Ein 15-jähriges Mädchen wurde in Neuss-Norf am Mittwochabend schwer verletzt – wenige Stunden nach dem Fahndungsaufruf ermittelte die Polizei einen „50-jährigen Neusser ukrainischer Herkunft“, nahm ihn vorläufig fest und ließ ihn nach Prüfung der Haftgründe wieder laufen. Die Ermittlungen „dauern an“ heißt es dazu lapidar – ein Vorgang, der Fragen aufwirft. Die Erstmeldung beschreibt den Angriff am 01.10. gegen 22:00 Uhr an der Nievenheimer Straße: Der Täter folgte dem Mädchen von der Haltestelle Lessingplatz, umklammerte es, ließ erst ab, als ein Zeuge laut dazwischen ging, und flüchtete. Die Jugendliche erlitt eine Schnittverletzung am Arm und kam stationär ins Krankenhaus. Laut Polizei war sie zuvor mit der Buslinie 841 vom Neusser Hbf unterwegs; Blutspuren deuten darauf hin, dass sich auch der Täter verletzt haben könnte. Zur Täterbeschreibung aus der Fahndung: männlich, 40–45 Jahre, 170–180 cm, athletisch, kantiges Gesicht, kurze dunkle Haare, „europäisches Erscheinungsbild“, dunkel gekleidet – und er sprach bei der Tat Russisch. Hinweise zu Motiv und Tatwaffe lagen zunächst nicht vor. Der Nachtrag vom 03.10. meldet: Der Verdächtige wurde am Morgen in seiner Wohnung angetroffen, vorläufig festgenommen und nach Abschluss der kriminalpolizeilichen Maßnahmen sowie Prüfung von Haftgründen wieder entlassen. Die Polizei dankt für die zahlreichen Hinweise – und ermittelt weiter. Dass ein so schnell gefasster Verdächtiger trotz schwerer Verletzung der Jugendlichen umgehend auf freien Fuß gesetzt wird, passt ins Bild einer Justiz, die Härte oft nur da zeigt, wo sie auf wenig Gegenwehr trifft.