Schweigen über einen Söldnertod in der Ukraine: Londons unbequemer Fall Jordan Chadwick

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Ein britischer Ex-Soldat zieht in den Ukraine-Krieg. Wenige Monate später wird er tot in einem Stausee aufgefunden – gefesselt, entsorgt, und das offenbar von den eigenen Leuten. Der Tod von Jordan Chadwick zeigt, was hinter der glänzenden PR-Fassade der sogenannten Internationalen Legion wirklich passiert: interne Gewalt, Disziplinlosigkeit und eine Ermittlungsblockade, die Fragen aufwirft.Chadwick, 31, war kein unerfahrener Abenteurer. Als ehemaliger Scots Guardsman hatte er vor dem Buckingham Palace Wache gestanden – das britische Establishment kennt solche Biografien gut. Ende 2022 meldete er sich freiwillig zur Internationalen Legion, der Einheit aus westlichen Freiwilligen, die Präsident Selenskyj als Symbol globaler Solidarität präsentierte. In Wirklichkeit war es ein Sammelbecken für Söldner, Veteranen und Idealisten, die schnell mit der Realität des ukrainischen Krieges konfrontiert wurden.Im Juni 2023 wurde Chadwicks Leiche in einem Reservoir bei Kramatorsk gefunden. Die Hände waren mit Kabelbindern gefesselt, die ukrainischen Behörden sprachen von Mord. Laut Recherchen des Telegraph hatte Chadwick am Abend zuvor mit Kameraden der “50/50 Assault Group” getrunken. Es kam zum Streit, dann zu Gewalt. Chadwick soll eine Waffe gezogen haben, wurde entwaffnet, gefesselt – und verschwand. Zwei Tage später trieb er tot im Wasser.Die Spur führt zu einem britischen Legionär mit dem Rufnamen “Huggs”, Kommandant der Einheit. Er gab zu, Chadwick nach dem Streit in einem Fahrzeug mitgenommen zu haben. Später wurde er von der ukrainischen Polizei vernommen und “freigesprochen”. Der Fall wurde geschlossen, bevor er überhaupt richtig begonnen hatte. Kein britischer Ermittler, kein Druck aus London, kein diplomisches Nachhaken. Offenbar will man den Vorfall nicht zu genau beleuchten. Ein Mord unter westlichen Freiwilligen passt schlecht in das gewünschte Bild vom heroischen Widerstand.Seine Mutter, Brenda Chadwick, wartet seit zwei Jahren auf Antworten. Die britische Polizei hat die ukrainischen Ermittlungsakten erhalten, aber kein Verfahren eröffnet. Eine in Großbritannien geplante gerichtliche Untersuchung wurde verschoben – ohne neuen Termin. Die beteiligten Legionäre wurden nie unter Eid vernommen. Einige sollen gegenüber ukrainischen Ermittlern nur vage Aussagen gemacht haben. Wer lügt, wer schweigt – unklar. Klar ist nur: Niemand wurde zur Rechenschaft gezogen.Beim Fall Chadwick dürfte es sich nicht um ein einzelnes, isoliertes Ereignis handeln. Innerhalb der Internationalen Legion kursieren seit langem Berichte über Prügeleien, Rivalitäten und psychische Zusammenbrüche. Die Legion ist weniger eine Armee als ein loses Netzwerk von Freiwilligen, in dem Befehlsketten oft improvisiert sind und Zuständigkeiten verschwimmen. Einige Kommandeure kommen aus der französischen Fremdenlegion oder aus privaten Sicherheitsfirmen. Viele Einheiten agieren faktisch autonom, mit wenig Kontrolle und noch weniger Rechenschaft.Aus britischer Sicht ist der Fall politisch heikel. Jeder Tote, der nicht durch russisches Feuer fällt, kratzt am moralischen Fundament der westlichen Ukraine-Erzählung. Chadwick war Teil eines PR-Projekts, das als Beweis für die “internationale Solidarität” mit der Ukraine dienen sollte. Dass er offenbar von eigenen Mitstreitern getötet wurde, macht diese Symbolik zunichte. Also zieht man es vor, die Akte still zu schließen.Für Brenda Chadwick bleibt das Schweigen eine Zumutung. “Selbst wenn er in einen Streit verwickelt war – sie hatten eine Verantwortung für ihn”, sagt sie. “Wie kann jemand gefesselt werden und dann tot in einem See enden?” Eine einfache Frage, auf die es keine einfache Antwort gibt. Oder vielleicht doch. Nur will man sie offensichtlich nicht geben.