Von LINDA AMON | 160.000 Zwangseinweisungen gibt es jährlich in Deutschland, bis zu 60.000 sind es in Bayern. Einer von ihnen ist der ehemalige Polizist Thomas K. (50), der im Januar 2020 nach einer durch Drogen verursachten Psychose ins Bezirkskrankenhaus Lohr am Main eingewiesen wurde. Und dort sitzt er noch immer – trotz unzähliger Anträge, Beschwerden und Prozesse…„Eine Einweisung in den Maßregelvollzug kann nicht selten zu einer Reise ohne Rückkehr werden – ein Unding in einem Rechtsstaat“, sagt K.s Anwältin Hanna Henning aus Hungen/ Hessen. „Und wie es dazu kam, ist im Nachhinein oft nur schwer nachvollziehbar.“Bei dem ehemaligen Polizisten, der auch als Personenschützer für Edmund Stoiber tätig war, waren es die Folgen einer Drogensucht. Deswegen wurde er vom Dienst suspendiert, immer wieder gab es Probleme mit den Nachbarn, immer wieder kam es zu Polizeieinsätzen. Dann der Tag im Januar 2020: Thomas K. hatte sich auf seinem Dachboden verschanzt, hörte laute Musik, reagierte nicht. Dieses Mal rückten die Ordnungskräfte mit einer Sondereinheit an, umstellten das Grundstück. Im späteren Prozess wurden ihm Widerstand gegen die Staatsgewalt und Körperverletzung vorgeworfen.Unterbringung im MaßregelvollzugNach der Festnahme folgte die einstweilige Unterbringung in die Psychiatrie. Die Staatsanwaltschaft beantragt ein Sachverständigen-Gutachten, um K.s Schuldfähigkeit zu klären. Und hier passierte der erste schwerwiegende Fehler: Das Gutachten wurde von einem Mitarbeiter erstellt, der dem Klinikverbund der Psychiatrie angehörte.„Ein klarer Rechtsbruch“, erklärt Rechtsanwältin Henning, die den Fall erst später übernahm. „Nach einem Grundsatzurteil des Bundesverfassungsgerichts darf ein Gutachter nicht mit der Klinik in Verbindung stehen.“ Ein halbes Jahr später das Urteil vom Landgericht Aschaffenburg: Unterbringung im Maßregelvollzug nach Paragraph 63 STGB.„Man hätte ihm auch eine verordnete Drogentherapie auferlegen können“, meint Rechtsanwältin Henning. „Denn“, so deren Erfahrung, „wenn jemand einmal im Maßregelvollzug untergebracht ist, sitzt er im Schnitt sechs Jahre und länger.“Ramona Storm: „Hier wird das Recht mit Füßen getreten“Das scheint sich auch bei dem Ex-Polizisten zu bestätigen – bei den jährlich angeordneten Überprüfungen orientierte man sich offenbar immer wieder an dem Anfangs-Gutachten. Thomas K. wandte sich an den Petitionsausschuss des Landtags, bat Abgeordnete um Hilfe. Die einzige, die reagierte, war die Aschaffenburger AfD-Abgeordnete Ramona Storm, die ihn in der Psychiatrie besuchte.„Hier wird das Recht mit Füßen getreten“, sagt die Politikerin. „Es kann nicht angehen, dass ein gefährlicher Messer-Mörder nach kurzer Zeit ins Kino darf, wie im Bezirksklinikum Mainkofen geschehen, ein ehemaliger Drogensüchtiger aber wie ein Schwerverbrecher behandelt und jahrelang festgesetzt wird. Ein unabhängiger Gutachter ist das mindeste, was man Herrn K. zugestehen muss!“Die Frage drängt sich auf, wieso Klinik und Gericht ihm das verweigern. Vielleicht, weil Thomas K. die Einnahme von Psychopharmaka ablehnt – wegen der häufig auftretenden und langwierigen Nebenwirkungen…Erinnerungen an die Corona-ZeitRamona Storm erinnert das an die Menschenrechtsverletzungen der Corona-Zeit. „Da wurde Bürgern auch etwas aufgezwungen, was erwiesenermaßen zu starken Nebenwirkungen führte, und für das es zudem keinen Wirksamkeitsnachweis gab.“Im Fall von Thomas K. sieht es aus, als wäre er in einen geschlossenen Kreis geraten, aus dem es nur schwer ein Entkommen gibt. „Erschreckend, aber Menschen im Maßregelvollzug sind aus dem Fokus der Öffentlichkeit raus. Da interessiert es kaum, ob alles rechtstaatlich abläuft“, so die Anwältin.Auch jetzt, nach fast sechs Jahren, steht wieder ein Überprüfungsverfahren an – diesmal ein vertiefteres. Und das Gericht lehnte bereits den Antrag auf einen neutralen Gutachter ab. Rechtsanwältin Henning legte Einspruch ein – die Entscheidung steht noch aus…Linda Amon.PI-NEWS-Autorin Linda Amon startete ihre Laufbahn bei der BILD-Zeitung, bevor sie als freie Autorin für Illustrierte (Bild der Frau, Bunte, Cosmopolitan) und im PR-Bereich arbeitete. Außerdem gab sie Presseseminare und schrieb Bücher („Todesfalle Krankenhaus“). Amon lebt in München und Budapest und ist seit einigen Jahren vor allem als Pressereferentin und Redenschreiberin von Politikern tätig. Zu erreichen ist sie über ihre Homepage amonpress.de.The post Hat Bayern einen neuen Fall Mollath? appeared first on PI-NEWS.