Aufregung nach Merz-Äußerungen über Belem

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19.11.2025 17.41Online seit heute, 17.41 UhrDer deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz sieht das deutsch-brasilianische Verhältnis durch seine viel kritisierte Äußerung über die brasilianische Millionenstadt Belem nicht als belastet an. „Ich habe gesagt, Deutschland ist eines der schönsten Länder der Welt, und das wird vermutlich auch Präsident Lula so akzeptieren“, sagte der CDU-Vorsitzende bei einer Pressekonferenz mit dem schwedischen Ministerpräsidenten Ulf Kristersson in Berlin.Merz hatte sich nach seinem Besuch bei der Klimakonferenz in Belem auf einem Kongress in Berlin zu seinen Eindrücken von der armen Millionenstadt am Amazonas geäußert. „Ich habe einige Journalisten, die mit mir in Brasilien waren, letzte Woche gefragt: Wer von euch würde denn gerne hierbleiben? Da hat keiner die Hand gehoben“, sagte er. „Die waren alle froh, dass wir vor allen Dingen von diesem Ort, an dem wir da waren, in der Nacht von Freitag auf Samstag wieder nach Deutschland zurückgekehrt sind.“ Man lebe in Deutschland „in einem der schönsten Länder der Welt“.„Unglücklich, arrogant und voreingenommen“In Brasilien kamen die Aussagen schlecht an. Mit einigen Tagen Verzögerung griffen brasilianische Medien die Bemerkung auf. Das Nachrichtenportal Diario do Centro do Mundo schrieb von einem „unverschämten Vergleich“. Auch der Bürgermeister der Stadt reagierte auf Merz´ Aussagen und bezeichnete diese als „unglücklich, arrogant und voreingenommen“.Der brasilianische Präsidenten Luiz Inacio Lula da Silva meldete sich ebenfalls zu Wort. Merz hätte in eine Bar gehen, dort tanzen und die lokale Küche probieren sollen, „denn dann hätte er gemerkt, dass Berlin ihm nicht einmal zehn Prozent der Qualität bietet, die der Bundesstaat Para und die Stadt Belem bieten“, sagte er.Lula hatte die selbst für brasilianische Verhältnisse arme Stadt bewusst als Gastgeberstadt ausgewählt, trotz großer logistischer Probleme wie zu wenig Hotelbetten. Dem linken Politiker geht es darum, der Welt die Klimakrise am Amazonas und zugleich die harte soziale Realität in einer Millionenmetropole im Globalen Süden vor Augen zu führen.Kritik auch aus DeutschlandRegierungssprecher Stefan Kornelius widersprach der Lesart, dass sich der Kanzler „missfallend“ oder gar „angewidert“ über die Stadt am Amazonas geäußert habe. „Er hat gesagt, wir leben in einem der schönsten Länder der Welt, und das hat er auf Deutschland bezogen“, erläuterte Kornelius.Kritik kam auch aus Deutschland: „Langsam fragt man sich, ob der Kanzler überhaupt noch irgendwo auftreten kann, ohne Deutschland in Erklärungsnot zu bringen“, sagte die Kovorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Katharina Dröge. Die SPD-Politikerin Isabel Cademartori sagte über Merz’ Äußerung: „Sie bedient das Vorurteil vom ‚arroganten Deutschen‘“.