Digitale ID: In Großbritannien Proteste, in Deutschland «Schützenhilfe» der Medien

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Die EU-Mitgliedsstaaten sind verpflichtet, den Bürgern bis 2026 eine nationale digitale Identitätsbörse zur Verfügung zu stellen. Das Online-Portal «Heise» gibt der Bundesregierung Tipps, damit deren EUDI-Wallet ein Erfolg wird.Quelle: transition-newsIn London gingen am Wochenende tausende Menschen gegen die Pläne der britischen Regierung zur digitalen ID auf die Straße. Diese Proteste sind Ausdruck der über das politische Spektrum verbreiteten Kritik, nachdem Premierminister Keir Starmer ein solches System und dessen obligatorische Nutzung für Arbeitszwecke bis 2029 angekündigt hatte (wir berichteten).Die Regierung gibt vor, mit dieser Maßnahme die illegale Einwanderung bekämpfen zu wollen. Doch die Kritiker haben profunde Bedenken. Der ehemalige konservative Minister David Davis, der sich schon gegen die ID-Pläne von Tony Blairs Labour-Regierung einsetzte, wird von mehreren Medien folgendermaßen zitiert:«Digitale Identitäten und ID-Karten mögen zwar nach modernen und effizienten Lösungen für Probleme wie illegale Einwanderung klingen, doch solche Behauptungen sind bestenfalls irreführend. Die damit verbundenen Systeme stellen eine erhebliche Gefahr für die Privatsphäre und die Grundfreiheiten der britischen Bevölkerung dar.»Während es also in Großbritannien weit verbreitet grundsätzlichen Widerstand gegen die Einführung gibt, bekommt die Politik von deutschen Medien sogar «Schützenhilfe» für derartige Pläne. Das Online-Portal Heise analysierte jetzt zum Beispiel, wie die elektronische Brieftasche für die beschlossene und bereits entstehende EU-weite digitale ID (EUDI) erfolgreich sein könnte.«Zu Weihnachten 2026 will die EU alle Europäer mit einer App beschenken», schreibt Heise und erinnert an die Pflicht der Mitgliedsstaaten, den Bürgern bis dahin eine Wallet-Anwendung für digitale Ausweise zur Verfügung zu stellen.Die deutsche Bundesregierung stelle für dieses Ziel viel Steuergeld bereit und habe mit der Entwicklung der deutschen EUDI-Wallet-App die Bundesagentur für Sprunginnovationen beauftragt. Damit die Entwicklungsmillionen nicht vergeudet wären, hat das Portal einige Tipps parat, wie man die Akzeptanz der Bürgerinnen und Bürger erhöhen könnte.Ein Vorteil im Vergleich zum existierenden digitalen Personalausweis sei, dass die EUDI-Wallet auch «alle möglichen Nachweise von der Geburtsurkunde bis zum Steuerbescheid» speichern könne. Ganz im Stile und Tonfall der EU befindet Heise außerdem:«Helfen dürfte auch, dass die EU Unternehmen aus zahlreichen Branchen dazu verpflichtet, die EUDI-Wallet als Identitätsnachweis zu akzeptieren, etwa Banken, Versicherungen sowie Energie- und Telekommunikationskonzerne.»Für einen «Durchbruch der Wallet» werde es nicht reichen, so Heise, nur die Ausweisfunktion und eine digitale Variante des Führerscheins in die Wallet zu stecken, wie es die Bundesregierung plane. Wenn die App ein Erfolg werden solle, müssten auch Nachweise wie eine Krankenkassenkarte, Bezahlkarten, Mitarbeiterausweise, Membership-Karten und solche für die Bücherei oder das Fitnessstudio in die digitale Brieftasche. So könne man die App im Alltag etablieren.Das Portal bedauert, dass die Bundesregierung private Unternehmen kaum verpflichten werde, digitale Nachweise in einem EUDI-Wallet-kompatiblen Format zur Verfügung zu stellen. Dafür könne sie jedoch im öffentlichen Sektor durchaus Druck in dieser Richtung ausüben, damit staatliche Nachweise wie Meldebescheinigungen, Schulzeugnisse oder Geburtsurkunden in der App landen.Wenn die Zusammenarbeit von Nachweisausstellern und Akzeptanzstellen nicht praxistauglich werde, könne man die Nutzer nur schwer in das System bringen. Diese würden dann lieber die vorinstallierten Wallets von Apple oder Google verwenden, prophezeit das Portal. Es wäre zu ergänzen, dass Benutzer mit Sinn für Privatsphäre und Selbstbestimmung alle diese Varianten meiden sollten.Quelle: Heise: Analyse: Was die geplante EUDI-Wallet-App zum Erfolg benötigt – 17. Oktober 2025 Transition News: EUDI-Wallet: «Der Weg für ein vollständig digitalisiertes Europa ist frei» – 8. Mai 2024