«Biotech Barbie» und andere US-Unternehmer streben genveränderte Babys an

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Die Möglichkeit, Embryos im frühen Stadium genetisch zu manipulieren, werde in der Öffentlichkeit vor allem seit dem Jahr 2018 diskutiert, schreibt das Deutsche Ärzteblatt. Damals habe der chinesische Forscher He Jiankui verkündet, dass zwei Mädchen auf die Welt gekommen seien, deren Erbgut er zuvor mit der Genschere Crispr verändert hatte, um sie immun gegen HIV zu machen. Das Ärzteblatt weiter:«Das hatte in der Forschungsgemeinschaft und in der Öffentlichkeit für Empörung gesorgt. Jiankui verlor seinen Job und wurde von einem chinesischen Gericht zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Internationale Koryphäen forderten 2019 ein Moratorium für solche Eingriffe, unter anderem wegen technischer Bedenken – der Eingriff kann unerwünschte Auswirkungen haben – und ethischer Überlegungen: ‹Die Einführung genetischer Veränderungen in zukünftige Generationen kann dauerhafte und möglicherweise schädliche Auswirkungen auf die Spezies haben.›»Doch trotz kontroverser Diskussionen würden jetzt kleine Biotech-Startups die Genomeditierung menschlicher Embryonen vorantreiben. Ausgegebenes Ziel sei es, Erbkrankheiten zu verhindern. Im April hatte der Biotech-Experte Ben Lamm bei beim Podcaster Joe Rogan konstatiert: «China genmanipuliert Embryonen»Eine besonders schillernde Figur auf diesem Gebiet sei Cathy Tie, so das Ärzteblatt. Sie sei eine in China geborene Forscherin und Unternehmerin aus Kanada – die nach eigenen Angaben im Frühjahr dieses Jahres kurzzeitig mit dem eingangs erwähnten He Jiankui liiert war.«Sie ist eine der Gründerinnen des Unternehmens Manhattan Genomics mit Sitz in New York», so das Ärzteblatt. Und die Firma wolle Techniken zur DNA-Modifikation bei Embryonen erforschen und habe vor einigen Tagen ein Team von Fachleuten vorgestellt, die das Projekt unterstützen sollen. Der Firmen-Slogan: «Eine Zukunft ohne Erbkrankheiten gestalten.»Obwohl Tie erst um die 30 Jahre alt sei, habe sie bereits mehrere Biotech-Firmen gegründet, wie die Nachrichtenseite des Fachmagazins Nature schreibt. Dort wird sie auch als «Biotech-Barbie» bezeichnet, und sie selbst nutze den Hashtag «Barbie» auch unter einem ihrer Youtube-Videos.Laut dem MIT Technology Review ist «Tie auch Partnerin des aufsehenerregenden Los Angeles Project, das die Entwicklung von im Dunkeln leuchtenden Haustieren versprach» und auch «das ehrgeizige Ziel verfolgt, Pferdeembryonen Horngene einzufügen, um ein Einhorn zu erschaffen».Praktisch zeitgleich mit Manhattan Genomics habe auch die US-Firma Preventive mitgeteilt, die Genomeditierung bei Embryonen erforschen zu wollen, berichtet das Ärzteblatt weiter. Welche Techniken im Detail verwendet und welche Krankheiten genau im Fokus stehen, hätten sowohl Preventive als auch Manhattan Genomics allerdings weitgehend offengelassen. Doch den Verantwortlichen scheine bewusst zu sein, wie heikel und umstritten ihre Mission ist. Das Ärzteblatt:«Manhattan Genomics veröffentlichte ein ausführliches Ethik-Statement, Preventive schreibt: ‹Wir werden diese Technologie nicht für den klinischen Einsatz am Menschen weiterentwickeln, wenn die Sicherheit nicht durch umfangreiche Forschung nachgewiesen werden kann. Wir werden keine Kompromisse bei den Sicherheitsstandards eingehen, um den Zeitplan zu beschleunigen.› Einige Fachleute sagen, dass die Risiken für solche Eingriffe in die Keimbahn viel zu hoch sind. ‹Die Messlatte für Sicherheit ist so, so, so, so hoch›, zitiert Nature den Biochemiker Alexis Komor von der University of California San Diego, der sich mit Gene-Editing beschäftigt. ‹Wir sind definitiv noch nicht so weit.›»Zitiert wird auch Junjiu Huang, ein chinesischer Biologe, der laut Nature den Zeitpunkt der aktuellen Vorstöße ebenfalls als zu früh einstufe. Die Technologie sei noch nicht ausgereift, sagte Huang, der 2015 als Erster das Erbgut von menschlichen Embryonen verändert haben soll, allerdings ohne sie danach einer Frau einzusetzen. Zudem sind laut Huang ethische Fragen bislang nicht geklärt, es gebe keinen gesellschaftlichen Konsens und keine ausreichenden rechtlichen Rahmenbedingungen für den Einsatz der Technologie.