Am 27. September 2025 lud die finnische Familienschutzorganisation Aito Avioliitto ry („Echte Ehe“) zu einer Konferenz anlässlich ihres zehnjährigen Jubiläums nach Helsinki ein und rief damit erneut die europäische Bedeutung des Einsatzes für Ehe und Familie ins Bewusstsein. Auch DemoFürAlle war mit einem Vortrag vertreten.Familie als Tragpfeiler der GesellschaftVereinsvorsitzender Arto Jääskeläinen eröffnete die Tagung mit einem leidenschaftlichen Appell: Die Familie sei das Fundament jeder stabilen Gesellschaft, und sie dürfe nicht dem linken Zeitgeist als „Ideologieprojekt“ überlassen werden. Unmittelbar danach berichteten die Gründungsmitglieder Pasi Turunen und Jukka Rahkonen über die Anfänge der Bürgerinitiative Aito Avioliitto im Jahr 2015, als die Frage der Definition von Ehe unter öffentlichem Druck debattiert wurde: 2013 noch war die „Ehe für alle“ im finnischen Parlament gescheitert, 2014 jedoch stimmte eine knappe Mehrheit der Abgeordneten dafür. Im März 2017 trat die „Ehe für alle“ schließlich in Kraft, trotz der Proteste von Aito Avioliitto und anderer, vor allem christlich-evangelikaler Organisationen.Die Ehe in der KriseDie Hauptrede auf der Konferenz hielt der amerikanische Soziologe Dr. Paul Sullins in zwei Teilen: In seinem Vortrag “Why Genuine Marriage Cannot Be Gay” plädierte er dafür, dass die traditionelle Ehe zwischen Mann und Frau nicht nur kulturell, sondern auch naturrechtlich begründet sei. Ehe, so Sullins, entfalte ihren Sinn in der dauerhaften Verbindung von Mutter, Vater und Kind. Gleichgeschlechtliche Ehen lehnt er ab, weil sie die gemeinsame biologische Elternschaft strukturell ausschlössen. Er berief sich auf Studien, in gleichgeschlechtlichen Haushalten höhere Risiken für emotionale oder soziale Belastungen zeigten. Außerdem hob er die einzigartige Bindung zwischen Mutter und Kind sowie die komplementären (und nicht ersetzbaren) Beiträge des Vaters zur Entwicklung des Kindes hervor.In seinem zweiten Vortrag “The Tragic Effects of Parental Divorce” wandte Sullins sich dem Thema Scheidung zu. Besonders in Ländern mit hohen Scheidungsraten, wozu auch Finnland gehört, kritisierte er die weitverbreitete „No-Fault“-Scheidungspraxis, ohne dass ein Ehepartner die Schuld des anderen nachweisen muss, was zu schnelleren und damit mehr Scheidungsverfahren führt. Er argumentierte, dass Scheidung langfristig Kinder benachteilige: erhöhte psychische Belastungen, geringere Bildungserfolge und eine höhere Wahrscheinlichkeit eigener späterer Trennungen. Besonders schwer wiege die frühe Trennung von einem Elternteil (oft dem Vater), weil sie emotionale Verluste und instabile Bindungsstrukturen begünstige. Sein Fazit lautete: Nur stabile, biologisch begründete Ehen sind die Voraussetzung für das Wohl der Kinder und einer gesunden Gesellschaft.Beide Vorträge wurden simultan von dem Erziehungswissenschaftler Prof. Tapio Puolimatka ins Finnische übersetzt. Puolimatka selbst trat später mit einem Vortrag auf, in dem er vor der Gefahr warnte, dass das Konzept „Transkind“ Menschenrechte unterminieren könne. Puolimatka ist der DemoFürAlle-Leserschaft bereits durch sein ins Deutsche übersetzte Buch „Transideologie“ sowie seinen Vortrag auf dem Forum Familie 2022 bekannt.Europaweite ImpulseBesonders bewegend war der Beitrag der Französin Olivia Maurel von der Initiative Casablanca Declaration. Sie schilderte ihre eigene Lebensgeschichte: Sie entdeckte als Erwachsene durch einen DNA-Test, dass sie von einer Leihmutter zur Welt gebracht wurde. Eine schwerwiegende Erkenntnis, die bei ihr existentielle Identitätskonflikte ausgelöst habe. Heute fordert sie ein Recht der Kinder auf Klarheit ihrer Herkunft und kritisiert das milliardenschwere globale Geschäft mit der Leihmutterschaft. Ihr Zeugnis gab der Veranstaltung eine sehr persönliche Perspektive.Der polnische Jurist Rafał Dorosiński von Ordo Iuris beleuchtete die politische Einflussnahme der EU auf nationale Familienpolitiken. Er zeigte anhand konkreter Beispiele, wie Brüssel Druck auf Mitgliedsstaaten ausübt, um ideologisch motivierte gesellschaftliche Veränderungen durchzusetzen, auch entgegen dem Willen der nationalen Bevölkerungen.Aus Estland war Varro Vooglaid angereist, Gründer von Sihtasutus Perekonna ja Traditsiooni Kaitseks („Stiftung für den Schutz von Familie und Tradition“). Er berichtete von seinen früheren Kontakten zu den finnischen Kollegen und seiner Arbeit gegen Gender-Initiativen im estnischen Parlament, dem er seit 2023 als Abgeordneter angehört.Der tschechische Rechtsanwalt Jan Gregor von Aliance pro rodinu stellte die Arbeit seiner Organisation für Ehe und Familie in Tschechien vor und ging dabei auch auf die internationale Vernetzung ein, die sie u.a. mit Referenten wie Katy Faust oder Mark Regnerus betrieben.Aus Großbritannien war Andrea Williams von Christian Concern zu Gast und sprach vor allem über die Auswirkungen des Trans-Hypes in Großbritannien sowie über die massiven juristischen Repressionen gegen Lebensschützer, die teilweise verhaftet werden, auch wenn sie nur still schweigend vor Abtreibungskliniken beten.Im Vortrag von DemoFürAlle wurde die Entstehungsgeschichte unserer Organisation, die familienpolitischen Grundsätze und die verschiedenen Aktionsformen vorgestellt. Die Sexualisierung der Kinder, der Transgender-Hype und die geplante Neufassung des Familien- und Abstammungsrecht wurden als drei beispielhafte Herausforderungen näher erläutert. Der zentrale Appell lautete: Familien müssen, v.a. durch Gespräche mit Abgeordneten, ihre Stimme in der politischen Debatte hörbar machen.Die Tagung machte wieder einmal deutlich: Der Einsatz für Ehe und Familie ist ein europaweites Anliegen und die Themen ähneln sich in den meisten Ländern. In dieser Hinsicht war der gegenseitige Austausch, der fortgesetzt werden soll, von großer Bedeutung.