanalysten Tom Lausen sagte auch der Virologe Christian Drosten aus. Obwohl die Aussagen von Drosten in Sachsen zerstreut wirkten, sorgte besonders die Befragung der ehemaligen Präsidentin der Landesärztekammer in Thüringen, Frau Dr. Ellen Lundershausen, für Kritik. Nach Ansicht der Zuschauer glänzte sie vor allem mit Unkenntnis und Unwissenheit, was Zweifel daran weckte, dass die Landesregierung Thüringen und die Landesärztekammer Thüringen ihre Entscheidungen während der Corona-Jahre auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse trafen.von Isabel LindauIn dieser Woche fanden in Sachsen und Thüringen Sitzungen der offiziellen Corona-Untersuchungsausschüsse statt. Initiiert wurden beide Ausschüsse von der Bundestagspartei AfD und dem BSW in Thüringen und Sachsen. Die Untersuchungsausschüsse sind öffentlich und für Zuschauer zugänglich.Am Donnerstag, den 21.08.2025, fand in Sachsen die fünfte Sitzung des offiziellen Corona-Untersuchungsausschusses „Untersuchung der Krisenpolitik der Staatsregierung im Zusammenhang mit SARS-CoV-2 und COVID-19“ statt. Geladen waren neben dem Statistiker und Analytiker Tom Lausen auch der Virologe Christian Drosten, der bereits in der vierten Sitzung im Mai aussagte. Drosten trat während der Coronapandemie immer mehr in die Öffentlichkeit und entwickelte sich zum „Vorzeigexperten“ der deutschen Bundesregierung. Eindrücke des Analytikers Tom Lausen in SachsenIn einem Interview mit Marcus Fuchs berichtet Tom Lausen über seine Aussage in der Sitzung, welche vier Stunden in Anspruch nahm und sich nur auf die Sterbezahlen bezog. Hierbei betonte er, dass die Abgeordneten sehr interessiert und seine präsentierten Fakten offenbar größtenteils unbekannt seien.Bei den präsentierten Fakten von Tom Lausen handelt es sich um die Information, dass es 2020 eine historische Unterbelegung in den deutschen Krankenhäusern gab. Zudem zeigte Lausen anhand der offiziell verfügbaren Daten auf, dass es im Winterhalbjahr 2022, nach Einführung der Coronaimpfung, in Deutschland plötzlich zu einer erhöhten Sterberate kam. Hier wirft er die Frage auf, woran das liegt, denn, wenn es sich hier um eine starke Grippewelle gehandelte habe, warum zeige sich diese nicht in den Nachbarländern? Zu den Aussagen von Christian Drosten, welcher unmittelbar vor dem Datenanalyst von dem Ausschuss befragt wurde, berichtet Lausen den Eindruck, dass die Ausführungen von Christian Drosten ungeordnet und zusammenhanglos wirkten. Er führt aus, dass es ihn nicht überrascht, dass die Abgeordneten seine präsentierten Zahlen nicht kennen, denn er wisse, dass „Herr Drosten ja vorher Zahlen in den Ring wirft und die nicht ins Verhältnis setzt zu anderen Themen. […] wir haben ja seit Anfang der Coronazeit erlebt, dass Dashboards nur über Coronatote geführt wurden und eben nicht über die Gesamtsterblichkeit. Hätte man das gemacht, hätten die meisten Menschen gesehen, oh, so schlimm ist es ja nun doch nicht, zumindest in Deutschland.“Offizielle Aufarbeitung auch in ThüringenAuch im Bundesland Thüringen gibt es seit 2025 unter der Vorsitzenden Lena Güngör von der Partei Die Linke den offiziellen Corona-Untersuchungsausschuss „Untersuchungsausschuss 8/1 – Corona-Maßnahmen in Thüringen“. Hier hat am 19.08.2025 die erste Sitzung stattgefunden. Geladen waren die ehemalige Präsidentin der Landesärztekammer Thüringen, Frau Dr. Ellen Lundershausen, die Risikokommunikationsexpertin Dr. Dr. Petra Dickmann sowie der Datenanalyst Tom Lausen. Unter den Zuschauern war auch der ehemalige Weimarer Richter, Christian Dettmar, der aufgrund der Coronapolitik verurteilt wurde und sein Richteramt niederlegen musste, wie Report24 berichtete. In dieser Sitzung überraschte offenbar vor allem Frau Dr. Lundershausen die Zuschauer und Parteifraktionen mit ihren Ausführungen.Scharfe Kritik an Frau Dr. LundershausenFrau Dr. Lundershausen selbst äußerte sich in der Pause nach ihrer Befragung in einem Interview auf dem Youtubekanal “Die Jaworskis”. Auf die Frage, wo der Impfstatus erfasst wurde, da sie aussagte, dass ihrer Erfahrung nach vor allem die schweren Verläufe besonders bei den Patienten sichtbar wurden, die nicht geimpft waren, antwortete sie: „Bei der Einweisung ins Krankenhaus. Das wussten die Kollegen bei der Einweisung. Da gibt es Statistiken zu. Die genaue Zahl kann ich ihnen jetzt nicht sagen, aber ich meine, 90% der schweren Verläufe waren Ungeimpfte. Das geht aus dem Expertenpapier auch hervor, was öffentlich ist.