Das andere «Wort zum Sonntag» oder: Vom bunten Absegnen

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«Darf's ein bisschen mehr sein?», fragt die Dame hinter der Theke. Der Kunde nickt; es ist ihm recht oder einfach nur egal. − «Darf's ein Ring mehr sein?», fragt die Kundschaft eine andere Dame. Auch hier folgt ein Nicken, ein freudiges sogar.Was beide Frauen eint, ist ihr gemeinsamer Beruf: Sie sind Verkäuferinnen; die eine von Wurst, die andere von Glauben. Als moderne Vertreterin ihrer Zunft verkauft sie den Glauben und scheut nicht davor zurück, vier offenbar homosexuelle Männer unter den, wie sie sich brüstet, «bunten Segen» Gottes zu stellen.Lena Müller ist Landesjugendpfarrerin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO). Es sei ihr «eine Ehre» gewesen, «dass diese vier so vertrauensvoll um Segen baten». Sie sei «so dankbar für diesen Beruf», bekundete sie inzwischen ihren 8000 Zu- und Hinschauern auf Instagram, wo diese Inszenierung vom vergangenen Sommer dann ihre zweite mediale Auflage erlebt hat. Ohnehin sei das Schrille ihr Metier. «Ich liebe es bunt und exzentrisch», beschreibt sie ihren Modestil. Insofern ist sie sozusagen ganzheitlich unterwegs.Auf Freitagabend, den 25. Juli 2025, hatte die Berliner Kirchengemeinde «vor dem Halleschen Tor» zu «Popup-Segenshochzeiten» eingeladen, offenbar als Beitrag zum «Pop-up-Hochzeitsfestival» der Landeskirche, Variante «Pride Edition». Dort konnten, wie Müller erläuterte, «Menschen ohne Anmeldung zu einer Trauung erscheinen».Bedingungen dafür gab und gibt es nicht; der wohlmeinende Blick der Frau Pfarrer hatte in jenem Fall ausgereicht. Sie konnte bei dem Männerquartett «sofort sehen, dass da ganz viel Liebe zwischen ihnen war». Was also «sollte Gott dagegen haben, dass es nun eben vier sind und nicht zwei?» Im «Traugespräch» hätten sie doch soviel «Warmherzigkeit, Großzügigkeit und Offenheit» ausgestrahlt.Fast ein halbes Jahre lang scheint daraufhin Funkstille gewesen zu sein. Normalerweise wird damit entweder ein peinlicher Betriebsunfall zugedeckt oder eine schweigende Zustimmung signalisiert. Hier war wohl Letzteres der Fall. Müller selbst erklärte, sie habe danach intern keinen Ärger bekommen. Zudem entsprach diese Szenerie ziemlich genau den Vorstellungen des Berliner «Segensbüros», das seinerseits über den Fonds «Dritte Orte» durch der EKBO gefördert wird: «Unsere Segenshochzeiten sind ein Angebot für alle, die keine Lust auf lange Formalitäten haben».Außerdem hat die nachträgliche Kritik ihrer Kirchenleitung hat etwas Halbherziges. Bemängelt wird laut Presseerklärung vor allem, dass diese Segenshandlung als eine «Trauung dargestellt» wird. Dennoch sei diese «Konstellation eines Segens würdig gewesen», beschwichtigt die Kirchenobere (Pröpstin) Christina-Maria Brömmel. Personelle Konsequenzen hat das alles jedenfalls nicht für die buntgeistige Pfarrerin.Warum sollte es auch? Sie ist ja grundsätzlich auf Linie, die junge Frau, und weiterhin überzeugt, dass diese vier Männer «vor Gott wirklich geheiratet haben». Empfehlungen, ihre Bibel zu lesen und vielleicht auch ernst zu nehmen, dürften an ihr abprallen. Die Vielehe eines König David steht ihr näher als die Grundlagen aus dem Schöpfungsbericht (1. Mose 2,24) und dessen Bestätigung durch Jesus (Matthäus 19,4-6), und dass sich König David damit selber über ein biblisches Gebot hingesetzt hatte (5. Mose 17,17), dürfte sie kaum interessieren, gelte es doch, außerhalb «patriarchaler Strukturen» zu denken.Fürs Gemüt aber hatte es dann doch ein wenig biblisch werden dürfen. Die Mannschaft habe für ihren Segen dem bekannten Wort zugestimmt: «Die Liebe hört nie auf».Ich kann dazu nur sagen: Auch die Liebedienerei hört offenbar nie auf. Sie erreicht in unseren Tagen vielmehr neue Höhen bzw. Tiefen. Wohligkeit siegt über Bibelwort, Klamauk über Ehrfurcht, Pride über Dienst. Biblische Zeiten also, in denen «die Hirten sich selbst weiden» (Hesekiel 34,2); in denen die Menschen «nach ihrem eigenen Begehren (…) sich selbst Lehrer aufladen, nach denen ihnen die Ohren jucken (2.Timotheus 4,3); in denen die Geistlichkeit selber «das Himmelreich zuschließt vor den Menschen» (Matthäus 23,13) und sie gerne «von den Leuten gesehen werden» will (Matthäus 23,5); in denen «ihr vor den Menschen gerecht [erscheint], aber innen seid ihr voller Heuchelei und missachtet das Gesetz» (Matthäus 23,28).Ob solche Hinweise bei den Betreffenden nun verfangen oder nicht − sie sind und bleiben der Maßstab eines verantwortungsvollen Dienstes nach Jakobus 3. Ganz konkret gesprochen: «Die Hände lege niemandem zu bald auf; habe nicht teil an fremden Sünden! Halte dich selber rein!» (1.Timotheus 5,22)************* Wort zum Sonntag vom 2. November 2025: Der freimütige Angeklagte Lothar Mack war als Gemeindepfarrer und bei verschiedenen Hilfswerken und Redaktionen tätig. Sein kritischer Blick auf Kirche und Zeitgeschehen hat ihn in die Selbständigkeit geführt. Er sammelt und ermutigt Gleichgesinnte über Artikel und Begegnungen und ruft in Gottesdiensten und an Kundgebungen zu eigenständigem gläubigem Denken auf. Sein Telegram-Kanal lautet StimmeundWort.