Der Leiter und Moderator eines ARD-Politmagazins entlarvt sich, indem er die Wortwahl des Kulturstaatsministers in Sachen Rundfunkbeitragspflicht mit einem Jargon aus dem „Wörterbuch des Unmenschen“ kritisiert.Quelle: norberthaeringKulturstaatsminister Wolfram Weimer hatte öffentlich das Wort „Zwangsbeiträge“ für die von jedem Haushalt zu entrichtenden Rundfunkbeiträge benutzt. Er hatte im Zusammenhang mit der mutmaßlichen politischen Einseitigkeit von ARD und ZDF von einem Akzeptanzproblem durch die „Zwangsbeiträge“ gesprochen. Das kommentierte Georg Restle, Leiter und Moderator des ARD-Politmagazins Monitor so:„Zwangsbeitrag“ ist der zentrale Kampfbegriff einer Kampagne, die nichts anderes im Schilde führt, als den ÖRR abzuschaffen. Das weiß Wolfram Weimer natürlich – und verwendet diesen Begriff trotzdem oder gerade deshalb. Das macht ihn als Kulturstaatsminister untragbar.“Auf Kritik daran reagierte er unbeeindruckt und barsch, So sei der „groteske“ Hinweis, dass das Wort „Zwangsbeitrag“ in einem Gutachten des wissenschaftlichen Beirats beim Finanzministerium von 2014 benutzt wird, nur ein weiterer Teil eben dieser Kampagne.Bei so viel Sinn für Sprachhygiene überrascht, dass Restle das Wort „untragbar“ benutzt. Es entstammt dem „Wörterbuch des Unmenschen“ . Das sind bürokratische-menschenfeindliche Begriffe aus der Nazi-Zeit, die Sternberger, Storz und Süskind 1957 zusammengestellt und analysiert haben.Das normalmenschliche Gegenstück zu „untragbar“ hätte so geklungen: „Das ist unerträglich“, oder noch besser: „Das finde ich unerträglich.“ Das käme als Meinung eines Menschen daher, nicht als scheinbar objektiver Befund mit der unausweichlichen Konsequenz der Beseitigung. Es wäre eine starke Kritik zu einem konkreten Streitpunkt, kein abschließendes Urteil über einen Menschen (der stört). Weimer würde zugestanden, dass er sich ändern und mäßigen könnte, dass er in anderen Kontexten erträglich sein könnte.Warum Restles Urteil über Weimer scharfe Reaktionen und den Vorwurf der Anmaßung hervorgerufen hat, versteht man mit der Erklärung der Wörterbuch-Autoren ohne weiteres. Sie bemerken, dass das Urteil „untragbar“ im Gegensatz zu „unerträglich“ von einer Körperschaft oder Gruppe kommt, „die eine Macht im öffentlichen Leben darstellt oder darstellen möchte (weshalb gerade sie solche Urteile fällt und in diesen sich und ihre Macht manifestiert).“Dass Restle das nicht versteht, ist symptomatisch für die Kultur des Cancelns, die nicht zuletzt von seinen Kreisen etabliert wurde. Ein Kultur die alle in gut und böse, für uns oder gegen uns, tragbar und untragbar einteilt. Für deren Vertreter geht es nicht darum zu diskutieren und zu überzeugen sondern sie tun so, als ließen sich gesellschaftliche Konflikte dadurch lösen, dass man „die Bösen“, wenn schon nicht von der Erde schubst, so doch mundtot macht, aus allen Ämtern und aus der öffentlichen Wahrnehmung entfernt.