»Massenpsychologie und Ich-Analyse« (Freud) oder wenn der Wahn die Massen ergreift. Sechster Teil. Version-1.

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Allgemeiner Hinweis: Der folgende Text ist die 1. Version des 6. Teils einer Reihe von Texten, die nach und nach im Vordruck auf QPress.de in eine »Einführung in die Kritik der Psychoanalyse« eingehen sollen; sie sind als Einführung für eine allgemeine Kritik der Psychoanalyse im Kontext des alltäglichen Nahbereichs in drei Bänden gedacht, die in rund zwei Jahren erscheinen wird. Link des 1. Teils – hier anklicken; des 2. Teils – hier anklicken; des 3. Teils – hier anklicken; des 4. Teils – hier anklicken; des 5. Teils – hier anklicken. E6 Zum Begriff der Empathie in scharfer Abgrenzung zum Begriff des MitleidensIn dieser Einführung wird es darum gehen müssen, die freudschen Begriffe der Analyse so gut es geht dem Verstehen des Lesers zugänglich zu machen, ja, und nicht zuletzt auch mir, ein tragendes Motiv des Schreibens, das für gewöhnlich unterschlagen wird. Verstehen passiert schrittweise und zunächst nicht besonders tiefgründig, zum Beispiel mit den Begriffen der Verdrängung oder Abreaktion, dem Abreagieren negativer Gefühle, von Konflikten in uns ausgelöst, jene beiden Begriffe – zusammen mit zahlreichen weiteren Begriffen – in einem innigen Verhältnis zueinander sich gegenseitig beleben. Dazu gehören auch die eben erwähnten Begriffe des (negativen) Gefühls und des Konflikts; selbst den der Argumentation und des eben erwähnten Konflikts: Konflikte lösen negative Gefühle im Innenleben eines Menschen aus, der argumentativ einer Kritik ausgesetzt ist. Hier sich eine Verbindung auftut zwischen dem Innen ( leben) und Außen; in diesem Kontext nicht zu vergessen, dass Verbindungen ausgebildet werden, die das Subjekt in sich generiert: zur sozialen Struktur, in die es involviert bis hin zum gesellschaftlichen Ganzen, das Ganze das Subjekt als Vorstellung, wie es verfasst sein möge, in sich ausbildet. Und so geht es immerzu weiter.Kommen wir aber zunächst auf den Begriff der Abreaktion zu sprechen. Nicht nur von ihm meinen wir im Alltag eine durchaus gebrauchsfertige oder nicht weiter ausbaunotwendige Vorstellung zu haben, jedenfalls eine solche, die keiner tiefer- oder eingehenderen Spezifizierung – Verbindungen zu weiteren Begriffen – bedarf; etwa wenn in (E5 Witsch 2025/09/11) davon die Rede ist, dass der Begriff der Abreaktion so allgegenwärtig wie universell in den sozialen Strukturen oder Beziehungen präsent sei, für sich genommen hinreichend aussagekräftig.Irrtum, denn ehe wir uns versehen, laufen uns weitere Begriffe über den Weg: dem der »sozialen Struktur« in Abgrenzung zum »gesellschaftlichen Ganzen« sowie dem des »Subjekts« und wie es mental disponiert ist in Abhängigkeit zu seiner sozialen Umgebung bis hin zum gesellschaftlichen Ganzen. Davon schon die Rede war (vgl. Witsch 2009, S. 33 – 38) und immer wieder die Rede wird sein müssen[1].Allgegenwärtig sind, und das ist der Sinn dieser Einführung in die Kritik der Psychoanalyse, die Begriffe in ihrer gebrauchsfertigen Verwendung analytisch indes nur begrenzt verwendbar, noch dazu aufs Ganze gesehen oder in einem umfassenderen Kontext. So auch der Begriff der Abreaktion. In einem differenzierenden, resp. umfassenderen Kontext mag er weniger leicht verstehbar oder nicht unmittelbar zugänglich sein, etwa verbunden mit »mentalen Störungen«, die darin bestehen, dass negative Gefühle mehr oder weniger