“ Auf die Frage, ob ihr die Daten aus der INEC-Datenbank und des DIVI-Registers bekannt seien und welche Erkenntnisse sie daraus zog, erwiderte Frau Dr. Lundershausen, dass man darauf achten musste, dass das System nicht überlastet wird. Der Datenanalyst Tom Lausen, der ebenfalls an diesem Tag zu Wort kam, hat sämtliche Datenbanken und die Daten des statistischen Landesamtes Thüringen ausgewertet und gezeigt, dass es keine Überlastung des Systems gab. Auf die Frage, ob die Pandemie durch Ersatzparameter wie die PCR-Testergebnisse und die Hospitalisierungsinzidenz befeuert wurde, antwortete Frau Dr. Lundershausen: „Dazu möchte ich nichts sagen“ und entgegnete weiter, dass sie sich „nichts“ von dem Untersuchungsausschuss erhoffe. Auf die letzte Frage, ob sie die RKI-Protokolle kenne, fügte sie hinzu: Sie habe die RKI-Protokolle nicht selbst gesichtet. Sie habe sie nicht gesehen, aber Kenntnis darüber, dass es sie gibt.Zuschauer bemängeln große “Unwissenheit”Die Reaktionen der Zuschauer des Ausschusses vor Ort bezüglich der Aussagen von Frau Dr. Lundershausen fielen enttäuscht aus. „So viel Unwissenheit […] von einer Ärztin, die keine RKI-Protokolle kennt, wo sie meint, die gibt es seit zwei Wochen, aber die gibt es […] seit fast einem Jahr. Es ist schlimm. Sie war in ihrem Wissen gefangen. Immer noch in der Angst“. Weitere Zuschauer merkten in der Befragung während der ersten Pause an: „So viel Unwissenheit ist wirklich erschreckend“ und forderten „Weiterbildung für solche Leute, die in solchen Ämtern sitzen. Die kamen da zu wenig zur Sprache. Und da sollte mehr Fachwissen und wissenschaftliche Erkenntnisse eine Rolle spielen als Mutmaßung oder einfach, was die Presse bringt oder was so allgemein bekannt gegeben wird. Also, da fehlt es eindeutig an Fachwissen und grundlegenden Erkenntnissen“.  Frau Muhsal aus der AfD-Fraktion äußerte sich ebenfalls über Frau Dr. Lundershausens Aussagen mit den Worten: „Bei der Frau Dr. Lundershausen war ich schon ein wenig schockiert davon, wie offen sie ihre Unkenntnis zu vielen Dingen zugegeben hat. Und ich bin gespannt, was dann die Landesregierung dazu sagen wird. Denn, wenn es so Aussagen gibt, dass man sich nicht erinnert, wie oft man mit der Landesregierung gesprochen hat und erst auf Nachfrage dann sagt, naja so mal ein-, zweimal die Woche, mal einmal die Woche, mal irgendwie, und sie hat ja auch gesagt, sie kann sich an die Gespräche nicht erinnern oder an den Gesprächsinhalt. So etwas finde ich auch schwierig, weil ja letztlich auch im Raum steht, wie hat die Landesregierung dann überhaupt ihre Entscheidungen getroffen.“Starke Forderungen, wenig ZuversichtDie Forderungen hinter den Untersuchungsausschüssen sind klar: Volle Transparenz über die Vorgänge während der Corona-Jahre, Klarheit darüber, inwieweit tatsächlich auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse gehandelt wurde, und eine lückenlose Aufarbeitung der Verantwortlichkeiten samt Konsequenzen. Am Ende geht es hier auch darum, die von der Politik aufgerissenen Gräben in der Gesellschaft zu überwinden und eine Wiederholung des begangenen Unrechts zu verhindern. Doch ob das durch die Ausschüsse erreicht werden kann, ist fraglich. Zu groß scheint der Unwille bei Politikern, Beratern und vermeintlichen Experten, Verantwortung zu übernehmen. Bisher wurden diejenigen, die sich eine echte Aufarbeitung wünschen, stetig enttäuscht.