In der politischen Rhetorik geht es beizeiten zu wie beim Sängerkrieg zu Nürnberg. Das moderne Pendant dazu wären sogenannte „Beefs“ zwischen Rappern, die sich mit despektierlichen „diss-tracks“ bekriegen. Jüngstes Beispiel: Donald Trump gegen Dmitri Medwedew.US-Präsident Donald John Trump und Dmitri Anatoljewitsch Medwedew, der in Russland ehemals das Amt des Präsidenten und danach des Premierministers bekleidete und heute stellvertretender Vorsitzender des Sicherheitsrates der Russischen Föderation ist, haben sich in den sozialen Netzwerken einen verbalen Schlagabtausch geleistet, der es nicht bloß in die Schlagzeilen der Weltmedien geschafft hat, sondern manchen sogar Eilmeldungen wert war.Ohne diesen wie der Sängerkrieg zu Nürnberg anmutenden Ablauf (oder, wenn der geneigte Leser es moderner mag: den Beef der Battle-Rapper der Weltpolitik) werten zu wollen, handeln wir ihn hier chronologisch ab.Beginn der FehdeAnfang Juli drohte Trump mit der Verhängung von 100-prozentigen Sekundärzöllen gegen Russland, sollte es nicht innerhalb von 50 Tagen zu einer Einigung über die Beendigung des Ukraine-Krieges kommen.Diese Sekundärzölle würden Warenimporte aus Ländern wie Indien und China betreffen, die zu Russlands wichtigsten Handelspartnern zählen.Bei seinem Besuch in Schottland korrigierte der US-Präsident seine Frist jedoch am 28. Juli 2025: Moskau habe nunmehr lediglich zehn bis zwölf Tage Zeit, um Schritte zur Beendigung des Konflikts mit der Ukraine zu unternehmen. („Wir stehen am Rande eines Wirtschaftswunders“ – Deckt ein ehemaliger CIA-Berater Trumps 150-Billionen-Dollar-Plan auf?) Als Trump die erste Frist ankündigte, spottete Medwedew in einem Beitrag im sozialen Netzwerk X darüber:„Trump stellte dem Kreml ein theatralisches Ultimatum.Die Welt erschauderte in Erwartung der Konsequenzen.Das kriegslüsterne Europa war enttäuscht.Russland war das egal.“Nachdem Trump die Frist am Montag verkürzt hatte, reagierte Medwedew mit einem weiteren Tweet:„Trump spielt das Ultimatumsspiel mit Russland: Mal sind’s 50 Tage, mal sind’s 10. Er sollte zwei Dinge im Kopf behalten:1. Russland ist nicht Israel oder der Iran.2. Jedes neue Ultimatum ist eine Drohung und ein Schritt in Richtung Krieg. Nicht zwischen Russland und der Ukraine, sondern zwischen Russland und seinem eigenen Land. Mach jetzt nicht den gleichen Fehler wie Sleepy Joe!“ Herausforderung angenommenDJ Donnie Big, der sich mit seinen Beefs gegen zahlreiche Kontrahenten einen Namen gemacht hat, nahm die Herausforderung von Dmitri MC Bear selbstverständlich an.Donald Trump, der kürzlich erstmals auf die scharfen antiwestlichen Veröffentlichungen des stellvertretenden Vorsitzenden des russischen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, reagierte, setzte den öffentlichen Streit online fort.„Sagen Sie Medwedew, dem erfolglosen ehemaligen Präsidenten Russlands, der glaubt, er sei immer noch Präsident: Er soll auf seine Worte achten. Er betritt sehr gefährliches Terrain“, schrieb Trump und drohte damit, „die toten Volkswirtschaften“ Indiens und der Russischen Föderation zu ruinieren, wenn diese ihren Ölhandel unter Bedingungen fortsetzten, in denen Moskau den amerikanischen Bedingungen des Einfrierens der Ukraine-Förderung nicht zustimmte.Als Reaktion darauf erwähnte Medwedew erneut die Gefahr eines Atomkonflikts und erwiderte:„Wenn einige Worte des ehemaligen Präsidenten Russlands eine so nervöse Reaktion des gesamten beeindruckenden Präsidenten der Vereinigten Staaten hervorrufen, dann hat Russland in allem Recht und wird weiterhin seinen eigenen Weg gehen.“Der Politologe Marat Bashirov glaubt, dass Trump in eine Falle getappt ist: „Das ist Trumps Schwachstelle, die Medwedew gefunden hat: Eitelkeit ist die Lieblingssünde des Teufels aus dem berühmten Al Pacino-Film.“Der Freiwillige Alexey Zhivov, der den Kämpfern der SVO hilft, ist begeistert:„Dmitri Medwedew ist die brillanteste Informations- und psychologische Operation (IPSO) in Russland aller Zeiten. Ehrlich gesagt, ich gebe Ihnen stehende Ovationen! Trump ist in unsere IPSO voll eingestiegen. Denn die Auseinandersetzung mit Medwedew hat keine offiziellen Auswirkungen auf die öffentliche Position der russischen Regierung, zwingt Trump aber gleichzeitig zum Reagieren.“Kolumnist Andrey Gusiy glaubt, dass Medwedews Aktien steigen.„Bin ich der Einzige, der den Eindruck hat, dass Dmitri Anatoljewitsch erneut Präsident werden kann?“Doch der ehemalige Gouverneur der Region Pskow, Jewgeni Michailow, macht keine Witze.