Mit der Entwicklung der Gentechnologie begann auch die Manipulation von genetischen Informationen von Mikroben, Pflanzen und Tieren. Nun soll auch der Mensch genetisch “optimiert” werden. Der eugenische Größenwahn der Tech-Eliten kennt offensichtlich keine Grenzen.Der genetische Code von Lebewesen ist im Grunde genommen nichts weiter als Mathematik. Eine Art natürliche Software-Codierung, die – wenn man sie versteht – umgeschrieben werden kann. Seit vielen Jahren arbeiten Genetiker bereits daran, Mikroorganismen, Insekten (z.B. die Fruchtfliege), Pflanzen und sogar Tiere mithilfe der Gentechnik “umzuprogrammieren”. Doch nun wird eine neue Front des Größenwahns eröffnet: gentechnisch veränderte Babys.Finanziert wird dies von denselben Tech-Eliten, die schon immer geglaubt haben, dass die Menschheit nur ein unfertiges Softwareprodukt sei, das nach Belieben upgedatet werden müsse. Nun geht es aber nicht mehr um Apps oder Algorithmen, sondern um menschliche Embryonen – die ultimative Spielwiese für jene, die sich längst selbst als Götter betrachten. Das Wall Street Journal hat das Treiben erstmals ausführlich beleuchtet und eine Szene offengelegt, in der Start-ups mit wohltätiger Rhetorik und milliardenschweren Investitionen plötzlich Forschung betreiben, die bislang weitestgehend verpönt war.Firmen wie Preventive, gegründet vom CRISPR-Wissenschaftler Lucas Harrington, sammeln zig Millionen ein, angeblich um genetische Krankheiten auszurotten. Die PR-Abteilung nennt das altruistisch. Die Kritiker nennen es eugenisches Glücksspiel. Und jeder, der bei klarem Verstand ist, erkennt, dass eine Branche, die von denselben Denkern angeführt wird, die eine Pandemie als Beta-Test für unausgereifte mRNA-Technologien nutzten, kaum die moralische Instanz für derart irreversible Eingriffe in die menschliche Genetik ist.Schon die Corona-Jahre haben gezeigt, wie schnell experimentelle Laborprodukte ohne lange Sicherheitsprüfung weltweit in gesunde Körper injiziert werden konnten – und wie bereitwillig man ethische Standards in den Reißwolf warf. Dass Moderna seine mRNA-Technologie ursprünglich aus gescheiterten Krebsprojekten in den Pandemieerfolg rettete, ist längst dokumentiert. Doch statt in Selbstreflexion zu versinken, setzt man nun zum nächsten Sprung an: Kinder, die nicht nur geboren, sondern konzipiert werden sollen. Programme, die nicht nur lesen, sondern umschreiben, was Menschen sind.Selbstverständlich kleidet man das alles in noble Absichten. Man wolle nur Leid verhindern, nur die schlimmsten Erbkrankheiten eliminieren, nur helfen. Das Silicon Valley liebt diese Wortwahl. Es ist dieselbe Rhetorik, mit der man jedes Überwachungsinstrument zum Schutz der Gemeinschaft verklärt hat. Aber hinter den Kulissen führt die Spur der Start-ups zu Ländern ohne strenge Regulierung. Die Vereinigten Arabischen Emirate stehen im Raum. Andere Regionen ebenfalls. Länder, in denen man unbemerkt experimentieren könnte, während sich die amerikanischen Ethikkommissionen noch mit Formalien aufhalten. Natürlich bestreiten die Gründer dies. Harrington spricht von regulatorischen Hürden, nicht von Flucht vor Aufsicht. Doch sobald ein Projekt beginnt, nach Offshore-Standorten Ausschau zu halten, ist das moralische Urteil längst gefällt.Besonders bemerkenswert ist der Jubel der Tech-Milliardäre, die sich mit missionarischem Glanz in den Augen in die Embryo-Modifikation stürzen. Sam Altman lässt über seinen Ehemann Oliver Mulherin erklären, wie sehr man Familien helfen wolle. Coinbase-Gründer Brian Armstrong frohlockt öffentlich, dass Embryos weit leichter zu reparieren seien als Erwachsene. Als ginge es um einen Softwarepatch und nicht um potenzielle Menschen mit einem unveränderlichen Schicksal.Gleichzeitig fließen die Investitionen nicht nur zu Preventive, sondern zu einer wachsenden Szene von Startup-Laboren, die ihre ersten Anwendungen längst außerhalb der USA sehen. Manhattan Genomics, Bootstrap Bio und andere arbeiten an Projekten, die sie aufgrund der ethischen Grenzen nicht in den Vereinigten Staaten verwirklichen können. Dass diese Firmen die Ukraine diesmal nicht als Versuchsfeld nutzen werden, ist beinahe schon beruhigend. Doch der Wanderzirkus der Biolabore wird sein neues (unreguliertes) Zuhause schon noch finden.Die Warnungen echter Genetikexperten fallen entsprechend drastisch aus. Fyodor Urnov vom renommierten Innovative Genomics Institute formulierte im WSJ, was viele denken: Entweder sind die Projektleiter verlogene Ideologen oder sie leiden unter Wahnvorstellungen. Oder beides. Urnovs Schlussfolgerung ist eindeutig: Wer mit schweren Geldsäcken wedelt und dabei von der Verbesserung von Babys spricht, hat das historische Gedächtnis dieser Zivilisation entweder verloren oder bewusst abgeschaltet.Denn genau hier beginnt der eugenische Albtraum. Der Übergang von medizinischer Notwendigkeit zu genetischer Optimierung ist nicht ein weiter, sondern ein glitschiger Schritt. Sobald die Technik existiert, um Embryonen gesünder zu machen, existiert sie zwangsläufig auch, um Embryonen intelligenter, größer, schöner oder leistungsfähiger zu machen. Die Grenze, die man zu ziehen verspricht, ist nichts als ein Lippenbekenntnis, das in dem Moment verdampft, in dem der erste Investor nach Verbesserung fragt, statt nur nach Heilung.Doch die Gründer der neuen Genetikindustrie geben sich unverdrossen optimistisch. Die Menschheit trage Tausende gefährlicher Mutationen in sich. Krankheiten wie Huntington zerstören Leben. Genom-Editierung könne das alles verhindern. Eltern sollen sich nicht mehr fürchten. DNA soll repariert werden, Resilienz geschaffen, Mutationen gelöscht. Die Sprache klingt wie aus dem Silicon Valley-Handbuch: Probleme sind Bugs, Menschen sind Systeme, Biologie ist Code, die Zukunft ist ein Patch. Dieses Denken hat vielleicht bei Apps funktioniert. Es hat vielleicht sogar bei Software-Innovationen funktioniert, auch wenn die Gesellschaft bis heute mit den Kollateralschäden von Social Media kämpft. Doch der Sprung vom Programmieren eines Algorithmus zum Programmieren eines Menschen ist kein Fortschritt. Das ist eine transhumanistische Dystopie in Reinform.