Pakistan und Saudi-Arabien haben ein Verteidigungsabkommen unterzeichnet, das über reine Symbolpolitik weit hinausgeht. Erstmals wurde offiziell bestätigt, dass die saudische Monarchie künftig unter dem nuklearen Schutzschirm Pakistans steht. Dies ist eine Entwicklung, die das Machtgefüge der Region nachhaltig verschiebt.Seit Jahrzehnten sind beide Länder sicherheitspolitisch eng verflochten. Pakistanische Soldaten dienen in großer Zahl im saudischen Militär, nicht selten auch in Schlüsselpositionen. Ohne diese stille Unterstützung wäre die Armee des Königreichs kaum schlagkräftig genug, um als Regionalmacht mitzumischen. Gleichzeitig war es Saudi-Arabien, das Islamabad über Jahre hinweg mit großzügigen Finanzspritzen unter die Arme griff, als das pakistanische Atomprogramm international isoliert und sanktioniert war. Inoffiziell galt dieses Geld schon damals als strategische Investition – als Vorauszahlung für den Tag, an dem die islamische Bombe auch am Golf gebraucht würde.Mit dem neuen Pakt ist dieser Tag zumindest politisch angebrochen. Islamabad erklärte unmissverständlich, dass ein Angriff auf Saudi-Arabien künftig als Angriff auf Pakistan gewertet würde. Ob die Saudis damit auch faktisch Zugriff auf Sprengköpfe erhalten, ist unklar – doch schon die Möglichkeit verändert die strategische Lage dramatisch. Israel, mit seinem inoffiziellen, aber weithin bekannten Atomarsenal, verliert damit einen Teil seiner militärischen Überlegenheit in der Region. Und auch Teheran wird die Botschaft verstehen: die sunnitische Allianz verfügt nun über ihren eigenen nuklearen Hebel.Für Washington ist dies eine Ohrfeige, die kaum zu überhören ist. Jahrzehntelang garantierten die USA die Sicherheit der Saudis, im Gegenzug floss das Öl verlässlich nach Westen. Doch die wechselhafte Nahostpolitik der letzten Jahre, das unübersehbare Primat israelischer Interessen und das wachsende Misstrauen Riads haben Spuren hinterlassen. Mit Pakistan als militärischem Partner signalisiert die Monarchie, dass sie nicht mehr allein auf amerikanische Zusagen vertraut. Moslem-Brüder im Geiste sind eben wichtiger als irgendwelche “Ungläubigen”.Offiziell betonen beide Seiten, das Abkommen sei die logische Fortsetzung langjähriger Gespräche und nicht gegen ein bestimmtes Land gerichtet. Doch jeder weiß, dass sowohl Israel als auch der Iran gemeint sind. Und in Riad stellt man sich wahrscheinlich längst die Frage: Warum noch ernsthaft über eine Normalisierung der Beziehungen mit Tel Aviv nachdenken, wenn man nun über eine ganz eigene nukleare Abschreckung verfügt?Das Abkommen zeigt, wie schnell sich die geopolitischen Koordinaten verschieben können, wenn alte Allianzen brüchig werden. Saudi-Arabien und Pakistan haben jahrzehntelang still im Hintergrund kooperiert – nun treten sie offen als strategische Partner auf. Der atomare Schirm, den Islamabad spannt, dürfte noch lange Schatten werfen. Denn wenn beispielsweise die vom Iran unterstützte jemenische Ansar-Allah-Miliz (Huthis) wieder einmal saudische Ziele angreifen, könnte die von Riad und Islamabad als iranischer Angriff gewertet – und entsprechend darauf reagiert – werden.