Studie: Tanzen und andere kreative Tätigkeiten lassen Gehirne langsamer altern

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Kürzlich erschien in Nature Medicine eine Arbeit, die aufzeigt, dass Menschen, auch wenn sie bereits frühe Anzeichen einer Alzheimer-Krankheit im Gehirn aufweisen, bereits von mäßiger körperlicher Aktivität profitieren können (siehe TN-Artikel).Eine in Nature Communications publizierte Studie weist in eine ähnliche Richtung, beschränkt sich aber nicht nur auf Bewegung. Demnach verzögern diejenigen, die viel tanzen, Kunstmalerei betreiben und musizieren, das biologische Altern ihres Gehirns um etliche Jahre. So sollen beispielsweise die Gehirne von professionellen Tangotänzerinnen und -tänzern im Durchschnitt sieben Jahre jünger als diejenigen von Personen sein, die vergleichbar alt und aktiv, aber nicht kreativ sind.Kunstmalen und Zeichnen verjüngen das neuronale Zentralorgan laut der Studie fast genauso gut. Ähnlich hilfreich sei es auch, zu musizieren. Sogar mit kreativem Gaming lasse sich die biologische Uhr des Gehirns zurückstellen.Diese Ergebnisse wurden von Teams aus 13 Ländern zutage gefördert. Die Federführung hatte dabei der argentinische Neurowissenschaftler Agustín Ibáñez von der Universität Universidad Adolfo Ibáñez in Santiago de Chile inne und es bestand eine Zusammenarbeit mit dem Global Brain Health Institute (GBHI). Die Autoren führen aus:«In dieser Studie untersuchten wir die potenziell schützenden Effekte kreativer Erfahrungen auf die innere Uhr in einer großen Stichprobe von 1.472 Teilnehmenden. Wir entwickelten kreativitätssensitive Messverfahren zur Erfassung beschleunigter und verzögerter Hirnalterung mithilfe von Hirnuhren, Graphentheorie und biophysikalischer Modellierung. Zunächst schätzten wir robuste Hirnuhrmodelle mithilfe von maschinellem Lernen und EEG-Daten von 1.240 Teilnehmenden. Anschließend berechneten wir die Unterschiede im Hirnalter ... bei Personen mit unterschiedlichen Ausprägungen kreativer Erfahrungen. Diese umfassten nach Alter , Geschlecht, Bildung und geografischer Lage vergleichbare Gruppen von erfahrenen und unerfahrenen Tangotänzern, Musikern, bildenden Künstlern und Videospielern. In einer separaten Gruppe untersuchten wir die Vorher-nachher-Effekte von Kurzzeitlernen im Rahmen eines Videospieltrainings. Dieses Studiendesign ermöglichte es uns, die Effekte gefestigter beruflicher Expertise mit denen von Kurzzeitlernen zu vergleichen.»Als Folge davon habe man zeigen können, dass domänenübergreifende kreative Erfahrungen mit einer verzögerten Hirnalterung, gemessen anhand von BAGs (Brain Aging Aggregation), einhergehen. Der Effekt ist domänenübergreifend (= domänenfrei), weil das Gehirn offenbar nicht danach fragt, «ist das jetzt Kunst, Musik oder Gaming?». Es reagiert auf etwas Gemeinsames, das allen diesen Tätigkeiten innewohnt, zum Beispiel: Hohe kognitive Flexibilität Ständiges Lernen und Anpassen Kreatives Problemlösen unter Unsicherheit Flow-Zustände (Zustand völliger Vertiefung und höchster Konzentration) und intensive Konzentration Belohnung durch selbstgeschaffene ErgebnisseDabei stellten die Forscher fest, dass niedrigere negative BAGs bei Personen mit mehr kreativen Erfahrungen hauptsächlich in frontoparietalen Hirnregionen zu beobachten sind, da diese Regionen anfällig für Alterungsprozesse sind. Ein Zusammenhang zwischen verzögerter Hirnalterung und dem Grad kreativer Expertise wurde sowohl bei Experten als auch bei Lernenden beobachtet. Diese Effekte waren in der Expertenstudie mit Langzeittraining stärker ausgeprägt als die Vorher-Nachher-Effekte bei Nicht-Experten mit Kurzzeittraining.