sozialunverträglich ausgelebt werden, für gewöhnlich sozialunverträglich von außen ausgelöst, namentlich von Momenten unseres Wirtschaftssystem, dem Kapitalismus, induziert, das heißt, wesentlich vor dem Hintergrund, dass dieses System sich selbst zerstört, aus sich selbst heraus, mit sich selbst nicht identisch, freilich nur eine Richtung seiner Veränderung kennt: die seiner Zerstörung, seines Niedergangs, sodass, wenn dem so ist, sich unschwer vorhersagen lässt, dass das System weitgehend und heute immer absehbarer ungebremst dazu neigen wird, alle mit ihm verbundenen sozialen Strukturen mit in den Niedergang hineinzuziehen: man dann davon ausgehen muss, dass soziale Strukturen in den (Wirtschafts-) System-Selbstmord eingebettet sind, in die Zerstörung der Menschheit in einem immer wahrscheinlicheren Dritten Weltkrieg. Ja, und für den Systemselbstmord bedarf es mit dem System verbundene Menschen, die mental entsprechend disponiert sind vor dem Hintergrund, dass das System Menschen braucht, die den Systemselbstmord und damit auch ihren eigenen Selbstmord herbeiführen. Das geschieht moralisch motiviert, für Freiheit und Demokratie, darin sich der bewusste Wille zum Selbstmord in Luft auflöst; würden Menschen doch widersprechen, wenn man ihnen Selbstmordabsichten unterstellen würde, zum Beispiel in einem sich selbst verstärkenden oder sich verselbständigen Konflikt mit Russland, wie wir es gerade erleben:»Gefahr am Himmel: Wie wehrhaft ist Deutschland gegen Drohnen?«, heißt es in der Nachrichtensendung zdfheute. Wörtlich einführend: »Unbekannte Drohnen über Bundeswehr-Standorten und kritischer Infrastruktur. Expertin Ulrike Franke warnt: Deutschland ist schlecht vorbereitet und unterschätzt die Bedrohung« (ZDF 2025/09/24).Tiefergehend analysiert, drängen sich die Anzeichen, dass wir in den Untergang hineinwachsen, immer eindringlicher auf. Und die Mehrheit der Menschen lässt das widerstandslos, gleichsam wie paralysiert, über sich ergehen, man sollte endlich sagen, in wachsendem Maße mental, mithin kommunikativ gestört, sodass sich der kommende Untergang der Menschheit sich irgendwann zur Gewissheit verdichten muss und Menschen innerlich geradezu wie im Wahn disponiert sein müssen, um das immer noch zu leugnen. Und wenn es dann so weit ist und der Untergang der Titanic augenscheinlich nicht mehr in Frage steht, wollen die meisten Menschen, bevor sie absäuft, noch einmal gehörig die Musikkapelle aufspielen lassen. Vorerst laufen die Menschen indes nur mit, wie paralysiert äußern sie sich kaum oder nur verhalten, wie es sich für Mitläufer gehört; spüren sie doch instinktiv, dass es mit der Meinungsfreiheit nicht weit her ist, dass umstrittene Äußerungen zur politischen Lage mit Ausgrenzungen – frei nach Freud mit »Objektverlusten« verbunden sind, die Traumata wiederbeleben würden, die sie in der frühen Kindheit, gleich zu Beginn mit dem Geburtstrauma erlebt haben, um darauf mit Reflexen (Saug- und Greifreflex) zu reagieren, so die Menschen heute reagieren, gestört, indem sie reflexartig bestimmte Themen meiden oder auf sie reflexartig ablehnend oder aggressiv reagieren. So ich es beständig mit Tennisfreunden, nicht allen, erlebe. Hier haben wir es allerdings mit Vermutungen zu tun, die aus meiner Sicht jeder für sich selbst beantworten mag – ob er sich den Schuh einer mentalen Störung, Freud sagte »Neurose«, anziehen mag.Eine (analytisch) tiefergehende Antwort darauf scheint mir indes nur in einem sprachgestützten