Unser tägliches Brot wird zum Luxusgut werden

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Meine Enkelchen lieben Grießbrei. Noch wissen sie nicht, dass der aus Weizen gemacht wird. Irgendwann werden sie es erfahren. Vielleicht auch, dass es ihn bald nicht mehr gibt. Jedenfalls nicht zum alten Preis. Denn alles, was aus Getreide kommt, wird gerade teurer. Und zwar spürbar.Grießbrei, Brot, Brötchen, Kuchen, Nudeln, Müsli, Kekse und Waffeln. Die Preise steigen, weil im Getreide etwas steckt, das bislang aus Russland kam: Kunstdünger. Der sorgt dafür, dass überhaupt genug wächst. Doch damit ist jetzt Schluss. Die EU hat entschieden, den Import zu stoppen. Obwohl der Kunstdünger aus China drei Mal so teuer ist. Und wer die Folgen zahlt, ist klar: Wir an der Supermarktkasse.Sollen wir dann eben mehr Kartoffeln essen, sagen manche. Nur: Auch die brauchen Dünger. Genauso wie Gurken, Salat, Äpfel und Zucchini. Der Mist aus deutschen Kühen, Schweinen, Pferden, Schafen, Ziegen und Kaninchen reicht schon lange nicht mehr.Die EU trifft diesmal nicht Öl oder Gas. Sondern das, was auf den Herd kommt. Und dann auf den Teller. Ohne Harnstoff, Phosphat und Kali sinkt die Fruchtbarkeit der Böden um zwei Drittel. Es geht um unser tägliches Brot. Und um das Futter für das Borstenvieh und das Hühnervolk, das sich später in Schnitzel und Omelett verwandelt. Und Eier wird es auch weniger geben.Scheinheiligkeit hoch dreiTrotz Ukrainekrieg importierte die EU bis zuletzt jedes Jahr bis zu 3,5 Millionen Tonnen Dünger aus Russland. Still und leise. Weil man wusste, wie nötig er ist. Doch nun wird Haltung demonstriert. Und die Quittung kommt prompt. Bei uns auf dem Kassenzettel.Eine Tonne russischer Harnstoff kostete rund 350 Euro. Ersatz aus China liegt bei 600 bis 800 Euro. Viele Bauern fragen sich: Düngen oder den Hof aufgeben? Die Gurke wird zum Luxusgut. Das Kotelett zur Ausnahme. Die Wurst zur Erinnerung. Wie der Sonntagsbraten bei Mutti.Ohne Dünger kein Brot. Ohne Brot kein Frieden.Was viele nicht wissen: Kunstdünger ist eine deutsche Erfindung. 1909 entwickelte Fritz Haber das Verfahren, Stickstoff aus der Luft zu gewinnen. Carl Bosch machte daraus ein industrielles Erfolgsmodell. Seitdem ernähren sich Milliarden Menschen von dem, was dank der deutschen Erfindung weltweit besser wächst.Deutschland kennt den Hunger 1946 und 1947 starben rund 700.000 Menschen in Deutschland an Nahrungsmangel und Kälte. Damals war es die Folgen des Krieges. Heute ist es die Politik. Die Granaten treffen die Küche. Die Speisekammer. Den Kochtopf. Das Pausenbrot. Den Kuchen im Café.Und wenn’s kein günstiges Brot mehr gibt – was dann? Sollen wir’s halten wie Marie-Antoinette, Königin von Frankreich, die dem hungernden Volk im Jahr 1789 empfahl, doch einfach Kuchen zu essen?Wenig später war ihr der Appetit vergangen. Und der Kopf gleich mit.Kein gutes Omen für die EU.Quelle: berliner-zeitung.deErstveröffentlichung auf Opposition24