Öffentliche Auspeitschung als Strafe und Abschreckung

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Singapur mit seinen sechs Millionen Einwohnern führt Pflichtzüchtigung für Betrüger ein. Es zeigt damit eine Rückkehr zur alten Schule der Erziehung. Der Autor hat dies selbst überlebt. Noch im Jahr 1964 mussten sich in Bayern sechs- bis zwölfjährige Knaben bei ungebührlichem Verhalten über ihre Schulbank beugen. Der Lehrer holte den langen Haselnussstock, der stets drohend in der Ecke stand, und ließ ihn mit kräftigen Schlägen auf die Lederhose sausen. Einmal, zweimal oder zehnmal. Diese Erziehungsmethode wurde in Deutschland 1973 verboten. In Singapur ist sie nun, zumindest für Betrüger, wieder eingeführt worden.Schläge statt milde WorteSingapur, in etwa flächenmäßig so groß wie Berlin, meint es ernst. Wer betrügt, bekommt den Rohrstock. Sechs Hiebe mindestens, bei Wiederholung doppelt so viele. Verkündet wurde das im Parlament, live übertragen von der Zeitung Straits Times. Staatsministerin Sim Ann erklärte: Wir werden die Pflichtzüchtigung für Betrüger einführen. Der Satz sorgte im ganzen Land für Aufsehen.Auch Betrüger haben Angst vor SchlägenDie Regierung reagiert damit auf eine Welle digitaler Gaunereien. Seit 2020 verloren die Menschen in Singapur umgerechnet fast vier Milliarden Dollar an Internetbetrüger. Falsche Gewinne, gestohlene Identitäten, gekaperte Konten. Jeder zweite Fall bei der Polizei ist Betrug im Netz. Jetzt kommt die Gegenrechnung. Wer betrügt, bekommt Hiebe.  Öffentliche Strafe als SchocktherapieDie Regierung setzt auf das älteste Mittel der Welt: Angst. Denn Angst wirkt, wo Moral versagt. Innenministerin Sim Ann sagte im Parlament: Man muss nur wenige auspeitschen, dann hören die anderen auf. Genau das ist der Plan. Die Auspeitschungen finden auf öffentlichen Plätzen statt, vor hunderten Zuschauern. Die Scham ist Teil der Strafe. Während die Betrügereien im Dunkeln geschehen, geschieht die Strafe im hellen Licht der Öffentlichkeit.Sicherheit durch StrengeMenschenrechtler in Europa sprechen von barbarischen Methoden. Doch in Singapur selbst sieht man das anders. Dort zählen Ordnung und Ergebnis. Kaum rohe Gewalt, kaum Raub, kaum Diebstahl. Man kann nachts durch die Stadt gehen, ohne Angst. Wer Regeln bricht, bekommt jetzt die Quittung. Das ist der Gesellschaftsvertrag.Während westliche Länder über Resozialisierung reden, setzt Singapur auf Abschreckung. Der Stadtstaat bleibt eines der sichersten Länder der Welt, weil dort gilt: Freiheit braucht Grenzen. Und manchmal eben auch den Stock.