intersubjektiven Kontext, der aus mindestens zwei Personen besteht, möglich, in dem die Kommunikation nicht mit fadenscheinigen Gründen verweigert wird, ferner unmöglich ohne Begriff von einem Trauma, generell ausgelöst durch Objektverluste, jedenfalls solange ein möglicherweise traumatisiertes Subjekt, das lediglich nur mitläuft, nicht weiß, was das ist: ein Trauma, davon in (E5 Witsch 2025/09/11) zum ersten Mal die Rede war im Kontext einer Auseinandersetzung, die Freud mit seinem Zeitgenossen Otto Rank und seiner Geburtstrauma-Vorstellung führte (vgl. Freud 1926, Kap. X, S. 76f).Und weil Menschen ihre eigenen traumatischen Erfahrungen, namentlich ihre Konflikte, begriffslos, resp. unverstanden, nicht verstehbar kommunizieren, neigen sie mehr oder weniger offen, dem Augenschein nach, dazu, selbige, bzw. die von ihnen ausgelösten negativen Gefühle in ihnen, weitgehend sozialunverträglich abzureagieren, sinnfrei, bzw. dem Verstehen abhold insbesondere dort, wo sie nicht unmittelbar betroffen sind: sie und ihre Angehörigen nicht selbst mit einem Gewehr in der Hand in der Ukraine in den Krieg gegen Russland ziehen müssen, um Objektverluste hautnah zu erleben. In diesem umfassenderen Kontext werden Abreaktionen sozialunverträglich ausgelebt, zumal ohne die Spur von Empathie für Menschen, die man nicht kennt, etwa für Menschen, die in der Ukraine in den Krieg gezwungen werden. In (RtDe 2025/07/11b) heißt es einführend:»Bei der Rekrutierung ukrainischer Wehrpflichtiger kommt es zu ’systematischen‘ Menschenrechtsverletzungen. Dies geht aus einem Bericht des Menschenrechtsbeauftragten des Europarats hervor, der Kiew auffordert, die Fälle zu untersuchen und künftige Verstöße zu verhindern«.In (RtDe 2025/07/14) heißt es ergänzend:»Rund 70 Prozent der zwangsrekrutierten ukrainischen Bürger fliehen noch während der Grundausbildung aus der Militäreinheit. Das sagt der Militärausbilder der ukrainischen Armee Anton Tschornij in einem Interview«.So gesehen, möchte man meinen, dass leidende Menschen ganz generell von der Politik und ihren sie tragenden (Staats-) Medien gehasst werden, indes ohne dass Politiker und Medienverantwortliche sich einen tiefergehenden oder umfassenderen Begriff von ihrem Hass machen. Das macht einmal mehr ihre mentale Störung aus: sie laufen ohne Begriff von sich selbst und ihrem Innenleben herum. Das verbergen sie instinktiv vor ihrer sozialen Umgebung, sowie gleichursprünglich vor sich selbst, indem sie ihre mental gestörte Disposition (des Hasses) in Rührseligkeiten ertränken, so wenn Bundeskanzler Merz anlässlich einer Rede große Gefühle des Mitleidens mit den Juden zum Ausdruck bringt, um im Windschatten dieser großen Gefühle den Sozialstaat zu zerschlagen. Unter der Überschrift »Rührseligkeiten oder wie Politik sich entkriminalisieren lässt« (Witsch 2025/09/23) heißt zum Begriff der Rührseligkeit: »Merz, der Mensch« und »darf ein Kanzler so viel Gefühl zeigen«? So »titelte die ZEIT am 17.09.2025 (…) mit ganz viel Herz aus der Feder von ZEIT-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo« Anlass war eine Rede von Mertz zur »Wiedereröffnung der restaurierten Reichenbach-Synagoge in München am 15. September«. Wisse Lorenzo denn nicht, heißt es weiter in (Witsch 2025/09/23), »dass Merz den Bürger hasst, insbesondere die, die »es nicht geschafft haben«? (RtDe 2025/09/21) zufolge treibe Kanzler Merz den »Sozialkahlschlag voran«: »Nicht nur Migranten und Bürgergeldbeziehern wollen er und seine Parteifreunde