Künftiger OeNB-Gouverneur Kocher will „Fakten sprechen lassen“

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30.08.2025 13.27Online seit heute, 13.27 UhrDer künftige Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), Martin Kocher, will sich in geldpolitischen Angelegenheiten keiner Seite klar zuordnen. Er sei weder „Falke“, also Anhänger einer straffen Geldpolitik, noch „Taube“, also Befürworter einer expansiven Geldpolitik mit niedrigen Zinsen und billigem Geld für die Wirtschaft. Am Montag tritt er sein Amt als OeNB-Gouverneur an.„Ich sehe mich nicht in einem der beiden Lager“, sagte Kocher heute im Ö1-Interview. Statt um die Zuordnung zu einem Lager im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) gehe es ihm vor allem darum „Fakten sprechen zu lassen, es geht darum im richtigen Zeitpunkt den richtigen Zug zu machen“.Entscheidungen an Datenlage orientiertZudem warnte Kocher davor, die Geldpolitik zu stark zu vereinfachen. Die Entscheidungen des Rats seien viel stärker an der aktuellen Datenlage orientiert als an ideologischen Einstellungen. Kochers Vorgänger Robert Holzmann galt als klarer „Falke“ mit Fokus auf Inflationsbekämpfung durch höhere Zinsen.n Österreich liegt die Inflation schon seit längerem klar über dem Schnitt der Eurozone. Maßnahmen könne primär die Politik setzen, so Kocher. Die OeNB schaue als Mitglied des EZB-Rats vor allem auf den Eurozonen-Durchschnitt bei der Teuerung. Maßnahmen direkt für einzelne Länder könnten in diesem Rahmen nicht gesetzt werden.Skeptisch gegenüber fixen PreisdeckelnGegenüber fixen Preisgrenzen bei Energiepreisen, Mieten und Lebensmitteln ist Kocher jedoch skeptisch. Zwar sei es nicht ungewöhnlich, dass in einem regulierten Markt auf Preise Einfluss genommen wird, die Gefahr sei jedoch, dass zu starke Regulierung das Angebot einschränkt. Dann seien die langfristigen negativen Effekte der Angebotsverknappung größer als der kurzfristige positive Effekt der Preisentlastung.Kocher: Kein Interessenkonflikt nach MinisteramtHinsichtlich seiner relativ kurzen Pause zwischen seinem Amt als ÖVP-Arbeits- und Wirtschaftsminister und OeNB-Gouverneur sieht Kocher keinen Interessenkonflikt. Er sei in seiner Arbeit als Minister nicht direkt mit der Nationalbank in Berührung gekommen, da die OeNB im Finanzministerium ressortiert.Rechtlich gesehen gebe es zudem keine Notwendigkeit für eine Cooling-Off-Phase. Ein sofortiger Rücktritt als Minister nach seiner Nominierung im Herbst sei zwar „tatsächlich eine Überlegung“ gewesen, die Stabilität der Regierung habe aber letztlich Vorrang gehabt.