Braut zitterte vor Angst: Mutige Standesbeamtin verhindert Zwangsheirat

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Hochzeiten sollten bestenfalls der schönste Tag im Leben werden. Doch nicht in diesem Fall: Als ein Paar im Dezember 2022 auf dem Standesamt in Dietikon im Kanton Zürich erschien, lag Angst in der Luft. Die Braut zitterte, sprach kaum ein Wort. Die Standesbeamtin merkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Sie schritt ein – und verhinderte damit eine Zwangsheirat.Durch das ängstliche Verhalten alarmiert, forderte die Standesbeamtin die Braut zu einem Einzelgespräch auf. Ihr Bräutigam warnte sie auf Albanisch: „Wehe, du sagst etwas.“ Die junge Frau brach trotzdem ihr Schweigen. Sie sei eine moderne Frau, sagte sie, wolle kein Kopftuch tragen, doch ihr Partner setze sie unter Druck. Sie wolle die Ehe nicht, gestand sie. Zudem habe sie Angst vor ihrem Verlobten, da dieser ihr auch schon einmal einen Finger gebrochen habe.Aus den Unterlagen ging hervor, dass die Frau sogar während eines Spitalaufenthalts von ihrem Partner abgeschirmt worden war. Niemand durfte mit ihr sprechen.Die Standesbeamtin reagierte schnell, aber umsichtig. Sie führte weitere Gespräche, auch ein Einzelgespräch mit dem Bräutigam, und verzögerte die Eheschließung. Am nächsten Tag informierte sie die Polizei über ihren Verdacht der Zwangsheirat. Nur einen Tag später erklärte auch der Bräutigam, er wolle nicht mehr heiraten.Ein halbes Jahr später, im Juli 2023, klickten die Handschellen. Der heute 43-jährige französisch-kosovarische Doppelbürger wurde wegen häuslicher Gewalt verhaftet. Die Anklage lautete auf Vergewaltigung, Drohung, Körperverletzung und versuchte Zwangsheirat. Dazu kam noch ein Verkehrsdelikt. Zwischen 2021 und 2023 soll er seine Partnerin immer wieder geschlagen, bedroht und erniedrigt haben.Die Frau lebte in ständiger Todesangst. Sie erlitt Prellungen und Verletzungen und wurde mehrfach ärztlich behandelt. Weil sie keine Kinder mit ihm wollte, ließ sie nach eigenen Angaben drei Schwangerschaften abbrechen.“Show” vor GerichtVor Gericht in Dietikon beteuert der Angeklagte seine Unschuld – er bestreitet Todesdrohungen mit einem Messer, Schläge mit einem Gürtel, Ohrfeigen, Würgen, sexuelle Übergriffe. Er behauptet, das Opfer habe ihn mit gefälschten Aussagen und Fotos ruinieren wollen. Selbst den Vorwurf der Zwangsheirat bestreitet er und gibt an, er sei von seiner Partnerin und deren Mutter zu der Heirat gedrängt worden. Immer wieder stockt er bei seinen Ausführungen, bricht in Tränen aus. Sein Verteidiger steht dann auf und legt ihm tröstend die Hand auf die Schulter.Der Staatsanwalt sprach zu Beginn seines Plädoyers von einer „Show“, die schwer zu ertragen gewesen sei. Offenbar wäre es ihm in 25 Jahren Tätigkeit nun passiert, dass er die falsche Person verhaftet habe, sagte er sarkastisch.Das Gericht glaubte dem Opfer. Der Mann wurde in allen Punkten schuldig gesprochen – Vergewaltigung, Körperverletzung, versuchte Zwangsheirat. Die Strafe: sechs Jahre Gefängnis. Außerdem wird er für 10 Jahre des Landes verwiesen. Dem Opfer muss er 15 000 Franken Genugtuung und 2100 Franken Schadenersatz zahlen. Zusätzlich gilt ein Kontakt- und Rayonverbot für fünf Jahre. Das Urteil vom 23. 9. 2025 ist noch nicht rechtskräftig.Auch wenn dieser Fall aus der Schweiz kommt: Zwangsehen sind kein fernes Problem. Auch in Deutschland werden jedes Jahr Hunderte junger Frauen unter Druck gesetzt, eine Ehe gegen ihren Willen einzugehen. Es ist ein importiertes Problem: Betroffen sind insbesondere jene, die in streng patriarchalischen Familienstrukturen aufwachsen, häufig mit Wurzeln in (islamischen) Ländern, in denen vermeintliche “Ehre” und Gehorsam wichtiger sind als Rechte und Freiheiten von Frauen. Dass die Beamtin so mutig reagierte, statt vor lauter politischer Korrektheit wegzusehen, ist ihr hoch anzurechnen.