ans Leder, sondern allen Lohnabhängigen. Krankheit soll für gesetzlich Versicherte richtig teuer werden, so ihr Vorschlag – wegen angeblich zu vieler Arztbesuche«.Meiner Deutung gemäß ist Mitleid anders als Empathie mehr oder we¬niger offen mit Hass, Mord und Totschlag vereinbar. Die Fähigkeit zum Mitleiden besitzen alle Menschen mehr oder weniger, auch der Grausamste, zum Beispiel Hitler für seinen Hund oder seine Frau Eva Braun, dagegen nicht für Menschen, vor allem Juden, die auf der Grundlage einer heiß geliebten Idealität (reinen arischen Blutes) in die Vernichtung getrieben werden müssen. Oder für sogenannte Arbeitsscheue, die auf Kosten des Gemeinwohls eine ihnen angebotene Arbeit nicht machen wollen und es deshalb verdienen, ggf. im Müll zu verenden.[2]Anmerkungen[1] Unter anderem auch sehr differenziert im Vorwort von Klaus-Jürgen Bruder zum Vierten Teil der »Politisierung des Bürgers. Theorie der Gefühle« (Witsch 2013a, S. 7 – 13).[2] Zum Begriff der Empathie in scharfer Abgrenzung zum Begriff des Mitleids vgl. Kap. 6.9, S. 121 – 124: »Enttabuisierung des Innenlebens: Über den Film ’Capernaum‘«.Quellen Freud, Sigmund (1926). Hemmung, Symptom und Angst. Reclam-Verlag (zitiert nach der Ausgabe von 2022).RtDe (2025/07/11b). Ukraine: Europarat „alarmiert“ über Todesfälle und Folter im Zusammenhang mit Zwangsrekrutierung.RtDe (2025/07/14). Ukrainische Armee: 70 Prozent der Mobilisierten desertieren noch während Grundausbildung.RtDe (2025/07/21). BlackRock-Kanzler gegen Arbeitsrechte: Kranke sollen blechen.Witsch, Franz (2009). Die Politisierung des Bürgers. Beiträge zur Wahrnehmung und Produktion sozialer Strukturen. Erster Teil: Begriff der Teilhabe. Norderstedt. Verlag: BoD (zitiert nach der Ausgabe von 2015).Witsch, Franz (2012). Die Politisierung des Bürgers. Beiträge zur Wahrnehmung und Produktion sozialer Strukturen. Zweiter Teil: Mehrwert und Moral. Norderstedt. Verlag: BoD (zitiert nach der Ausgabe von 2017).Witsch, Franz (2013). Die Politisierung des Bürgers. Beiträge zur Wahrnehmung und Produktion sozialer Strukturen. Dritter Teil: Vom Gefühl zur Moral. Norderstedt. Verlag: BoD (zitiert nach der Ausgabe von 2017).Witsch, Franz (2013a). Die Politisierung des Bürgers. Beiträge zur Wahrnehmung und Produktion sozialer Strukturen. Vierter Teil: Theorie der Gefühle. Norderstedt. Verlag: BoD (zitiert nach der Ausgabe von 2015).Witsch, Franz (2025/07/13). E1 Leerbegriffs-Psychoanalyse ohne Realitätsbezug. Verlag: QPress.de.Witsch, Franz (2025/07/29). E2 Zirkelschluss-Analyse oder wie es die Psychoanalyse (Freud) schafft, den Realitätsbezug aufzulösen. QPress.de.Witsch, Franz (2025/08/10). E3 Realitätsphobien, eingelassen in die Psychoanalyse sowie Sozialtheorien (Detel, Habermas, Bruder, etc.) generell. Verlag: QPress.de.Witsch, Franz (2025/08/24). E4 Konfliktpositionen regressiv (realitätsphobisch) verarbeiten. Verlag: QPress.de.Witsch, Franz (2025/09/11). E5 Mit Abreaktionen Zugehörigkeitsbedürfnisse ausleben. Verlag: QPress.de.Witsch, Franz (2025/09/23). Rührseligkeiten oder wie Politik sich entkriminalisieren lässt. Verlag: QPress.de.ZDF (2025/09/24). Gefahr am Himmel: Wie wehrhaft ist Deutschland gegen Drohnen?ZEIT (2025/09/17). Festakt in Münchner Synagoge: Merz, der Mensch. Darf ein Kanzler so viel Gefühl zeigen? Ein Kommentar von Giovanni di Lorenzo.Der Beitrag »Massenpsychologie und Ich-Analyse« (Freud) oder wenn der Wahn die Massen ergreift. Sechster Teil. Version-1. erstrahlte zuerst auf QPress.