Ein “wissenschaftlicher Beraterkreis”, eingesetzt von Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU), will die Lösung für Deutschlands Probleme gefunden haben: Die Menschen sollen einfach bis 73 arbeiten!Ein Kommentar von Andrea WaldnerDie vermeintliche Logik hinter dieser Forderung lautet: Die Deutschen leben länger, also müssen sie länger arbeiten. “Seit Jahren stagniert die Wirtschaftsleistung, während vergleichbare Volkswirtschaften deutlich dynamischer wachsen“, moniert man: wegen geringem Produktivitätswachstum und Demografieproblemen in Deutschland, so heißt es. Das Problem in Deutschland bestehe also quasi darin, dass die faulen Alten zu früh in Rente gehen. In Wahrheit wandern ganze Industrien ab, der Mittelstand kämpft mit Energiekosten und Bürokratie, während eine überbordende Sozialpolitik Ressourcen verbrennt, die an anderer Stelle fehlen. Der Kern des Problems liegt nicht in der Lebenserwartung, sondern in der Politik selbst: Jahrzehntelang wurde das Leistungsprinzip ausgehöhlt, während die Wirtschaft im Namen einer grünen Ideologie aktiv geschädigt wurde. Ein Sozialstaat, der ursprünglich Solidarität unter Beitragszahlern sichern sollte, ist zum globalen Selbstbedienungsladen verkommen. Wer einzahlt, zahlt für alle. Wer nicht einzahlt, wird dennoch versorgt – oft mit größerer Selbstverständlichkeit als jene, die jahrzehntelang gearbeitet haben. Und zugleich sägt man an der Existenzgrundlage einer ganzen Nation, entscheidet sich gegen bezahlbare und sichere Energie, fokussiert auf Umverteilung und Profitmaximierung für eine selbsternannte Elite.Ein System, das Arbeit, Eigenverantwortung und Disziplin bestraft, während es Passivität und Anspruchsdenken belohnt, kann auf Dauer logischerweise nicht funktionieren. Statt nun die Ursachen zu bekämpfen, will man sie verschärfen: Bestraft werden wieder jene, die ackern und keulen – und vor allem die, die obendrein auf ihre eigene Gesundheit achten und sich fit halten, also als “arbeitsfähig” gelten. Die werden zu wertlosen Arbeitssklaven degradiert, denen ein ruhiger Lebensabend nicht vergönnt ist. Der deutsche Steuerzahler, dem für die “sichere” Rente seit jeher ein Anteil von jedem Lohn geraubt wurde, soll auch weiterhin den Preis für das Politikversagen zahlen – mit seinen letzten Jahren, seiner Gesundheit, seiner Lebenszeit.Und während Ökonomen über Modellrechnungen diskutieren, klopft die Realität längst an die Tür: Fachkräfte wandern ab, junge Menschen verlieren den Glauben an den Aufstieg durch Leistung, und immer mehr Beitragszahler fragen sich, wofür sie eigentlich schuften. Warum nicht lieber gleich ins Bürgergeld? Leistung wird schließlich bestraft. Man kann das Rentenalter auf 73, 75 oder 80 setzen – es ändert nichts an der Schieflage, die die Bundesregierung mit aller Macht aufrechterhalten will. Jene, die hier über den Lebensabend der arbeitenden Bevölkerung entscheiden, freuen sich indessen auf ihre hohen Beamtenpensionen und werden ihre letzten Jahre in Luxus und voller Seelenruhe genießen können.