Das Leben als CIA- oder als FBI-Agent kann gefährlich sein, also braucht es entsprechende Versicherungen. Doch das Unternehmen, welches die Schlapphüte versichert, war ein Jahrzehnt lang in chinesischer Hand. Wie sicher sind die US-Geheimdienstagenten überhaupt noch?Man könnte meinen, dass ein geopolitisch so aktives Land wie die Vereinigten Staaten, welches unzählige Leute in mehreren Geheimdiensten beschäftigt, eigentlich eine Art staatliche Versicherungsgesellschaft für die dort beschäftigten Mitarbeiter hat. Doch dem ist nicht der Fall. Es sind wohl vor allem private Versicherungsdienstleister, die dies übernehmen.Doch nun sorgt ein Coup für Schlagzeilen, der ein ganzes Jahrzehnt über keine Aufmerksamkeit erhielt. Das alles begann 2016, als Jeff Stein, ein alter Hase im Nachrichtendienst-Milieu, erfuhr, dass Wright USA – ein unscheinbarer, aber wichtiger Versicherer für Geheimdienstpersonal – bereits ein Jahr zuvor an das chinesische Konglomerat Fosun gefallen war.Einige Ex-Geheimdienstler hatten offenbar jahrelang geübt, potenzielle Bedrohungen zu übersehen – und hier hat es sich nun ausgezahlt. Stein musste erst darauf hingewiesen werden, dass ausgerechnet jene Firma, die persönliche Daten von Leuten verwaltet, die global verdeckt operieren, plötzlich in chinesischer Hand war. Man stelle sich die Gespräche in Peking vor: “Ihr habt was gekauft? Die Versicherung der CIA-Leute? Für wie viel? Und die Amerikaner haben’s nicht einmal gemerkt?” Es muss ein Moment purer Freude gewesen sein.Noch interessanter wird es, als später herauskommt, dass der Kauf mit 1,2 Milliarden Dollar aus chinesischen Staatsbanken finanziert wurde – wohlgemerkt über die Cayman Islands geschleust. Natürlich verletzte der Kauf keine US-Gesetze, wie es heißt. Doch das macht ihn nur noch absurder. Wenn eine ausländische Macht eine wichtige Geheimdienstversicherung kaufen darf, ohne ein Gesetz zu brechen, dann liegt das Problem nicht in Peking, sondern in Washington.Der Fall wurde irgendwann so peinlich, dass die US-Regierung CFIUS einschaltete – jenes Komitee, das sonst nur dann aktiv wird, wenn ein dubioser ausländischer Hedgefonds unbedingt eine US-Rüstungsfirma übernehmen möchte. Und siehe da: Plötzlich erkannte man, dass ein chinesischer Konzern möglicherweise nicht der ideale Eigentümer für sensible Daten von CIA-Bediensteten ist. Brillant. Monate später wurde Wright USA wieder an US-Eigentümer zurückverkauft,Doch der Schaden war schon entstanden. Zwar ist unklar, welche personenbezogenen Daten die Chinesen in all den Jahren abgreifen konnten, doch mit der richtigen Analysesoftware lassen sich auch aus anonymisierten Daten entsprechende Zusammenhänge erstellen. Wie viele verdeckt arbeitende Geheimdienstmitarbeiter konnten dadurch wohl identifiziert werden? Das weiß niemand. Auf diese Idee hätten die Sowjets im Kalten Krieg mal kommen sollen…