Ein Satz geht um die Welt: Russland könne „morgen Nato-Gebiet in kleinerem Maßstab angreifen“. Gesagt hat das kein Politiker mit Profilneurose, sondern Generalleutnant Alexander Sollfrank, Chef des Operativen Führungskommandos der Bundeswehr. Und weil ein deutscher General das sagt, muss es natürlich stimmen – auch wenn’s keine konkreten Hinweise gibt.Sollfrank erklärt: Die russische Luftwaffe sei „im Großen und Ganzen intakt“, die Zahl der Panzer „stark genug“, und die Russen könnten jederzeit „provozieren“. Das nennt man dann „nichtlineare Kriegführung“. Früher sagte man einfach „Angstmache“. Heute heißt das „hybride Bedrohung“. Klingt schlauer, verkauft sich besser.Die Warnung folgt dem inzwischen bewährten NATO-Drehbuch: Erst kommt das „Russland könnte“, dann das „wir müssen mehr investieren“, und schließlich der Ruf nach „Resilienz“. Übersetzt heißt das: Vorräte bunkern, Steuern zahlen, Strom sparen und den Verteidigungsetat verdoppeln.Natürlich, 2029 könnte dann auch ein „großangelegter Angriff“ drohen – falls Russland bis dahin nicht an der eigenen Bürokratie scheitert oder vom Westen zu Tode sanktioniert wird. Aber wer so weit denkt, stört nur den Alarmrhythmus. Schließlich lebt die neue Sicherheitspolitik von täglichen Warnungen, nicht von Lösungen.Und so schließt sich der Kreis: Der General warnt, die Medien zitieren, die Politiker fordern – und der Bürger darf wieder überlegen, ob er den Campingkocher aus dem Keller holen sollte. Vielleicht ist das die eigentliche „nichtlineare Kriegführung“: Angst als Dauerzustand.Oder anders gefragt: Wenn Russland „morgen“ angreifen kann – was macht eigentlich die Bundeswehr heute?