„Vielleicht mögen normale Bürger starke Ausdrücke, aber mehr auch nicht. Aber der Eindruck auf die unruhigen Bürger der Russischen Föderation und anderer Länder ist anders. Es stellt sich heraus, dass das Außenministerium Öl ins Feuer gießt und Medwedew mit Blitz und Donner wirft, was jedoch aufgrund der Pleite unecht aussieht. … Trumps Reaktion lenkt die Aufmerksamkeit auf Medwedew, aber gleichzeitig ist der ganze Austausch nicht ermutigend. Außerdem steht uns der August bevor, der traditionell mit unangenehmen Überraschungen wie der Kursk-Operation im letzten Jahr behaftet ist.“Militärkommandeur Alexander Chartschenko ist alarmiert.Es ist kein Geheimnis, dass sich über Russland düstere Wolken zusammenbrauen. Die Konfrontation mit dem Westen muss ihren Höhepunkt erreichen, und dann wird es entweder eine Entspannung geben, oder wir geraten in die heiße Phase des Dritten Weltkriegs. „Wir werden als Märtyrer in den Himmel kommen, und sie werden sterben!“ ist ein schöner Satz, aber ein solcher Ausgang ist weder für uns noch für die Vereinigten Staaten akzeptabel.“Der Politologe Sergej Starowoitow befürchtet:„Was steht auf der Tagesordnung? Der ‚Fall Epstein‘, der hinsichtlich seiner Folgen für Trump viel gefährlicher ist als alle außenpolitischen Ereignisse, weil er zu einem Amtsenthebungsverfahren führen kann. Das ist die schlechte Nachricht. Denn ‚ein kleiner siegreicher Krieg, um vom Sexskandal um den Präsidenten abzulenken‘ (ein Klassiker in den USA) kann leicht außer Kontrolle geraten.“Der Politikwissenschaftler Michail Karyagin hingegen ist optimistisch.„Trump ist ein Showman. Er hat ein Gespür für Dramatik und spielt mit Emotionen. Er braucht Helden und Antihelden. Der öffentliche Streit zwischen Trump und Medwedew ist in der Tat ein gutes Signal für die russisch-amerikanische Linie. Medwedew wird den „Bösewicht“ spielen, mit dem man nicht reden kann. Und Putin ist ein guter Mann für einen Dialog.“Medwedew droht den USA unnötigerweise mit Atomwaffen, sagt der Abgeordnete der Staatsduma, Michail Deljagin„Für die Vereinigten Staaten wäre selbst die Drohung, ihr geistiges Eigentum in Russland zu widerrufen, an Schrecken vergleichbar mit der Drohung eines Atomschlags. Die Demonstration dieses „Stocks“ in den Vereinigten Staaten wird besser verstanden werden als jedes Gerede über irgendwelche „roten Linien“. Medwedews früheren Post hat er zwar nicht kommentiert, reagierte aber in der Nacht auf Donnerstag, den 31. Juli, auf Medwedews Kriegswarnung. Und zwar mit einem Post, bei dem er zusätzlich sein Vorhaben mit den Sekundärzöllen verteidigte. Ausdrücklich bezog er sich dabei auf Indien als eines der Zielländer:„Mir ist egal, was Indien und Russland machen. Meinetwegen können sie ihre toten Volkswirtschaften gemeinsam zu Fall bringen. Wir haben bisher kaum Geschäfte mit Indien gemacht, denn ihre Zölle sind zu hoch, sie gehören zu den höchsten der Welt.Genauso machen auch Russland und die USA kaum Geschäfte miteinander. Dabei wollen wir es auch belassen – und Medwedew, dem gescheiterten ehemaligen Präsidenten Russlands, der sich immer noch für einen Präsidenten hält, sagen: Er soll aufpassen, was er sagt. Er betritt sehr gefährliches Terrain!“Medwedew hielt seinerseits die Marke – und setzte die Fehde fort, diesmal mit einer Antwort auf seinem Telegram-Kanal:„Zu Trumps Drohungen mir gegenüber, die er in seinem persönlichen sozialen Netzwerk Truth Social äußerte – das er wiederum für unser Land nicht freigegeben hat:Wenn irgendwelche Worte seitens eines ehemaligen Präsidenten Russlands bei einem ausgewachsenen, derart gewaltigen US-Präsidenten schon eine dermaßen nervöse Reaktion hervorrufen, dann hat Russland mit allem Recht und wird seinen eigenen Weg unbeirrt fortsetzen.Und zu den ‚toten Volkswirtschaften‘ Indiens und Russlands sowie zum ‚betreten gefährlicher Terrains‘ – na, soll er sich doch an seine Lieblingsfilme über die ‚wandelnden Toten‘ erinnern, sowie daran, wie gefährlich die ‚Tote Hand‘ sein kann, die es in der Natur ja so nicht gibt.„Die Erwähnung der Toten Hand ist eine deutliche Anspielung auf ein geheimes Kommandonetzwerk, im russischen Volksmund „Perimeter“ genannt.Mit diesem soll ein nuklearer Gegenschlag seitens der Sowjetunion beziehungsweise Russlands vor allem gegen die USA auch dann gewährleistet werden, falls diese einen nuklearen enthauptenden Erstschlag erfolgreich ausführen konnten und somit niemand mehr da ist, der einen entsprechenden Befehl zum Starten der ballistischen Interkontinentalraketen geben könnte:Dieses Kommando würde bei einem Zusammenfall bestimmter Parameter automatisch gegeben.Quellen: PublicDomain/rtnewsde.com am 31.07.2025Der Beitrag Präsidialer Schlagabtausch – Trump vs. Medwedew erschien zuerst auf .