Studie: Künstliche Süßstoffe können den kognitiven Verfall beschleunigen

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Aspartam (E 951) ist ein künstlicher Süßstoff, der etwa 200 Mal süßer als Zucker ist und in Lebensmitteln und Getränken zur Kalorienreduzierung eingesetzt wird. Doch er ist nicht nur super süß, sondern offenbar auch super gesundheitschädlich. In der Petition «Say no to Aspartame in our food and drinks in Europe» heißt es dazu:«Ob Softdrinks, Desserts, Kaugummi oder Joghurt – der Zusatzstoff Aspartam ist allgegenwärtig. Der künstliche Zusatzstoff (...) wird derzeit in über 2500 Produkten in der gesamten EU verwendet. Die Internationale Agentur für Krebsforschung der WHO [IARC] stufte den weit verbreiteten Süßstoff als möglicherweise krebserregend ein und bestätigt damit jahrzehntelange unabhängige Studien, die ihn auch mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes in Verbindung brachten. Gleichzeitig weckt die wissenschaftliche Forschung wachsende Bedenken hinsichtlich der langfristigen Auswirkungen auf die Gewichtskontrolle. Wir fordern die Europäische Kommission und die Mitgliedstaaten zum Handeln auf: Schreiben Sie an die Präsidentin/den Vizepräsidenten der EU-Kommission und die zuständigen Minister und fordern Sie ein Verbot von Aspartam!»Die Petition wurde bis dato von 266.000 Menschen unterzeichnet – und sie läuft noch. Dies hänge damit zusammen, wie es auf der Seite von Foodwatch heißt, einer der Initiatoren der Petition, dass die letzte Bewertung von Aspartam aus dem Jahr 2013 stamme. Zugleich gebe es noch keine Frist, bis zu der die EU-Behörden die Zulassung von Aspartam als Lebensmittelzusatzstoff prüfen müssten. Doch laut Foodwatch, Yuka und La Ligue contre le Cancer sollte die jüngste Einstufung als möglicherweise krebserregend durch die IARC ein vorsorgliches Verbot nach sich ziehen.Die Forderung erscheint berechtigt, wenn man bedenkt, dass einer Anfang März erschienenen Studie zufolge der Konsum von Getränken, gesüßt mit Stoffen wie Aspartam, schwere Herzleiden verursachen kann. Nicht weniger besorgniserregend klingt, was eine kürzlich publizierte Arbeit zutage förderte, nämlich dass Aspartam Darmbakterien verändert und sich darüber das Risiko für Hirntumore erhöhen kann.Und die Negativnachrichten wollen nicht abreißen. Jetzt haben brasilianische Forscher den Zusammenhang zwischen dem Konsum von kalorienarmen und kalorienfreien künstlichen Süßstoffen (low- and no-calorie sweeteners, kurz LNCSs) und einem kognitiven Abbau untersucht. Ergebnis:«Der Konsum von Aspartam, Saccharin, Acesulfam K, Erythrit, Sorbit und Xylit war mit einem schnelleren Rückgang der allgemeinen kognitiven Fähigkeiten verbunden, insbesondere in den Bereichen Gedächtnis und verbale Flüssigkeit.»Die Forscher untersuchten insgesamt 12.772 Erwachsene (durchschnittliches Alter 51,9 ± 9,0 Jahre) über einen Zeitraum von acht Jahren. Im Schnitt lag der tägliche Konsum von LNCS bei 92 mg Süßstoffen pro Tag, aber mit einer sehr breiten Streuung (manche fast gar nicht, andere sehr viel). Und wer die höchsten Mengen konsumierte (im Schnitt eine Dose Diät-Limo pro Tag), zeigte einen 62 Prozent schnelleren Rückgang der Denk- und Gedächtnisleistung als Probanden mit geringer Süßstoff-Aufnahme. Im Schnitt entsprach das einer «vorzeitigen Alterung» des Gehirns von 1,6 Jahren. Studienautorin Claudia Kimie Suemoto von der Universität São Paulo:«Kalorienarme und -freie Süßstoffe werden oft als gesunde Alternative zu Zucker angesehen. Unsere Ergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass bestimmte Süßstoffe im Laufe der Zeit negative Auswirkungen auf die Gehirngesundheit haben können.»Eine andere Studie aus dem Jahr 2017 weist derweil in eine vergleichbare Richtung. Sie zeigt, dass ein häufiger Konsum künstlich gesüßter Softdrinks mit höherem Risiko für Schlaganfall und Demenz assoziiert ist. In der Arbeit heißt es:«Nach Berücksichtigung von Alter, Geschlecht, Bildung (zur Demenzanalyse), Kalorienaufnahme, Ernährungsqualität, körperlicher Aktivität und Rauchen war ein erhöhter Konsum von künstlich gesüßten Softdrinks in letzter Zeit und insgesamt mit einem erhöhten Risiko für ischämischen Schlaganfall, Demenz aller Ursachen und Alzheimer-Demenz verbunden. (...) Zuckergesüßte Getränke wurden nicht mit Schlaganfall oder Demenz in Verbindung gebracht.»