Eichstätt/Wendelstein – Lotti – hellbraunes, dichtes, weiches Fell, plüschige lange Ohren. Wer dieser Eselin in die großen, bewimperten, dunkelschimmernden Augen schaut, erkennt schnell: Begegnungen mit Eseln sind wohltuend. Sie rennen nicht kopflos über Stock und Stein. Mit ihnen unterwegs zu sein bedeutet, sich auf den Augenblick zu konzentrieren – ob für mehrere Wochen, mehrere Tage oder für einige Stunden. Auf einer geführten Pilgertour im Juli waren Pilgernde mit den Eseln Lotti, Paula und Akira unterwegs, auf Feldwegen und Waldabschnitten rund um Wendelstein im Landkreis Roth.Schon nach kurzer Zeit bekamen die Pilgernden ein Gefühl dafür, warum Esel wunderbare Wegbegleiter sind. Schritt für Schritt, einen Fuß, einen Huf vor den anderen setzen, während darunter der Weg knirscht. Was ein Esel tut, tut er ohne Hast und in seinem ganz eigenen Tempo, je nach Gemütszustand. Es sind Momente unter freiem Himmel, in denen man zur Ruhe kommen und Kraft schöpfen kann, wo eine gewisse Nähe zu den Vierbeinern entsteht.Faszinierende TiereFür manche der Pilgernden war es die erste Pilgertour überhaupt. Begleitet wurden sie von Roland Nusko. Als Jakobspilger hat er vor 13 Jahren begonnen. Seine Faszination dafür ist so groß, dass er vor zwei Jahren eine Ausbildung zum Pilger-Begleiter absolviert hat. Ehrenamtlich bietet er über das Jahr immer wieder Touren wie diese an. So erklärt er etwa Natur und Kultur am Wegesrand und geht dabei, den Menschen sehr zugewandt, auf deren religiöse und spirituellen Bedürfnisse ein.„Pilgernde mit Esel sind auch auf den Jakobswegen in Frankreich und Spanien zu treffen, so kam mir die Idee zu dieser Tour“, erzählt er. Die 13 Kilometer lange Pilgertour hat Roland Nusko mit dem Motto „Sturheit, Anpassungsfähigkeit, Offenheit, Spontanität, Mitgefühl und Lebensfreude“ überschrieben und erklärt: „Von den Eseln lässt sich innere Ruhe lernen und eine angenehme Laufgeschwindigkeit finden.“ Und manchmal braucht es eben eine kleine Pause. Ob Heidekraut, Farn, frisches Tannengrün oder ein Maisfeld. Alles das dient den Eseln auf dem Weg als Stärkung. „Die Tiere wissen, was sie fressen dürfen“, so Rupert Beyer. Zusammen mit seiner Frau Birgit betreibt er in Stauf bei Neumarkt einen Eselstall. Hier sind Lotte, Paula, Akira und weitere 29 Vierbeiner zu Hause, darunter Mini-Esel, Zwergesel oder Hausesel. Interessierte können sich diese dort ausleihen. Rund um Stauf gibt es geführte Wanderungen und zwei ausgeschilderte Routen, bei denen Familien oder Gruppen ohne Begleitung unterwegs sein können. „Immer zwei Esel müssen es mindestens sein“, erklärt Beyer. Esel sind soziale, aufmerksame Tiere, sie mögen es nicht allein zu sein. Vor 30 Jahren hat Familie Beyer auf ihrem Hof mit der Eselzucht begonnen. Geschlachtet werden sie nicht, sie sollen ein möglichst glückliches Esel-Leben führen. „Sie können 40 Jahre oder älter werden.“ Kinder bis zu 35 Kilogramm dürfen auch auf den Tieren reiten, die längere Zeit ohne Wasser auskommen können und als gutmütige und friedliche Wesen gelten.Der Esel war also wohl nicht ohne Grund das Haustier des Jahres 2022. Bereits seit dem 3. Jahrtausend vor Christus begleiten Esel die Menschen als Haus- und Herdentiere. Ochs und Esel gehören zur Weihnachtskrippe, obwohl weder Lukas noch Matthäus davon erzählen, und Jesus ritt auf einem Esel in Jerusalem ein. In biblischer Zeit waren die Tiere für die Menschen kostbar.Esel-Erlebnisse sind auch auf dem Müßighof von Regens-Wagner in Absberg möglich. Dort gibt es etwa Esel-Trekking für Besuchende mit Erlebnisbäuerin Margit Rohm wie etwa zuletzt anlässlich des Großeltern-Enkel-Tages des DJK-Diözesanverbands. „Acht Esel leben bei uns“, erzählt sie. Ronja, Lotte, Leila, Ines, Lucca, Gretel, Sina und Karlchen. Er ist mit seinen fünf Jahren der Jüngste. „Wer den Körper der Tiere beim Streicheln berührt, den berühren die Tiere wieder im Herzen und der Seele“, findet Rohm, selbst wenn es, wie sie sagt, „vielleicht kitschig klingt.“ „Die Tiere machen etwas mit einem.“ Von ihnen und mit ihnen lässt sich Verlässlichkeit und Verantwortung lernen.